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Der Sensenmann

 
     
 
Der Stammtisch im Deutschen Haus war sich einig: Das seien noch Zeiten gewesen, als deutsche Wirtschaftsethik vom Meister / Gesellenverhältnis geprägt war - auch noch, als schon längst viel größere Unternehmen das Wirtschaftsleben beherrschten. In schlechten Zeiten habe man gemeinsam Suppe gegessen, bevor ein Mitarbeiter vor die Tür gesetzt wurde.

Darum prägte bitterer Sarkasmus das Gespräch am Stammtisch, als bekannt wurde, daß Deutsche-Bank-Chef
Josef Ackermann mit seinem Jahresgehalt von mehr als sieben Millionen Euro trotz Rekordgewinnen von mehr als 2,5 Milliarden Euro nach Steuern weitere Tausende Beschäftigte in Deutschland rausschmeißen will. Wieder sei Ackermann seinem Ruf als Sensenmann am Arbeitsmarkt gerecht geworden. Seit seinem Amtsantritt vor knapp drei Jahren sei die Zahl der Beschäftigten der Deutschen Bank um 20.000 gesunken. Wo die Schrumpfkur enden soll, verrate er nicht.

Die gegenwärtige Stimmungslage sei geprägt von um zehn Prozent steigenden Unternehmens- und kräftigen Börsengewinnen auf der einen, und fünf Millionen Arbeitslosen auf der anderen Seite. Das sei eine schlimme Erfahrung, hieß es am Stammtisch. Als einst die militärisch und ideologisch hochgerüstete Sowjetunion den Westen real bedrohte, legte sich dessen Kapitalismus eine Tarnung zu und hielt sich zurück, jetzt aber zeige er sein wahres Gesicht, vermutete der Stammtisch.
 
     
     
 
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