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Sie ist eine ganz normale junge Frau, mit ihren Träumen und Sehnsüchten, mit ihren Ängsten. Sabine Koritke ist 24 Jahre alt, als sie Deutschland verläßt. Aus ihrer Vaterstadt Königsberg hat sie fliehen müssen, in Dresden, wo sie sich in Sicherheit wähnt, erlebt sie im Februar 1945 die verheerenden Bombenangriffe. Sie kommt mit dem Schrecken davon, und in der Familie beginnt wieder ein geregeltes Leben, doch bald reift in ihr der Entschluß: nur weg aus Deutschland. "Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, ihr Leben in einem Land zu verbringen, das ihr fremd geworden war. Ostdeutschland war auf lange Sicht unerreichbar. Ihre Heimat hatte sie verloren, dann besser richtig in die Fremde, um dort etwas Neues aufzubauen. Hinaus in die große weite Welt. Sie wollte etwas erreichen, etwas aufbauen, reich werden ..." Liest man diese Zeilen in der Biographie der Ostpreußin von Steffen Kern Mehr als Millionen (Sabine Ball: Millionärin - Hippie - Mutter Teresa von Dresden. Brunnen Verlag, Gießen. 208 Seiten, geb., 13,95 Euro), dann mag der eine oder andere seufzen: "Na ja, wer möchte das nicht?" Sabine Koritke aus Königsberg aber hat es tatsächlich geschafft. Sie begann im fernen Amerika ein neues Leben und hatte Glück. Zunächst arbeitete sie als Hausmädchen, ließ sich dann aber zur Hotelfachfrau ausbilden. In einem exklusiven Yachtclub, dessen Managerin sie bald war, lernte sie einen reichen jungen Mann kennen, der sie heiratete und dem sie zwei Söhne gebar. Sabine Ball, wie sie nun hieß, lebte sozusagen in Saus und Braus, es ging von einer Party zur nächsten.
Nicht lange, und die junge Frau merkt, wie hohl ein solches Leben doch ist. Die Worte ihres Vaters: "Suche Menschen mit wahren Werten! - Und mach keine Kompromisse mit der Wahrheit!", klingen ihr immer öfter in den Ohren. Schließlich trennt sie sich von ihrem Mann, der sich als Alkoholiker entpuppt, und krempelt ihr Leben total um. Auf der Suche nach dem Sinn in ihrem Leben begegnet sie in Florida der Hippie-Bewegung; jungen Menschen mit langen Haaren, bunten Kleidern und ebenso bunten Gedanken. Viele von ihnen nehmen Droge n. Sabine Ball weiß: diesen jungen Menschen muß sie helfen, für sie da sein. Um sie zu verstehen, zieht sie zu ihnen, lebt mit ihnen und wird bald von ihnen auch als eine der Ihren akzeptiert. Gemeinsam teilt man die Sehnsucht nach einem anderen Leben.
Sabine Ball kauft Grund und Boden in Kalifornien und gründet eine Hippie-Kommune, lebt in selbstgezimmerten Holzhäusern. Und doch: die Leere ist noch nicht ganz ausgefüllt. Sie geht in ein Kloster in Nepal, kehrt jedoch frustriert zurück. Einige der Hippies haben sich inzwischen der religiösen Bewegung der Jesus-People angeschlossen und können auch Sabine Ball vom Glauben an Jesus Christus überzeugen. "Weißt du, zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, daß ich angekommen bin. Daß ich gefunden habe, was ich immer woanders gesucht habe ... ich bin zu Hause." - "Plötzlich konnte sie all das loslassen, woran sie sich ein Leben lang geklammert hatte, ohne wirklichen Halt zu finden. Ihr war, als schwemmten ihre Tränen all das fort. Tief in ihrem Herzen begann sie sich zum ersten Mal wirklich frei zu fühlen. Und ein Friede zog ein, den sie vorher nicht gekannt hatte."
Und doch: Jahre später zieht es sie wieder weiter. Sie kehrt nach Dresden zurück, da ist sie schon 68 Jahre alt. Auch dort haben es ihr die jungen Menschen angetan, denen sie helfen will, Mut zu finden, neue Hoffnung. Sie gründet das Café "stoffwechsel", das in diesem April auf sein zehnjähriges Bestehen zurückblicken konnte. Nicht nur für das leibliche Wohl der Jugendlichen wird dort gesorgt, auch die Seele wird nicht vernachlässigt. Aus Sabine Ball wurde bald die Mutter Teresa der Dresdener Straßenkinder. Mit vielen freiwilligen Helfern steht sie denen zur Seite, die nicht das Glückslos gezogen haben. Und sie freut sich unbändig, wenn wieder "Ordnung in ihr Leben" kommt, mit ihrem Einsatz, aber vor allem mit Gottes Hilfe. Peter van Lohuizen
Sabine Ball: Mit Selbstbescheidung und Gottvertrauen zum Ziel gelangt |
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