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Paul Gollan erblickte am 28. August 1933 in Neudims im Kreis Rößel das Licht der Welt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges mußte er den Einmarsch der Roten Armee in seine Heimat, die Repressalien gegen die Deutschen in Ostdeutschland und die Übergabe der Verwaltung des Landes an Polen hautnah erleben. Trotz aller Bedrängnisse ist Paul Gollan seiner Heimat treu geblieben und führte den im Familienbesitz befindlichen Bauernhof in der vierten Generation weiter.
Mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems in Ostmittel- und Osteuropa 1989/90 ergab sich für die deutschen Landsleute in Ostdeutschland erstmals seit Jahrzehnten die Gelegenheit, sich zu organisieren und an die Öffentlichkeit zu treten. Bereits im Herbst 1989 wurde Paul Gollan von in der Bundesrepublik lebenden ostdeutschen Landsleuten dazu ermuntert, die deutschen Landsleute in der Heimat in einem Deutschen Verein zusammenzuführen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch Mut und Zivilcourage nötig, um über Land zu fahren und Unterschriften bei den weit verstreut wohnenden deutschen Familien zu sammeln. Schließlich konnte Paul Gollan 1.340 Mitglieder, Erwachsene und Kinder, auf der Mitgliederliste des neu zu gründenden Vereins registrieren.
Unterstützt vom Ermländischen Landvolk beantragte Gollan am 10. September 1990 die Registrierung der "Sozialkulturellen Vereinigung der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren mit Sitz in Bischofsburg". Einen Monat später, und damit deutlich vor dem Abschluß des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages vom 17. Juni 1991, der unter anderem den Minderheitenschutz zum Inhalt hat, war der Bischofsburger Verein amtlich eingetragen. Paul Gollan hatte damit den ersten Deutschen Verein im südlichen Ostdeutschland gegründet und war Vorreiter für zahlreiche weitere Vereinsgründungen in der Region geworden. Dem Bischofsburger Verein gehörte er mehrere Jahre lang als Vorstandsmitglied an.
1992 konnte mit Hilfe und Unterstützung des ermländischen Landvolkes in der Bundesrepublik Deutschland der "Ermländische Bauernverband in Ermland und Masuren" gegründet werden. Auch hier war Paul Gollan Mitbegründer. Der Bauernverband hat seitdem für einen lebhaften Austausch von Ost nach West mit Seminaren und Besuchen zum Kennenlernen westlicher Landwirtschaft beigetragen.
Heute können der Deutsche Verein in Bischofsburg und der Ermländische Bauernverband auf zahlreiche Höhepunkte ihrer Arbeit zurückblicken. Zu nennen ist unter anderem die Jubiläumsfeier zum 750. Jahrestag der Diözese Ermland im Jahre 1993 in Allenstein oder auch die Beteiligung des Deutschen Vereins an den Feierlichkeiten zum 600. Stadtjubiläum der Stadt Bischofsburg im Jahre 1995.
Auch der Erhalt der deutschen Denkmäler im Raum Bischofsburg liegt Paul Gollan und dem Deutschen Verein sehr am Herzen. Im Dorf Neudims gab es eine Grabstätte von zivilen Opfern und Soldaten, die 1945 beim Einmarsch der Roten Armee ums Leben kamen. An dieser Stelle hat der Verein unter Mitwirkung von Paul Gollan eine würdige Kriegsgräberstätte aus Naturstein errichtet, die von den Vereinsmitgliedern regelmäßig gepflegt wird. In Bischofsburg hat der Deutsche Verein ein großes Eichenkreuz für die Soldaten des Ersten Weltkrieges gesetzt.
Bereits 1998 wurde Paul Gollan für sein ehrenamtliches Wirken mit dem Silbernen Ehrenzeichen der Freundeskreis Ostdeutschland ausgezeichnet.
In Würdigung seiner außergewöhnlichen Leistungen und seines Einsatzes für Ostdeutschland und seine Menschen verleiht die Freundeskreis Ostdeutschland Herrn Paul Gollan das Goldene Ehrenzeichen |
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