|
Die Republik Polen war auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) Mitte März so gut vertreten wie sonst nur Reiseklassiker vom Schlage Italiens oder Spaniens. Eine ganze Halle stand dem östlichen Nachbarland in Berlin zur Verfügung, um die Reize der endlosen hinterpommerschen Sandstrände, des Riesengebirge s, der einsamen Beskiden oder der Masurischen Seenplatte an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
Die ausgelegten Informationen waren hinsichtlich ihrer Papier-, Druck- und Fotoqualität vom üblichen internationalen Standard nicht mehr zu unterscheiden. Auch in puncto der Verwendung deutschsprachiger Orts- und Regionalbezeichnungen ist mittlerweile Normalität eingekehrt. In der Regel werden sowohl die polnischen als auch die deutschen Namen benutzt.
Die Stadtverwaltung Marienburg wirbt sogar mit einem Hochglanzprospekt, dessen Titelblatt ausschließlich die nächtlich angestrahlte Ordensburg und der Schriftzug "Marienburg eine Touristenstadt" schmücken. Der polnische Name "Malbork" taucht in der ganzen Broschüre nur als Bestandteil der örtlichen Kontaktadressen auf.
An den Ständen fast aller Wojewodschaften ist die Nachfrage auffallend groß, was sicherlich damit zusammenhängt, daß gerade das Hauptstadtpublikum die relativ nahen und preiswerten Reiseziele im Osten zu schätzen gelernt hat.
Eine auf der ITB veröffentlichte Studie des Instituts für Tourismus in Warschau zeigt, daß sich die zu Beginn der 90er Jahre sprunghaft gestiegene Zahl deutscher Besucher auf hohem Niveau stabilisiert hat. Vorläufigen Angaben zufolge waren es im vergangenen Jahr 53,97 Millionen deutsche Touristen, was gegenüber 1998 ein kleines Plus von 4,3 Prozent bedeutet.
Den größten Anteil haben dabei Tagesausflüge in die grenznahen Regionen. Nur schätzungsweise 6,4 Millionen Reisende nahmen der Studie zufolge mindestens eine Übernachtung in Anspruch. Davon wiederum entfällt ein Drittel auf Kurzaufenthalte zwischen zwei und vier Tagen.
Bei den Motiven für deutsche Touristen, sich gerade für die Republik Polen zu entscheiden, steht der Erholungs- und Besichtigungsaspekt mit 47 Prozent an erster Stelle, gefolgt von den Jahr für Jahr zunehmenden Dienstreisen, den Verwandten- und Bekanntenbesuchen (etwa ein Fünftel) sowie Einkauftstouren mit einem Anteil von rund zwölf Prozent.
Leider gibt es keine Angaben über das aktuelle Ausmaß des ostdeutschen Heimattourismus. Doch es dürfte klar sein, daß dieser nach wie vor von erheblicher Bedeutung ist.
Altersmäßig sind Personen zwischen 35 und 44 Jahren am stärksten vertreten. Als besonders beliebte Ziele lassen sich das wahrscheinlich vor allem von Geschäftsleuten besuchte Mittelpolen sowie in touristischer Hinsicht die ostdeutschen Länder Schlesien, Pommern und das südliche Ostdeutschland ausmachen.
Bemerkenswert ist, daß sich eine Art Stammkundschaft entwickelt hat: Im Jahr 1999 statteten mehr als 75 Prozent der deutschen Polen-Reisenden diesem Land bereits zum dritten Mal einen Besuch ab, und 96 Prozent wollen den Umfragen zufolge wiederkommen.
Hinsichtlich der polnischen Deutschland-Reisenden weisen die Hochrechnungen aus Warschau fürs letzte Jahr eine Zahl von deutlich über 25 Millionen Personen aus. Auch hier entfällt der Bärenanteil auf Tages- bzw. Kurzreisen.
Die geschätzte Zahl der rein touristischen Reisen mit mindestens einer Übernachtung liegt bei 2,5 Millionen. Dabei ist allerdings der Anteil längerer Aufenthalte zwischen 5 und 15 Tagen höher als in umgekehrter Richtung. Geschäftlich motivierte Visiten machen ein Drittel aus, Tendenz steigend.
Der polnische Deutschland-Besucher ist laut Statistik im Durchschnitt jünger als der deutsche Polen-Tourist. Am stärksten vertreten ist die Altersgruppe zwischen 35 und 44 Jahren, immerhin knapp ein Drittel ist jünger als 34.
Auch dies sind klare Indizien dafür, wie sehr das Interesse gerade der jüngeren Generationen in Polen am deutschen Nachbarn seit dem Umbruch von 1989 gewachsen ist.
|
|