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Eine Galerie der starken Frauen in einer von Männern geführten Welt. Wem fallen nicht gleich Namen wie Luise Otto-Peters, Auguste Schmidt, Helene Lange und Marianne Weber ein. Dochbereits um 1365 wurde in Venedig Christine de Pizan geboren, die sich nicht aufs stille Wirken im Elfenbeinturm beschränken wollte. In ihrem Werk „Stadt der Frauen“ befindet sie sich in vollem Einsatz, angeleitet von der Frau Vernunft: „Jetzt fang an, liebe Tochter. Laß uns, ohne lang zu zögern, hinausgehen auf das Feld der Literat ur. Dort, auf einem fetten und fruchtbaren Boden, soll die Stadt der Frauen gegründet werden, dort, wo Früchte aller Art wachsen und sanfte Flüsse fließen, wo die Erde überquillt an guten Dingen aller Art.“
Nicht Berlin, mit Bettina von Arnim, Henriette Herz und Elisa von der Recke, nein, Königsberg ist die Stadt der Vernunft, dazu geworden nicht zuletzt durch Immanuel Kant, durch den Einfluß seines Denkens. Im gleichen Zuge kann man auch sagen, sie war schon viel früher auch die Stadt der Kurfürstin Anna, die, 1576 in Königsberg geboren, mit Vernunft und Gefühl in Abwesenheit ihres Mannes, Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg, die Regierungsgeschäfte übernahm, zu einer Zeit, als das Land bereits von der Maas bis an die Memel reichte.
Auf dem Feld der Literatur wandeln zahlreiche Dichterinnen aus Königsberg, von Gertraud Möller (1637-1705) bis zu Agnes Miegel (1879-1964). Von besonderer Bedeutung ist die Königsbergerin Fanny Lewald (1811-1889), die zu den Schriftstellerinnen gehört, die ihre Heimatstadt verlassen haben, nur Gertraud Möller blieb ihrer Heimat treu.
Friedl Beutelrock (* 6. Mai 1889 Königsberg, † 1958 München) wurde im gleichen Jahr in Königsberg geboren, in dem Fanny Lewald in Dresden starb. Sie zog nach München, heiratete den Zahnarzt Dr. Maximilian Beutelrock (* 2. Mai 1887 Simbach am Inn, † 29. Dezember 1972 München). Sie veröffentlichte in München vier Bücher mit Aphorismen: „Splitter und Späne“ (1948), „Er und Sie“ (1953), „Am Rande vermerkt“ (1954) und „Menschen und Leute“. Ihre letzte Ruhe hat die Königsbergerin in einem Urnengrab auf dem Münchner Nordfriedhof gefunden.
Zehn Jahre nach dem Tod von Fanny Lewald, 1899, ruft eine weitere starke Frau in die Welt hinaus: „Die Waffen nieder!“ Bertha Suttner, in Prag geboren, ruft nach dem ewigen Frieden. Im selben Jahr wird in Königsberg Margarete Riemschneider geboren (* 17. August 1899 in Königsberg, † Februar 1985 München). Auch sie verläßt ihre Geburtsstadt und studiert Kunstgeschichte und Archäologie in München. Sie wird 1923 zum Dr. phil. promoviert, die Dissertationsschrift vom Vorjahr hat den Titel: „Das italienische Genrebild des Barock und Rokoko“. Sie ist danach freischaffend wissenschaftlich tätig, verfaßt populärwissenschaftliche Schriften und historische Romane, so eine Abhandlung von 1939: „Der Wandel der Gebärde in der Kunst“ und 1950 „Homer. Entwicklung und Stil“, mit 1952 nachfolgender 2. bearbeiteter Auflage. Für den Herausgeber einer Serie über den Vorderen Orient „Große Kulturen der Frühzeit“, Professor Dr. Helmuth Th. Bossert, schreibt Margarete Riemschneider das Buch „Augengott und Heilige Hochzeit“, arbeitet zuerst im Herbst 1952 in Schwerin, lebt dann in Leipzig, wo 1953 das Buch erscheint. Es folgt in der Serie „Die Welt der Hethiter“, mit einem Vorwort von Prof. Bossert im Mai 1954 in Istanbul.
Es folgte die Schrift T. Labarnas, der „Hasenmann“ (1954), dann aber nach dem „Augengott“ der zweite Teil 1956 „Der Wettergott“, alles religionsgeschichtliche Abhandlungen, im März in Leipzig geschrieben, zuletzt die Schrift „Pahalat, die Göttin von Pella“ (1957). Damit endet die Serie von Werken für Prof. Bossert, der 1961 in Istanbul stirbt.
Erst 1963 erscheint „Von Olympia bis Ninive im Zeitalter Homers“, nach elf Jahren wieder eine Beschäftigung mit Homer. Nachdem sie 1965 über „Das Reich am Ararat“geschrieben hatte, setzte sich Margarete Riemschneider 1966 mit der Zahl auseinander. „Von 0 bis 1001. Das Geheimnis der numinosen Zahl“.
Jedes Jahr erscheint nun ein Buch: „Der Schwur des Espaini“, ein Roman aus dem alten Urartu; „Das Wunder von Jerusalem“, historischer Roman aus der Zeit Sanheribs; „Keine Stadt ist vor den Räubern sicher“, kulturhistorischer Roman; „Unrast und Einkehr“, ein Erasmus-Roman; „Im Garten Claudius“, kulturgeschichtlicher Roman über den letzten großen Dichter der Antike (1970) und dann ein Buch „Ruhmreiches Rhodos“ (1973), auch unter dem Titel „Rhodos, Kultur und Geschichte“ (1974) erschienen. Die Bücher erscheinen nicht mehr alle in Leipzig; Stuttgart und Wien sind nun die Verlagsorte. Rhodos erscheint bereits in München, dann auch ihr letztes Buch „Der Maler von Toledo“.
Die Schriftstellerin Margarete Riemschneider ist seit 1975 in München ansässig, es ist still um sie geworden. Zehn Jahre später, 1985, kommt eine Neuauflage der „Welt der Hethiter“ heraus, doch schon im Februar stirbt die Königsbergerin in München im 86. Lebensjahr. Am 7. Februar 1985 findet die Beisetzung auf dem Westfriedhof in einer Urnenhalle statt. Harry Herbert Tobies
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