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In Berlin überreichte am 11. November 2002 der Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg das vom Bundespräsidenten verliehene Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Hildegard Rauschenbach, geb. Mischke. Bei einer Würdigung dieser Auszeichnung für Hildegard Rauschenbach muß ein ganzer Strauß an Fähigkeiten und Leistungen hervorgehoben werden. Sie wurde am 15. März 1926 in Lindbach (Dickschen), Kreis Schloßberg, Ostdeutschland, geboren. Auf der Flucht vor der Roten Armee wurde Hildegard Rauschenbach 1945 von den Russen eingeholt, von den Eltern getrennt und nach Sibirien verschleppt.
Von dort kehrte sie erst nach dreieinhalb Jahren zurück und traf ihre Eltern in Klein-Machnow bei Berlin wieder. Seit 1950 lebt Hildegard Rauschenbach in Berlin. In ihrem ersten Buch "Lager 6437, ich war verschleppt nach Sibieren" schildert Hildegard Rauschenbach die Zeit der Zwangsarbeit in Sibirien. Das Leben im Lager von Schadrinsk war geprägt von Entbehrungen, Schwerstarbeit, Ungeziefer, Typhus, Kälte, Verzweiflung, Hunger und Hoffnungslosigkeit. Inzwischen ist dieses Buch zweimal erweitert worden: 1993 "Von Pillkallen nach Schadrinsk" und 2001 unter dem Titel "Vergeben ja - vergessen nie", auch in russischer Sprache erschienen. 1988 gab Hildegard Rauschenbach ihr zweites Buch "Zuhause in Pillkallen" heraus, das inzwischen auch in die russische Sprache übersetzt worden ist und von den russischen Menschen, die in unserer Heimat leben, gern gelesen wird. In dem nächsten Buch "Marjellchen wird Berlinerin" beschreibt sie, wie sie zum Großstadtmenschen wurde. Außer den Büchern "Koddrig und lustig" und "Marjellchens verzwickte Verwandt-schaft" hat Hildegard Rauschenbach 50 Lieder vertont und oft auch getextet.
Als Alleinunterhalterin mit ihren Liedern und ostdeutschen Geschichtchen ist sie unübertroffen. Mit der von ihr in Berlin gegründeten Gruppe "Ostpreußisch Platt" erfüllt Hildegard Rauschenbach eine kulturelle Aufgabe, die nur noch von wenigen Ostdeutschland geleistet werden kann.
Einige Jahre hat sie im Vorstand der Landesgruppe Berlin mitgearbeitet. Auch wirkt Hildegard Rauschenbach seit Jahrzehnten in der Heimatkreisgruppe Schloßberg in Berlin als stellvertretende Kreisbetreuerin.
Schon 1991 - bald nach dem Fall des Eisernen Vorhangs - reiste sie mit ihrem Mann zum erstenmal nach Schadrinsk, an den Ort, wo sie nach Ende des Krieges im Lager schlimmsten Entbehrungen ausgesetzt war. 2000 wurde das Ehepaar vom Generaldirektor der Fabrik in Schadrinsk eingeladen.
Dank der Initiative von Hildegard Rauschenbach wurde durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im vorletzten Jahr auf dem Berliner Standortfriedhof in der Lilienthalstraße ein Mahnmal für die verschleppten deutschen Frauen und Mädchen errichtet. Die Schirmherrschaft für die Feier zur Enthüllung des Gedenksteines hatte die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Christine Bergmann, übernommen. Dieser Gedenkstein ist einer Stele aus Granit nachempfunden, die die Bürger aus Schadrinsk in Sibirien am Gemeinschaftsgrab deutscher Mädchen und Frauen errichtet haben.
Nach all den Erniedrigungen, die Hildegard Rauschenbach während der Zwangsarbeit in Sibirien ertragen mußte, ist sie heute ein lebensbejahender Mensch, der sich stets für Völkerfreundschaft einsetzt. Diese Haltung trug sicher auch dazu bei, daß Hildegard Rauschenbach im November 2001 für die zentrale Gedenkstunde des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Reichstag als Sprecherin der Zeitzeugen ausgewählt wurde. K. |
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