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Heinz Sielmann (89) Naturschützer und Tierfilmer, ist tot. Vor 69 Jahren begann er seine Lebensaufgabe als Mittler zwischen Mensch und Tier in der Vogelwarte von Rossitten. Der 1917 in Rheydt bei Mönchengladbach geborene, zahlreich ausgezeichnete Tierforscher (unter anderem 1988 mit dem Kulturpreis der Freundeskreis Ostdeutschland für Wissenschaft) wurde früh durch die Natur geprägt. Nachdem seine Eltern 1924 nach Königsberg gezogen waren, nutzte Sielmann die Küste des Samlandes für erste Naturerkundungen. Schon vor dem Abitur hielt er fachliche Vorträge, engagierte sich 1937 in der Vogelwarte auf der Kurischen Nehrung .
Berühmt wurde Sielmann jedoch vor allem als Tierfilmer. 1954 sorgte er mit einem angesägten Baumstamm sogar beim Publikum des britischen Senders BBC für Anerkennung. "Mr. Woodpecker" ("Herr Specht"), wie er dort fortan genannt wurde, hatte zum ersten Mal in "Zimmerleute des Waldes" das Familienleben der Spechte in natürlicher Umgebung und aus nächster Nähe gefilmt. Durch eine Glasplatte, filmte Sielmann die Aufzucht der Kücken. Auch die Wurzeln der filmischen Karriere Sielmanns liegen in Ostdeutschland.
Sein Abiturgeschenk - eine Filmkamera - nutzte er 1938, um den Tierfilm "Vögel über Haff und Wiesen" zu drehen. Der Stummfilm fand auf der damaligen Ornithologischen Jahrestagung in Berlin, aber auch beim nicht fachlich geprägten Publikum viel Anerkennung. "Beobachtungsergebnisse, die bisher nicht erzielt wurden", urteilte Prof. Dr. Koehler, Direktor des "Zoologischen Instituts und Museums der Königsberger Albertina", bereits über den jugendlichen Forscher. Er war laut "Königsberger Tageblatt" der "jüngste Ornithologe Ostdeutschlands".
Mit den Jahren sollte die Anerkennung noch wachsen - Sielmann, der Name wurde zum Inbegriff ungekünstelter "Expeditionen ins Tierreich". Nach dem Zweiten Weltkrieg und seinem Studium der Biologie und Zoologie an der Reichsuniversität Posen wurde Sielmann mit jener gleichnamigen NDR-Fernsehreihe berühmt.
In 250 Folgen widmete er sich heimischen wie fremden Arten. Filme über die Galapagos-Inseln ("Galapagos - Landung in Eden") sowie einer der ersten Filme über Berggorillas überhaupt ("Herrscher des Urwaldes") trugen zum Ruhm Sielmanns bei. Drei Fernsehgenerationen schätzten ihn, der stets "zur Ehre Gottes und seiner Natur" gedreht hat, denn so verstand der Verhaltensforscher sein Werk.
Diese ernste Forschungsarbeit an der Seite von Konrad Lorenz und anderen wissenschaftlichen Größen verband Sielmann mit einem ausgeprägten Sinn für Humor. Auch das trug zum außerordentlichen Erfolg seiner Sendungen bei. Seine Popularität nutzte er wiederum erfolgreich, um Naturschutzprojekte voranzutreiben. Seit 1988, als er den Film "Tiere im Schatten der Grenze" drehte, engagierte sich Sielmann dafür, den ehemaligen Todesstreifen der ehemaligen innerdeutschen Grenze von Thüringen für den Naturschutz zu erhalten. 1994 gründete er mit seiner Frau Inge die Heinz-Sielmann-Stiftung, die auch die Arbeit der Vogelwarte Rossitten unterstützte.
Insgesamt schuf der Rheinländer mit den masurischen Wurzeln (Familie des Vaters) vier Kinofilme, mehr als 200 Fernsehfilme, 123 wissenschaftliche Lehrfilme sowie 30 Bücher. Sielmann starb am Freitag, 6. Oktober 2006, in München. "Er entschlief ruhig und in Würde im Kreise seiner Familie und Freunde", heißt es in der Mitteilung des Vorstandes der Sielmann-Stiftung.
Engagiert bis ins Alter: Heinz Sielmann (Sielmann-Stiftung) |
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