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Es ist hier ein junger Mann erschienen, der uns mit seiner Musik auf das Allertiefste ergriffen hat und ... die größte Bewegung in der musikalischen Welt hervorbringen wird", schwärmte Robert Schumann von Johannes Brahms (1833- 1897), der ihn und seine Frau Clara im September 1853 in Düsseldorf besuchte. In einem Artikel für die "Zeitschrift für Musik" lobte er Brahms auf das Höchste, bezeichnete ihn als den Künstler, "der jetzt kommen mußte" und ebnete so dem scheuen jungen Mann aus Hamburg den Weg auf der Karriereleiter. Wie Schumann schätzte auch Brahms den Schriftsteller (und Komponisten ) E.T.A. Hoffmann aus Königsberg sehr. Schumann: "Man wagt kaum zu atmen, wenn man Hoffmann liest." Brahms ging sogar soweit, daß er eine Reihe seiner frühen Kompositionen mit "Kreisler junior" unterzeichnete, vermutlich um zu verhindern, daß noch nicht ausgreifte Werke unter seinem richtigen Namen veröffentlicht wurden. Doch auch im privaten Kreis nimmt er in Briefen etwa den Namen des verrückten Kapellmeisters aus Hoffmanns "Ansichten des Katers Murr" an. Wie Kreisler ist er der Einzelgänger, der "Abseiter", wie Brahms es nennt.
"Brahms hätte niemals seinen Weg so unbeirrt als der große Einzelgänger, ja Einzelkämpfer in der Musikgeschichte gehen können, hätte er nicht Rückhalt und Zuversicht bei Hoffmanns Phantasiegestalt gesucht und gefunden - ,beseelt vom Glauben an die künstlerische Mission Kreislers ", schreibt Heinz Gärtner in seiner jetzt bei Langen Müller herausgekommenen Brahms-Biographie. Darin untersucht der Journalist und Musikhistoriker unter dem Titel Johannes Brahms - Biografie eines Doppellebens. "Trüge ich nicht den Namen Kreisler" (320 Seiten, zahlr. sw Abb., geb. mit Schutzumschlag, 22 Euro) die vielfältigen Beziehungen Brahms zu dem Romantiker Hoffmann, vor allem aber seine Neigung, sich besonders in der ersten Lebenshälfte mit dem Kapellmeister Johannes Kreisler, dem alten ego Hoffmanns, zu identifizieren. So ist eine Lebensbeschreibung der besonderen Art entstanden, die nicht zuletzt auch in die Gedankenwelt Hoffmanns einführt.
"Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist, zu schweigen." Dieser Spruch Victor Hugos ist im Anhang des Buchs zu finden und trifft zweifellos auf das reiche Schaffen des Komponisten Brahms zu. Neben Klaviersonaten, Sinfonien und Klavierkonzerten schrieb Brahms vor allem auch eine große Zahl von Liedern. Eine Auswahl ist in der Interpretation von Engelbert Kutschera unter dem Titel Glaube Hoffnung Liebe auf CD eingespielt worden (16,40 Euro). Die eindrucksvolle Baßstimme Kutscheras zeugt einmal mehr von der außerordentlichen Musikalität des Sängers und bringt die Lieder des Johannes Brahms in ganz besonderer Weise nahe.
Robert und Clara Schumann: In Liebe einander zugetan |
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