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Nachdem der ungarische König Géza II. Mitte des 12. Jahrhunderts deutsche Siedler als "Entwicklungshelfer" nach Siebenbürgen geholt hatte, bildete sich dort mit der Zeit ein deutscher Neustamm heraus.
Diese sogenannten "Sachsen" kamen aus verschiedenen Regionen, nicht zuletzt aus dem Gebiet von Rhein und Mosel, aber auch aus Flandern oder der Wallonie. Als ihre Sprache setzte sich eine dem "Letzeburgischen" ähnliche Mundart durch. Bis heute können sich die Siebenbürger Sachsen in ihrem für andere Deutsche kaum verständlichen moselfränkischen Dialekt mit Bewohnern des Großherzogtums Luxemburg problemlos unterhalten.
Mit der Einweihung eines "Luxemburger Kulturzentrums" in Hermannstadt am 30. März haben die besonderen Beziehungen zwischen Siebenbürgen und Luxemburg nun eine neue Qualität erreicht. Zur Eröffnung der im restaurierten Schaserhaus am Kleinen Ring untergebrachten Einrichtung war die luxemburgische Kulturministerin Erna Hennicot-Schoepges nach Rumänien gereist. Darüber hinaus beehrten Großherzog Henri von Luxemburg und seine Gattin die einstige Sachsenmetropole, deren Ehrenbürgerschaft ihnen verliehen wurde.
Ministerin Hennicot-Schoepges betonte, daß der Festakt am Beginn einer intensiven Zusammenarbeit beider Regionen im Bereich der Kultur und der Erforschung der gemeinsamen sprachlichen Wurzeln stehen soll.
Das neue Zentrum ist auch der Ausgangspunkt eines mit Erklärungstafeln versehenen, von Luxemburg finanzierten "Kulturweges" durch den wunderschönen alten Kern Hermannstadts. Im Schaserhaus selbst sind künftig die Räume der Mitarbeiter des Siebenbürgisch-Sächsischen Wörterbuchs untergebracht sowie das Büro eines luxemburgischen Honorarkonsuls.
Im Zusammenhang mit der engen Sprachverwandtschaft wies Hennicot-Schoepges auf die zahlreichen deutschen Ortsnamen in Siebenbürgen hin, die sie von ihrer Heimat her kenne - Stolzenburg, Wallendorf, Burgberg etc.
Die neue Präsenz des Großherzogtums Luxemburg in diesem Teil Rumäniens unterstreicht, welche konkrete kulturpolitische Bedeutung das reiche Geschichts- und Kulturerbe der Siebenbürger Sachsen nach wie vor hat. Daß heute nicht einmal mehr 20 000 Sachsen in ihrer Heimat leben, spielt dabei bloß eine untergeordnete Rolle. (MS)
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