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Dolmetsch der Natur

 
     
 
Lovis Corinth nannte ihn, den Freund und Weggefährten, einen "seltenen Künstler", einen "seltenen Menschen" und zitierte in seinem Nachruf Max Liebermann, der am Grab von Walter Leistikow betonte, es sei sein "unvergängliches Verdienst, den Stil gefunden zu haben für die Darstellung der melancholischen Reize der Umgegend Berlins. Die Seen des Grunewalds oder an der Oberspree sehen wir mit seinen Augen; er hat uns ihre Schönheiten sehen gelehrt."

Bekannt geworden ist der Bromberg
er Walter Leistikow (1865–1908) vor allem durch seine unverwechselbaren Gemälde, die er als "Dolmetsch dieser spröden Natur" (Corinth) schuf. Groß war seine Enttäuschung, als 1898 sein Gemälde "Der Grunewaldsee" für eine Ausstellung abgelehnt wurde. Nicht zuletzt aus dieser Enttäuschung heraus gründete Leistikow zusammen mit Max Liebermann und Paul Cassirer die Berliner Secession, eine freie Künstlervereinigung, die unabhängig sein wollte von der offiziellen Meinung und Lehre. Er war es auch, der Corinth, den er 1890 in Königsberg kennengelernt hatte, veranlaßte, von München nach Berlin zu ziehen. Auch die Gründung des Deutschen Künstlerbundes geht auf Leistikows Engagement zurück.

Leistikow, dem Maler der märkischen Seen und Landschaft, war vor zehn Jahren eine Ausstellung im Berliner "Haus am Waldsee" gewidmet. Der Graphiker Leistikow hingegen blieb nur Eingeweihten bekannt. Das wird sich durch eine Ausstellung im Berliner Bröhan-Museum nun gewiß ändern. Dort ist bis zum 10. Januar 2000 das druckgraphische Werk des Brombergers zu sehen. Das nicht umfangreiche Werk – eine Farbalgraphie, sechs Farblithographien und 24 Radierungen – entstand in den Jahren zwischen 1896 bis spätestens 1900 und wird erstmals vollständig gezeigt. Zu der Ausstellung erschien im Verlag der Galerie Gerda Bassenge Berlin (Erdener Straße 5 A) ein erstes Werkverzeichnis von Markus Nass (79 Seiten, Leinen mit farbigem Schutzumschlag, 48 DM).

Wenn auch die Druckgraphik in Leistikows Schaffen eine untergeordnete Rolle spielte, zeigt doch gerade sie die besondere zeichnerische Begabung des Künstlers. Auch in seinem druckgraphischen Werk beschäftigte sich Leistikow mit seinen Lieblingsmotiven, den märkischen Seen, der märkischen Landschaft; aber auch nordische Küstenlandschaften sind zu finden.

"Leistikow", so Nass in der Monographie, "interpretiert Landschaft, sie ist ein Synonym für eine innere seelische und geistige Beschaffenheit. Man kann sich dem Zwang, der Eindeutigkeit der ,Weiten Seenlandschaft‘ kaum entziehen, sie erreicht eine beklemmende Wirkung ... Hier ist Landschaft nur ein Vorwand für Zwänge, für eine Unruhe – kaum eine Radierung ist trotz der klaren Wiedererkennbarkeit künstlicher und befremdender."

Walter Leistikow liebte es zu experimentieren, mit Farben, mit Formen. Gerade die Druckgraphik, und seien es auch noch so wenige Blätter, legt davon ein beredtes Zeugnis ab.

 
     
     
 
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