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Ein Jahr nach den Anschlägen des 11. September

 
     
 
Ein Jahr nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 auf New York und Washington scheinen die internationalen Medien mehr Interesse für die irakische Krise als für die eigentliche Lage in und um Kabul zu zeigen. Allein die erneute Terrortätigkeit der Taliban oder des Al-Quaida-Netzes machen von Zeit zu Zeit Schlagzeilen in den Haupttageszeitungen. So schreibt die in London erscheinende arabisch
e Zeitung "El Watan", daß Al Quaida nach den ersten Schlägen der US-amerikanischen Spezialeinheiten wieder in Afghanistan tätig sein könnte, während die spanische "El Mundo" eher glaubt, daß das terroristische Netz derzeit versucht, sich in den Grenzgebieten zu Pakistan zu regenerieren. Der US-amerikanische Fernsehkanal CNN sendete Mitte August einen langen Bericht, demzufolge Al Quaida über chemische Waffen verfügen würde.

Ein neues Aufflammen der Terrortätigkeiten in und um Kabul scheint auch die US-Administration zu befürchten, und so dürfte sie bereit sein, sich noch stärker in Afghanistan zu engagieren. Hierzu wiederum sind die Europäer, die sich bereits an der Internationalen Sicherheitstruppe für Afghanistan (Isaf) beteiligen, nicht bereit. So bestätigte der französische Außenminister de Villepin bei einem Arbeitsbesuch in Kabul Anfang dieses Monats, daß es für sein Land nicht in Frage komme, den neuen Machthabern in Kabul mehr Hilfe zu leisten als die für die Ausbildung einer nationalen afghanischen Armee nötige. Der letztes Jahr vom interviewte französische geopoliti-sche Experte Admiral a. D. Marcel Duval äußerte in einem Telefongespräch gegenüber dem Verfasser die Ansicht, daß es nun für die gegenwärtig im Lande militärisch präsenten westlichen Staaten darum gehe, sich möglichst elegant aus den die gegenwärtige Lage in Afghanistan beherrschenden Kämpfen unter den Stämmen herauszuhalten.

Ein anderer renommierter französischer Spezialist auf diesem Gebiet, der General Pierre-Marie Gallois, äußert die Befürchtung, die US-Amerikaner seien gegenwärtig in der moslemischen Welt "verheddert". Nach seiner Auffassung haben die Strategen des Pentagons und der Bush-Administration die dortigen Verhältnisse unterschätzt. Dieses sei um so bemerkenswerter, als diese Behörden nun kampflustig am Krieg gegen den Irak arbeiteten.

Welcher Meinung die Politiker und Experten diesseits des Atlantiks auch sein mögen, in Washington plant man offensichtlich, den Wiederaufbau des kriegszerstörten Afghanistan in Angriff zu nehmen. In einem langen Gespräch mit dem konservativen britischen "Daily Telegraph" vertrat der Unterstaatssekretär im US-amerikanischen Verteidigungsministerium Paul Wolfowitz, der zu den Falken in der Bush-Administration gezählt wird, die Ansicht, die Politik seines Staates in Kabul werde sich auf die Herbeiführung einer "langfristigen Stabilität" konzentrieren. Dafür sei es notwendig und unabdingbar, daß die Anfang des Jahres in Tokio beschlossene internationale Finanzhilfe für das Land auch wirklich erfolge. In Tokio hätten sich die geldgebenden Staaten dazu verpflichtet, viereinhalb Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau Afghanistans bereitzustellen, davon alleine 1,8 Milliarden im laufenden Jahr. Nur dreißig Prozent der zugesagten Geldbeträge seien inzwischen transferiert worden.

In diesem Gespräch mit "Daily Telegraph" befürwortet Paul Wolfowitz eine Ausdehnung der Rolle der Isaf. Dabei räumt er ein, daß es schwierig sei, einen Staat zu finden, der bereit sei, das Kommando über sie zu übernehmen. Die Zurückhaltung der Presse Frankreichs und anderer Länder bezüglich Afghanistans könnte ein Zeichen dafür sein, daß die dort engagierten Mächte einige Mühe haben, sich über die Art und Weise, wie man ein Jahr nach den Terroranschlägen in Kabul agieren sollte, zu einigen. Auf jeden Fall dürfte für die nächste Zukunft nicht ausgeschlossen sein, daß Unstimmigkeiten unter den beteiligten Staaten an der Isaf auftauchen, dieses um so mehr, als niemand weiß, wer Ende dieses Jahres die gegenwärtig das Kommando in der Internationalen Sicherheitstruppe für Afghanistan innehabende Türkei ersetzen wird. Francisco Lozaga
 
     
     
 
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