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Die ARD präsentiert in Mythos Rommel den Wüstenfuchs als Mann voller Widersprüche

 
     
 
Die ARD strahlt vom 11. bis zum 25. dieses Monats jeweils montags von 21.45 Uhr bis 22.30 Uhr einen bemerkenswerten Dreiteiler aus. Sein einziges Thema ist mit dem "Wüstenfuchs" Erwin Rommel der einzige Feldherr des Zweiten Weltkrieges auf der Seite der deutschen Verlierer, den noch die Aura eines Kriegshelden umgibt.

Der Filmtitel "Mythos Rommel" ist programmatisch und die Dokumentation entspricht auch diesem Programm. "Mythos" heißt laut Duden
"Sage u[nd] Dichtung von Göttern, Helden u[nd] Geistern; Legendenbildung, Legende"; und welchem Kind der Aufklärung wäre es nicht ein Bedürfnis, einer Legendenbildung entgegenzuwirken, zu entmythologisieren. So beginnt der Mehrteiler denn auch mit einem Frontalangriff auf das weitverbreitete positive Bild des Generalfeldmarschalls. Der erste Zeitzeuge, der zu Worte kommt, beschreibt ihn als unfreundlich, der zweite als unbeliebt, der dritte als nervenschwach im Angesicht des Feindes und der vierte als militärisch durchschnittlich. Im weiteren wird das Bild eines eitlen, ehrgeizigen, naiven, militaristischen, charakterschwachen Menschen vervollkommnet. Im Zusammenhang mit der als Rommels größter Erfolg geltenden Eroberung Tobruks wird dem Befehlshaber gar vorgeworfen, seine Männer als Folge mangelhafter Aufklärung ins offene Messer des Gegners laufen gelassen zu haben. Warum die Aktion letztlich trotzdem glückte, läßt der Film leider offen.

Verdächtig ist auch die vor der Ausstrahlung vorgenommene Umbenennung der drei Folgen. Hierzu um eine Begründung gebeten, erwiderte die zuständige Pressesprecherin der ARD: "Eine Titel- bzw. Untertiteländerung wird von uns nur dann herausgegeben, wenn der Titel bzw. Untertitel sich erst nach dem endgültigen Ausdruck (ca. sechs Wochen vor Sendung) ändert. Bei allem, was davor liegt, handelt es sich um Planungen, die jederzeit ohne Angabe von Gründen von der Redaktion geändert werden können ..."

Da die ARD also eine Nennung ihrer Gründe nicht für nötig hält, müssen wir nolens volens über die Motive spekulieren. Wir können feststellen, daß die drei neuen Folgetitel besser zum Haupttitel "Mythos Rommel" passen. So ist bei der ersten Folge, die die Zeit bis zum Sieg von Tobruk behandelt, der Titel "Der Wüstenkrieg" durch "Der Krieger" ersetzt worden. Während der Begriff "Wüstenkrieg" wertneutral ist, hat die Titulierung eines Menschen als "Krieger in einer Zeit, in der sich weltweit Kriegsminister euphemistisch "Verteidigungsminister" nennen, einen negativ anmutenden Beigeschmack. Beim zweiten Teil ist aus "Das Duell" "Der Verlierer" geworden. Der auch wegen seiner Erfolge vielgelobte deutsche Stratege ist also in Wirklichkeit ein "Looser", so die klare Botschaft. Und im dritten Teil wird aus "Der Widerstand" "Der Verschwörer". Da denkt man doch statt an die mittlerweile gut beleumundeten Männer des 20. Juli eher an den Cäsar-Mörder Brutus. Unabhängig von der Titelfrage ist der letzte Teil sicherlich von seinem Thema her der interessanteste, weil man von ihm zu Recht Antwort auf die Frage erwarten kann, ob Erwin Rommel zum Widerstand gehörte.

Für Menschen, die zwischen den Zeilen zu lesen verstehen, ist die filmische Biographie trotz der beschriebenen kaum zu leugnenden Tendenz sehenswert. Das gezeigte Bildmaterial zum Thema Erwin Rommel sucht in dieser Fülle zweifellos seinesgleichen, und viele Details dürften auch dem historisch Interessierten neu sein. Auch ist das vom Untersuchungsgegenstand gezeichnete Bild durchaus widersprüchlich, denn außer negativen enthält der Film auch positive Zeitzeugenaussagen. Teilweise widersprechen sich gar die Aussagen, so daß es dem Zuschauer selber überlassen bleibt, für sich zu entscheiden, welchen Zeitzeugen er für glaubhafter hält. Das ist kein Widerspruch zum Vorhergesagten. Sicherlich kann man den Filmemachern unterstellen, Rommel vom Sockel holen zu wollen, doch ginge es zu weit, ihnen nachzusagen, sie wollten das bisherige weitgehend positive Bild des Deutschen durch sein Gegenteil ersetzen. Die Produzenten selber sind es, die ihre Botschaft an den Zuschauer am Ende ihres Produktes auf den Punkt bringen, wenn sie von Erwin Rommel als einem Mann sprechen, "der Karriere machen wollte und dafür seinem Förderer und Führer dankbar war bis zum Schluß", einem "Mann, der Verbrechen ablehnte und dennoch einem Verbrecher diente", einem "Mann, der Hitler beseitigen wollte und sich trotzdem bis zuletzt nicht von ihm lösen konnte", einem "Mann voller Widersprüche". D. Beutler
 
     
     
 
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