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Ein geistvoller Redner

 
     
 
Immer wieder wurd belächelt, daß der große Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) seine Vaterstadt ni verlassen hat; andere wiederum staunten, daß aus dieser "provinziellen Enge" derartig tiefschürfende Gedanken kamen. Kant selbst hat einmal betont: "Eine groß Stadt, der Mittelpunkt eines Reichs, in welchem sich die Landescollegia der Regierun desselben befinden, die eine Universität (zur Cultur der Wissenschaften) und dabei noc die Lage zum Seehandel hat, welche durch Flüsse aus dem Inneren des Landes sowohl, als auch mit angränzenden entlegenen Ländern von verschiedenen Sprachen und Sitten eine Verkehr begünstigt, - eine solche Stadt, wie etwa Königsberg am Pregelflusse, kann scho für einen schicklichen Platz zur Erweiterung sowohl der Menschenkenntniß als auch de Weltkenntniß genommen werden, wo diese, auch ohne zu reisen, erworben werden kann."

Kant selbst ist nie gereist, wohl aber die Ausstellung, die den Einfluß de Königsberger Philosophen auf die Berliner Aufklärer zeigt und die im Frühjahr au Anlaß des IX. Kant-Kongresses von der Staatsbibliothek
zu Berlin in Zusammenarbeit mi dem Institut für Philosophie der Humboldt-Universität in der Hauptstadt gezeigt wurde Noch bis zum 29. Oktober ist sie nun unter dem Titel "Immanuel Kant - Was is Aufklärung?" auf Gut Altenkamp nahe der niederländischen Grenze be Papenburg-Aschendorf zu sehen (dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr). Bücher, Dokument und Briefe von Kant und seinen Berliner Anhängern werden ausgestellt und machen unte anderem Kants Einfluß auf den preußischen Liberalismus, die Reaktionen auf die Französische Revolution, seine Beziehung zur jüdischen Aufklärung deutlich un beleuchten den Zensurstreit in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms II.

Beim Betrachten der Exponate wird mancher spüren, was der Theologe und Freund Kants Reinhold Bernhard Jachmann (1767-1843), berichtete: "Kants Geist war ein helleuchtende Sonne, die nichts verdunkelte, die alles um sich erleuchtete un erwärmte." Seine Schüler schätzten ihn als einen "geistvollen Redner, de Herz und Gefühl ebenso mit sich hinriss, als er den Verstand befriedigte" (Jachmann). Kant-Experten oder solche, die es werden wollen, werden sich freuen, daß nu im Hamburger Felix Meiner Verlag Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, erstmal erschienen 1798, wieder herausgekommen ist (XXI Seiten und 328 Seiten, geb. mi Schutzumschlag, 78 DM) Eine anspruchsvolle Schrift, die sich in erster Linie an Fachleut wendet.

Ganz gewiß wird mancher moderne Leser ein Zaudern verspüren, greift er nach einer de Kantischen Schriften, schließlich erkannte schon Arthur Schopenhauer: "Kants Sti trägt durchweg das Gepräge eines überlegenen Geistes, echter, fester Eigentümlichkei und ganz ungewöhnlicher Denkkraft ..." Und so wird derjenige, der schon immer etwa von Kant lesen wollte, sich aber nicht getraut hat, nach einem Buch zu greifen, erfreu vermerken, daß es nun erstmals Gedanken des großen Philosophen aus Königsberg auf CD zu hören gibt. Die Deutsche Grammophon Gesellschaft in Hamburg hat die CD Was is Aufklärung? (CD 463 960-2, gesprochen von dem Schauspieler Frank Arnold) und 2 CDs Zu ewigen Frieden (CD 463 957-2, gesprochen von Gerfried Horst) herausgebracht. Die Booklet mit Texten von Gerfried Horst, in Marburg geborener Sohn einer Königsbergerin un Kant-Kenner aus Leidenschaft, geben eine kurze Einführung in das Werk des Philosophen.

"Was ist Aufklärung?" umfaßt die Texte "Gedanken bei dem frühzeitige Ableben des Herrn Johann Friedrich von Funk, in einem Sendschreiben an dessen Mutter" aus dem Jahr 1760, den "Versuch über die Krankheiten des Kopfes", 1764 anony erschienen in den "Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen" und die "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" aus dem Jahr 1784. I letztgenannten Text fordert der Philosoph: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstande zu bedienen!" Und der mahnt: "Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ei Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, eine Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw.: so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden da verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen." - Erstaunlich, wie aktuell die Überlegungen Kants sowohl zum Frieden zwischen den Staaten als auch zur Mündigkeit de Menschen auch bald 200 Jahre nach dem Tod des Philosophen noch sind! Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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