|
Au weia, jetzt war s aus mit der Ruhe im Abteil. Der junge Mann zog seinen "i-Pod", so heißt das jetzt wohl, aus der Jackentasche und stellte die gewünschte Musik ein. Der Kopfhörer wurde noch einmal zurechtgerückt, dann Augen zu und ab ins Reich der Töne. Ungefragt mußten alle anderen Passagiere ihn auf dieser Reise begleiten, denn die Musik war auch für sie deutlich zu vernehmen. Zu laut? Nö, nicht für den jungen Mann. Was er allerdings in ein paar Jahren dazu sagen wird, bleibt ungewiß, falls er eine solche Frage dann überhaupt noch versteht und nicht längst schwerhörig geworden ist.
Viele junge Leute "dröhnen" sich heute mit Musik dermaßen zu, daß man um ihre Hörfähigkeit bangen muß. Doch nicht nur der sorglose Umgang mit Unterhaltungselektronik, auch Streß und eine ständig lauter werdende Umwelt durch zunehmenden Verkehr oder Baulärm belasten unser Gehör. Tinnitus, dieser unsägliche Pfeifton über Tag und Nacht, Hörsturz oder Schwerhörigkeit sind die Folgen.
In Niedersachsen hat man sich seit geraumer Zeit dieser Themen eingehend angenommen. Das Oldenburger "Haus des Hörens" vereint unter einem Dach das "Hörzentrum Oldenburg", das "Kompetenzzentrum HörTech", die Abteilung "Medizinische Physik" der Universität Oldenburg, einen Teil des Studiengangs Hörtechnik und Audiologie der "Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven" sowie die Geschäftsstelle der "Deutschen Gesellschaft für Audiologie" (DGA). Die attraktive und bundesweit einmalige Einrichtung vereint Spezialisten verschiedener Fachrichtungen und sieht sich als kompetenter Partner hörgeschädigter Menschen.
"Jedes Hörproblem ist anders", so die Fachleute, "deshalb sind differenzierte Diagnostik und sachgerechte Beratung Voraussetzung für jede erfolgreiche Behandlung." Zwei Stunden dauert eine Diagnostik-Sprechstunde, die jeweils donnerstags stattfindet. Eine produktunabhängige Hörgeräteberatung wird montags, donnerstags und freitags angeboten (jeweils nach telefonischer Anmeldung). "Zum Einsatz kommen neueste Meßmethoden zur Hördiagnostik, darunter auch audiologische Verfahren, die von Oldenburger Forschern entwickelt wurden." Mit dem Oldenburger Satztest (olsa) zum Beispiel kann man feststellen, wie Erwachsene Sprache in Ruhe sowie bei einem Störgeräusch verstehen können. Der Oldenburger Kinder-Reimtest (olki) hat sich bei der audiologischen Diagnostik hörgeschädigter Kinder bewährt.
Hören zum Anfassen, das möchte der neue Hörgarten rund um das Haus in der Marie-Curie-Straße in Oldenburg-Wechloy bieten. "In unserem Hörgarten sind zahlreiche akustische Experimente und Exponate zu erleben", so Birger Kollmeier, wissenschaftlicher Leiter des Hörzentrums. Ein abenteuerlich aussehender Hörthron lädt ein, akustisch verstärktes Richtungshören mit beiden Ohren zu erleben. Helmholtz-Resonatoren, benannt nach dem 1821 in Potsdam geborenen und in Königsberg lehrenden Mediziner, Physiologen und Physiker Hermann von Helmholtz, machen die Frequenzaufspaltung im Innenohr hörbar. Eine Flüstergalerie zeigt, wie Schall auch über weite Entfernungen hörbar gemacht wird. Eine Windharfe, eine Mittelohrpauke und natürlich ein mechanisches Ohr-Modell amüsieren und interessieren Erwachsene und Kinder gleichermaßen. "Mit unserem akustischen Themenpark wollen wir Hörforschung zum Anfassen bieten", so Kollmeier, "und zur Entwicklung des Hörbewußtseins beitragen sowie unsere Aufklärungsarbeit in Sachen gutes Hören kontinuierlich fortsetzen."
Nähere Informationen im "Haus des Hörens", Marie-Curie-Straße 2, 26129 Oldenburg, Telefon (04 41) 2 17 22 00, unter E-Mail: info@HoerTech.de oder im Internet unter www.HoerTech.de. |
|