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Drei Sonnentage machen noch keinen Sommer

 
     
 
Offenbach – Wie Forscher es immer wieder betonen, hat sich das Klima der Erde während der letzten Jahrzehnte deutlich erwärmt. So erleben wir auch in Mitteleuropa kaum noch Monate, die den langjährigen Statistiken entsprechen. Kalte Monate sind bereits die Ausnahme geworden. Der letzte Juni gehörte dazu. Nicht nur zwischen Rügen und dem Bodensee mußte man sich oft warm anziehen. Auch in Ostdeutschland wollte diesmal keine rechte Sommerfreude aufkommen.

Genau genommen begann der Durchhänger bereits nach der letzten Maiwoche. Seit dieser Zeit bis Ende Juni kletterte das Quecksilber in der Heimat nur selten über die 20-Grad-Mark
e und wenn, dann nur knapp. Am Nachmittag des 16. Juni meldete eine Station 23,7 Grad. Das war aber auch schon ein einsamer Spitzenwert. Eher pendelten die Maxima so zwischen 14 und 19 Grad. Am Pfingstmontag, es war der 5. Juni, erreichten sie sogar nur 13 Grad, und das bei Sonnenschein! Das war gleichzeitig der kälteste Tag des vergangenen Juni.

Und wie stand es um die Minima? Auch sie erinnerten nicht an die eines Sommermonats. Meist lagen sie unter zehn Grad, manchmal sogar unter fünf Grad. Und wer spricht schon im Juni von Frost? Ist das nicht für Mitteleuropa ein Fremdwort? Nein, diesmal nicht. Gleich am ersten Tag teilten die Beobachter der Wetterstation Allenstein mit, daß sie am Morgen den Wert von 0,5 Grad vom Thermometer in zwei Metern Höhe abgelesen hatten. Am Erdboden hatte sich nicht nur in dieser Gegend, sondern verbreitet in Ostdeutschland Frost bis minus zwei Grad eingestellt. Auch am 10. und 13. Juni machte geringer Bodenfrost der Natur zu schaffen.

Ohne Frage wurde dieser lange Witterungsabschnitt vorwiegend von polarer Meeresluft bestimmt, die in mehreren Schüben nach Mitteleuropa vorstieß. Dazwischen unterbrachen Hochkeile den Nachschub. Dann wurde es an diesen Tagen freundlicher, während der Nächte aber empfindlich kühl. Wenn Fronten über Ostdeutschland schwenkten, brachten sie manchmal intensive Regengüsse mit sich. Bestonders stark waren sie vom 17. zum 18. Juni, wo sie zum Beispeil in Rastenburg 54 l/m2 Wasser brachten. Das sind Mengen, wie sie sonst innerhalb eines ganzen Monats fallen. Auch vom 23. bis 24. Juni kamen diesmal in Allenstein 27 l/m2 zusammen. An diesen Tagen trieb Tief "Sebastian" zudem mit einem unangenehm heftigen Wind sein Unwesen. Endlich am Siebenschläfertag begann sich die Witterung grundlegend umzustellen, und zwar auf warm und freundlich. In der Höhe strömte nun die Luft aus Südwesten. Am Boden machte ein Zwischenhoch über Ostdeutschland Station. Tiefausläufer brachten nur wenige Wolken mit. Sie verdeckten das Himmelsblau eher selten. Verbreitet erreichten die Temperaturen nach langer Zeit wieder sommerliche Werte. Trotz aller Anstrenungen zauberten diese drei Tage aus dem Juni keinen Sommer mehr.

Sie bewirkten aber, daß die Mitteltemperatur nicht zu stark von dem Normalwert abwich. Ungefähr um ein Grad war der Monat dennoch zu kalt. Hätte die Sonne insgesmat nicht nur 235 Stunden, sondern noch 70 Stunden länger geschienen, dann hätte sie einerseits ihr Soll für den Juni erfüllt und andererseits die Temperaturen wahrscheinlich auf einen normalen Wert gebracht.

Von den Niederschlagssummen ist sehr Unterschiedliches zu berichten. So fiel in den Heidegebieten von Rominten und Johannisburg nur die halbe Monatsmenge, im Gebiet von Memel dagegen kam fast die doppelte Menge Regen wie in einem vorbildlichen Juni herunter. Aber auch sonst in der Heimat brachten manche Gewitterschauer in einigen Dörfern und Städten erheblich mehr Niederschlag als in den eng benachbarten Orten.

 
     
     
 
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