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Roms Christen bauten an der Porta Flaminia, der Stätte, wo der Märtyrer St. Valentin (wahrscheinlich im Jahre 269 n. Chr.) hingerichtet worden war, eine Kirche, und sie widmeten ihm einen Kalendertag, den 14. Februar. Im 4. Jahrhundert galt St. Valentin, inzwischen heiliggesprochen, bereits als Patron der Liebenden und Verlobten, als Stifter einer guten Heirat. Auch als Beschützer der fleißigen Bienen wurde er verehrt, die den Wachs für die kostbaren Kerzen lieferten und ebenso unfreiwillig auch den menschlichen Gaumen einen honigsüßen Genuß bescherten.
Blüten und Bienen haben in der bildlichen Darstellung von Freude, Schönheit und Genuß stets eine große Rolle gespielt. Blume n und Kerzenschein geben immer noch unserer Gottesverehrung und dem Liebeswerben eine besondere Weihe.
Der Valentinstag war im Mittelalter, als die Schiffe den Winter im bergenden Hafen verbringen mußten, Termin für die Seefahrts- und Schaffer-Mahlzeit, an der Kaufleute, Schiffseigner, Kapitäne, unter anderem Dach auch wohl einige Matrosen, teilnahmen. Die Scheffler und Büttner feierten ausgiebig. Sie hatten die Bottiche und Fässer gerichtet, die proviantgefüllt nun an Bord gebracht werden mußten. Am 21. Februar sollten die Schiffe auslaufen. An den Flußufern, auf den Inseln und an der Nordseeküste würden Blinkfeuer sie zum Abschied grüßen, und in ihrem Schein würden die Frauen und Mädchen den Seeleuten nachwinken.
Vielleicht haben liturgische Gesänge, die die Ankunft des Bräutigams bejubeln, eine Rolle gespielt, als sich im 19. Jahrhundert weiteres mannigfaches Brauchtum am St. Valentinstag entwickelte und rasch Verbreitung fand. Denn wo bekommt nicht geheimnisvolles, spaßiges Tun Flügel, wenn nach langen, dunklen Winternächten die nun früher erscheinende Sonne zuerst die jungen Leute neckt? Sie möchten den Zukunftsschleier heben, gedanklich bereits naschen von den Freuden der Liebe. Da sollen neugierige Jungfern an die vier Zipfel ihres Kopfkissens Lorbeerblätter gebunden haben, um im Traum zu erfahren, wer der für sie Auserkorene sei. Im Zusammensein mit Freundinnen schrieben übermütige Mädchen die Namen ihrer Verehrer auf Zettelchen und umknetenden diese mit einem Mantel von frischem Lehm, bevor sie die Kugel in das klare Wasser eines Baches warfen. Aufgeregt wartete die Neugierigste, bis die Fluten die Erde abgespült hatten. Der Name auf dem Papier, der zuerst an die Oberfläche stieg, sollte der des aussichtsreichsten Bewerbers sein. In England müssen Kinder früh aufstehen, wenn sie dem ersten Erwachsenen, der ihnen begegnet, ein "Good morning, Valentin! Good morning, Valentin!" entgegenrufen wollen, noch ehe die Sonne am Himmel erscheint. Das soll ganz schnell geschehen, denn wenn der so Begrüßte vor der zweiten Nennung des Namens Valentin nicht antwortet, wird der die Kinder beschenken. Langschläfer aber, die zu spät kommen mit ihrem Gruß, müssen dann erfahren: "Die Sonne hat die Gaben verbrannt!" In Amerika ist der
14. Februar ein Tag der Freundschaft, an dem man Leute, die man gern hat, mit einem Blumenstrauß beschenkt.
Die den Floristen sehr willkommene Sitte, einander an kalten Tagen mit leuchtenden Blüten die Sympathie zu bekunden, kam über Belgien und Frankreich in die uns Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg besonders wohlhabend erscheinende Schweiz, trat aber ab 1950 bereits ihren Siegeszug auch durch Österreich an und wurde dann bald bei uns so populär, daß es gewiß auch in diesem Jahr wieder ein schöner Brauch sein wird, am Tag des Valentin Blumen als Zeichen der Wertschätzung, Verehrung und Liebe zu verschenken. Nur schade ist es, daß man dafür so tief in die Tasche greifen muß. Mancher ist jedoch gern spendabel, und er darf zur Belohnung vielleicht einen Blick durchs Schlüsselloch der Zukunftspforte tun, die dann von Freude erleuchtet sein wird.
Aufgeregt warteten die Mädchen auf das Ergebnis
Lorbeerblätter am Kopfkissen weisen auf den Richtigen |
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