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Es ist nun schon Tradition, daß alljährlich auf Einladung des BdV-Landesverbandes Thüringen in der Heimat verbliebene Landsleute für einige Tage als Gäste empfangen werden. Erstmals gehörten zu den Teilnehmern auch zwei in Ostdeutschland geborene, die heute in Litauen leben. Zweihundert Mitglieder zählt der dort gegründete Verein der Wolfskinder, dessen Symbol das Edelweiß ist.
Die Wolfskinder erlitten die Vertreibung auf schrecklichste Weise. Mit Kriegsende 1945 wurde ihnen alles genommen: Heimat, Eltern, Muttersprache und meistens auch der eigene Name. Die Kinder lebten versteckt in Wäldern und Höhlen und schliefen in Heuschobern. Wer Glück hatte, fand bei litauischen Bauern Unterschlupf und später sogenannte Adoptiveltern.
Luise, geb. Quitsch, Vorsitzende des Vereins der Wolfskinder, und Erika waren auch zu Gast in der Heimatstube Sömmerda. Hier hatten sie Zuhörer, die ihnen helfen wollten, die Isolation in Litauen zu überwinden. Beim Auseinandergehen überreichten die Heimatfreunde kleine Präsente. Schuhe und Pullover wurden geschenkt. Herr Lotze, der dem litauischen Verein in Groß Udelstedt vorsteht, lud beide Frauen nach Weimar ein und zeigte ihnen die Kulturstadt. Auch wurde organisiert, daß Erika ihre Briefpartnerin besuchen konnte, die nach 56 Jahren zum erstenmal wiedersah. Die beiden nach Litauen heimgekehrten Frauen haben sich inzwischen schriftlich für alles bedankt. Das Interesse an ihrem Schicksal war für sie etwas ganz Neues, denn in Litauen werden die Wolfskinder von Politik und Menschen ignoriert.
In Thüringen hingegen haben Vertreter des BdV und die Minister für Soziales, Dr. Pietsch, und für Bildung, Michael Karp, sowie der Weihbischof Pieschl große Anteilnahme an ihrer Situation gezeigt. Einer der eifrigsten Zuhörer war allerdings der Journalist der „Thüringer Allgemeinen“, der in seinem Bericht schrieb: „Ich zum Beispiel kann mich jedenfalls nicht an eine Geschichtsstunde an der Lenin-Schule über die Zwangsaussiedlung aus Ostdeutschland oder Schlesien erinnern. Die offenen Gespräche beim BdV zeigten ganz schnell, daß die Klischees über den Verband in Sömmerda und wohl auch allgemein in den östlichen Bundesländern nicht passen. Da gab es keine ideologischen Seitenhiebe ...“
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