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Das Kunstmuseum Basel widmet Hans Holbein d. J. (Augsburg 1497/98-1543 London) derzeit eine große Ausstellung. Im Zentrum steht das Schaffen des Künstlers aus seiner Basler Zeit. Vom 28. September 2006 bis 7. Januar 2007 wird Tate Britain in London die in England entstandenen Werke ausstellen. Erstmals zeigen die sich ergänzenden Ausstellungen in Basel und London das Gesamtwerk von Hans Holbein d. J., der neben Dürer, Baldung Grien und Grünewald zu den bedeutendsten Künstlern des frühen 16. Jahrhunderts gehört.
Es wird mich einer nicht so leicht nachahmen, wie er mich tadeln wird." Diesen Wahlspruch schrieb Hans Holbein der Jüngere in lateinischer Sprache auf einem Porträt des Erasmus von Rotterdam in den Schnitt eines Buches. Stolz klingt aus diesen Worten des Malers, der als einer der bedeutendsten Künstler des 16. Jahrhunderts gilt. Von seiner Kunst kann man sich jetzt in der Ausstellung des Kunstmuseums Basel, St. Alban-Graben 16, überzeugen, wo ein Großteil aller erhaltenen Werke aus Holbeins Schaffensjahren zwischen 1515 und 1532 zu sehen ist. Rund 40 Gemälde, 100 Zeichnungen und zahlreiche druckgraphische Werke zeigen, wie hochwertig das Œuvre dieses Künstlers ist.
Das Kunstmuseum Basel besitzt übrigens weltweit die größte Sammlung an Gemälden, Zeichnungen und druckgraphischen Werken dieses schon zu Lebzeiten geschätzten Künstlers. Bereits im Jahr 1661 konnte mit dem Ankauf des "Amerbach-Kabinetts" der größte Teil dieses bedeutenden Ensembles von Holbein-Werken für Basel gesichert werden. Die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandene Sammlung der Basler Familie Amerbach blieb so erhalten, und es wurde gewährleistet, daß die Sammlung nicht in alle Winde zerstreut wurde.
Obwohl man in Basel auf einen großen eigenen Bestand zurückgreifen kann, runden dennoch viele Leihgaben aus dem Ausland die Ausstellung ab. Zu den bedeutendsten gehören der "Oberried-Altar" aus dem Münster in Freiburg i. Br., die "Solothurner Madonna" und die "Darmstädter Madonna", aber auch Bildnisse aus der Zeit von Holbeins erstem Aufenthalt in England (1526-1528). Gezeigt werden darüber hinaus sämtliche eigenhändigen Zeichnungen aus eigenem Bestand, ergänzt durch Leihgaben aus Augsburg, Braunschweig, Leipzig, Lille, London, München, Oxford, Paris und Windsor Castle.
In Basel besteht die einzigartige Möglichkeit, die sonst verstreuten Werke nebeneinander zu sehen, sie unmittelbar zu vergleichen und in ihren Besonderheiten neu wahrzunehmen. Durch die Hängung von Gemälden und Zeichnungen nebeneinander ist es auch möglich, die Entstehung so manchen Werks zu verfolgen. Erstaunlich, wie wandlungsfähig Holbein auf die Wünsche seiner Kunden reagierte. Die Zeichnung mit dem Porträt der Lady Mary Guildford zum Beispiel zeigt eine heitere junge Frau, die sogar ein wenig kokett lächelt, während sie auf dem offziellen höfischen Öl-Porträt di-stanziert und streng wirkt.
Holbein gilt als der Magier unter den Poträtmalern. So las man in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" über seine Kunst: "... wie er all die Damen und Herren von Rang und Namen auf unergründliche, türkis, olivfarben oder turmalingrün schimmernde Gründe setzt, als müßte ihr Bildnis in diesen tiefen Wassern untergehen, nur um sie aus solcher Dunkelheit um so strahlender und präsenter hervortreten und auf den Betrachter wirken zu lassen, hat nicht seinesgleichen. Hier vermählt sich das Altdeutsche, stets etwas Holzschnittartige, glücklich mit dem Eleganten und Geschmeidigen ..."
Hans Holbein d. J. war Sproß einer erfolgreichen Künstlerfamilie. Geboren 1497 oder 1498 in Augsburg, lernte er gemeinsam mit seinem Bruder Ambrosius beim Vater Hans Holbein d. Ä., der eine große Malerwerkstatt leitete. 1515 gingen die Brüder nach Basel, wo Hans von der Stadt den Auftrag erhielt, den Großratssaal mit Wandbildern auszumalen. Auch Aufträge für religiöse Tafelbilder stellten sich bald ein. Er stand in engem Kontakt mit Druckern, für die er Entwürfe für Buchillustrationen lieferte, und den in Basel wirkenden Humanisten, unter ihnen kein Geringerer als Erasmus von Rotterdam, den er mehrmals porträtierte. Als der Gedanke der Reformation auch Basel erreichte und fanatische Bilderstürmer Werke Holbeins zerstörten und die reformierte Kirche kaum noch sinnenbetörende Bilder in Auftrag gab, entschloß Holbein sich, nach England zu gehen und neue Aufgabengebiete zu finden. Dort malte er immer wieder Porträts von Angehörigen der englischen Aristokratie aus dem Umkreis des Hofs. Im Jahr 1528 kehrte er für vier Jahre nach Basel zurück, bis er 1532 endgültig nach England übersiedelte. Sein Traum, am französischen Hof Aufnahme zu finden, erfüllte sich nicht. 1535 wurde er allerdings Maler am Hofe des eng-lischen Königs Heinrichs VIII. Seinem Basel aber blieb er treu, bezeichnete er sich doch noch ein Jahr vor seinem Tod am 29. November 1543 in London auf dem Selbstbildnis, das in den Uffizien in Florenz aufbewahrt wird, als Bürger von Basel.
Die Ausstellung im Kunstmuseum Basel ist dienstags und donnerstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs von 10 bis 20 Uhr geöffnet, Eintritt 18 CHF, bis 2. Juli.
Hans Holbein d. J. : Bildnis seiner Frau mit den beiden älteren Kindern (Ausschnitt, 1528) Fotos (2): Kunstmuseum Basel
Zeitgenosse: Bildnis des schreibenden Erasmus von Rotterdam (Ausschnitt, 1523) |
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