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Deutsche 1945

 
     
 
Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, da die letzten Deutschen aus dem nördlichen Ostdeutschland vertrieben wurden. Viele Menschen, die diese schwere Zeit erlebt und überlebt haben, sprechen oft nicht gern darüber; zuviel Leid haben sie durchmachen müssen. Ein Leid, das nachwachsende Generationen kaum nachempfinden können. Andere wieder haben sich das Erlebte von der Seele geschrieben, haben berichtet, was ihnen widerfahren ist, als die sowjetische Armee
Ostdeutschland besetzte, als Fremde die Heimat eroberten und die dort ansässigen Menschen oft wie Freiwild behandelten.

Erlebnisberichte sind die eine Seite der Medaille, eine historische Aufarbeitung des Geschehens von 1945 bis 1948 im nördlichen Ostdeutschland die andere. Bereits 1994/96 veröffentlichte Gerhild Luschnat eine Diplomarbeit am Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim zu dem Thema "Die Lage der Deutschen im Königsberger Gebiet 1945–1948", die jetzt in zweiter, ergänzter und durchgesehener Auflage vorliegt (Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt/Main), Bd. 686, 231 Seiten, brosch., 65 DM). Peter Wörster nannte dieses Buch im "Deutschlandfunk" "eine wichtige Pionierleistung in der Erforschung dieses traurigen Kapitels der Nachkriegsgeschichte". Die Autorin, selbst aus ostdeutscher Familie stammend, die jene schweren Jahre miterlebte, schildert anhand von deutschen und russischen Quellen die dramatische Entwicklung vom Ende des Krieges bis zur Deportation der Deutschen in die sowjetische Besatzungszone. Dieses Nebeneinanderstellen der beiden Quellen ermöglicht dem Leser, wesentliche Teile eines Puzzles zusammenzufügen, das auch 50 Jahre nach dem Geschehen noch immer nicht vollständig sein kann. – Wie waren die Versorgung, wie die Wohnverhältnisse, die medizinische Versorgung in dem vom Krieg verwüsteten Land? Was hatte es auf sich mit den sogenannten "Propagandamärschen", auf denen unzählige geschwächte Deutsche ums Leben kamen? Wie waren die Verhältnisse in den Waisenhäusern, in denen Kinder lebten, die, ganz allein auf sich gestellt, die Schrecken dieser Zeit durchmachten? Und wie war es um die schwächsten unter den Deutschen bestellt, um die alten und pflegebedürftigen Menschen? Auch diesen Fragen geht Gerhild Luschnat akribisch nach. Mosaiksteinchen fügt sich zu Mosaiksteinchen, so daß dieses Kapitel deutscher – und sowjetischer – Geschichte wieder ein wenig mehr erhellt wird.

 

 
     
     
 
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