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Es ist die Quelle des Lebens und nicht überall auf der Erde ausreichend vorhanden: Wasser, das Lebenselixier, das kostbare Naß, wie es auch gern genannt wird. Während man sich in den Industrienationen allenfalls über den Wasserpreis Gedanken machen muß, ist es in manchen Staaten Afrikas ein reiner Luxusartikel. Die wirtschaftlichen, politischen und naturwissenschaftlichen Aspekte des Themas Wasser beleuchtet eine Ausstellung, die noch bis zum 21. August in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München, Theatinerstraße 8, zu sehen ist (täglich 10 bis 20 Uhr). Etwa 70 bedeutende Gemälde aus aller Welt geben einen kulturhistorischen Überblick der Bedeutung von Wasser vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Zu sehen sind Werke von Lucas Cranach, Caspar David Friedrich, Emil Nolde, Max Beckmann, Arnold Böcklin, Max Klinger, Sigmar Polke oder David Hockney.
Gegliedert ist die Ausstellung in fünf Kapitel: Quelle des Lebens, Göttliche Macht - Macht der Natur, ... und macht sich das Wasser untertan, Elixier der Sehnsucht, Wasserfreuden. Von ausgewählten Taufdarstellungen aus dem 16. Jahrhundert über die Begegnung mit der Naturgewalt des Wassers und dem Wunsch des Menschen nach Harmonie mit der Natur bis hin zu ausgelassenen Freizeitfreuden reicht die Spanne der künstlerischen Darstellungen.
Vornehmlich der Seefahrt mit all ihren Tücken und Freuden ist eine Ausstellung gewidmet, die in der Hamburger Kunsthalle noch bis zum 11. September zu sehen ist (dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr, Katalog). Mit über 60 Gemälden aus eigenen Beständen, aber auch Leihgaben aus St. Petersburg oder Kopenhagen erhält der Besucher der Ausstellung "Seestücke - Von Caspar David Friedrich bis Emil Nolde" einen repräsentaiven Überblick zur Geschichte dieses Genres in der deutschen Malerei vom frühen 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg.
Während Künstler sich immer wieder mit dem Meer, dem Wasser beschäftigten und versucht haben, die verschiedenen Stimmungen mit dem Pinsel einzufangen, ist das Seestück, oft verwechselt mit der reinen Marine-Malerei, bis heute ein Stiefkind der Kunstgeschichte geblieben. Die Hamburger Ausstellung befaßt sich zum ersten Mal mit dem kunsthistorischen Aspekt dieses Themas und zeigt die ganze Vielfalt des Sujets. Sie bietet aber auch einen kurzweiligen Gang durch die Kunst der frühen Moderne.
Bevor man sich jedoch auf diesen Gang einläßt, sei ein erster neugieriger Blick in einen abgedunkelten Raum empfohlen, aus dem Sphärenklänge zu kommen scheinen. Klaus Wyborny, 1945 in Magdeburg geborener Filmemacher und Komponist, hat dort eine Endlos-Installation eingerichtet; zu sehen bis zum 23. September. Unter dem Titel "Lieder der Erde - Die See, die See" sind dort mit Musik "in annähernd phrygischer Tonart" untermalte Filmsequenzen zu sehen, die Wyborny in der Biskaya, dem Kanal, dem Atlantik und bei den Azoren aufgenommen hat. Doch Vorsicht: Schaut man allzu konzentriert auf die Leinwand, droht man seekrank zu werden. Alter Tip: Horizont suchen. Oder: Raum verlassen und sich den schönen Künsten zuwenden. Da erlebt man dann, was die Macht des Wassers aus der Sicht der Künstler erreichen kann.
Seekrank sind gewiß auch viele Passagiere geworden, die auf den alten Segelschiffen in Stürme oder gar Unwetter gerieten. Bilder von spektakulären Schiffbrüchen wie die von Andreas Achenbach oder von Johan Christian Dahl sprechen Bände. Da hieß es vor allem, das Leben zu retten und die Ladung zu sichern. Kisten türmen sich an Land, Rettungsboote kämpfen gegen die Brandung an; ein oft aussichtsloses Unterfangen, vor allem an felsigen Küstenstrichen. Für die Passagiere der "President" gab es wohl kaum Rettung. Der Raddampfer war auf einen Eisberg gelaufen und zerschellt, gemalt 1842 von Andreas Achenbach im Auftrag des Großherzogs von Baden. Die Gewalt des Eises hat Caspar David Friedrich in einem seiner berühmtesten Gemälde "Das Eismeer" festgehalten. Das Werk aus dem Besitz der Hamburger Kunsthalle zeigt ein gekentertes Schiff, das von den mächtigen Eisschollen zermalmt zu werden droht. Kenner wie Helmut Börsch-Supan deuten dieses Werk als "Sinnbild für die unnahbare Majestät Gottes" (vergl. Caspar David Friedrich, Monografie in aktualisierter Auflage, Prestel Verlag, 208 Seiten mit 132 Abb., davon 68 in Farbe, gebunden, 29,95 Euro). Weniger dramatisch, aber nicht weniger eindrucksvoll sind weitere Gemälde des Pommern Friedrich, etwa "Meeresufer im Mondschein", bei dem dunkle Regenwolken das Bild verfinstern. Nur am Horizont leuchtet es hell und man erkennt zwei sich nähernde Fischerboote. Ein Paar "Auf dem Segler" blickt zuversichtlich in die Zukunft, in der eine ferne Stadt zu erkennen ist. An Land erwartet den heimkehrenden Seemann, den Fischer wieder Arbeit, aber auch die Frau, die um ihn gebangt hat. Hafen- und Werftarbeiter fahren in Booten oder auf Dampfern zu ihrem Arbeitsplatz, während andere sich auf dem Wasser oder am Strand vergnügen. Bilder von Max Liebermann und Max Slevogt zeigen die andere, die heitere Seite der Medaille.
Das Meer in all seinen Farbschattierungen erlebten Maler wie Max Beckmann, Max Pechstein (vertreten mit einem Bild der Rettungsstation im ostdeutschen Nidden), Karl Schmidt-Rottluff, Lyonel Feininger, Ernst Ludwig Kirchner oder Emil Nolde, der geradezu in einen Farb-rausch verfiel. Das Meer zerfließt in seinen Bildern mit dem Himmel zu einem einzigen Farbenmeer, nur noch vage lassen sich Boote oder Dampfer erkennen, die gegen die Urgewalt ankämpfen. Wasser als Naturerlebnis, aber auch als Begegnung mit der Allgewalt Gottes - die Bilder dieser Ausstellung sprechen eine deutliche Sprache. Peter van Lohuizen
Seestücke: Maler wie Johan Christian Dahl (1788-1857), der die Dramatik eines Schiffbruchs festhielt, oder Walter Leistikow (1865-1908), der einen Hafen mit seinen sich im Wasser spiegelnden Schiffen darstellte, haben sich von der Faszination Wasser, Seefahrt, tosendes Meer einfangen lassen. |
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