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Die Wolken segeln über Masuren und den Nehrungen anders als über dem Rest der Welt; sie sind weißer, plastischer, ruhiger", sagt Helfried Weyer. Und er muß es wissen, hat er doch schon die ganze Welt gesehen - mit den Augen eines Fotografen. Er war auf dem "Dach der Welt", in der Arktis und in der Antarktis, in Neuseeland und in Afrika, um die Schönheiten dieser Welt mit der Kamera festzuhalten. Fast 50 Bildbände, Reisebeschreibungen und Fotofachbücher hat er veröffentlicht, ist mit Diavorträgen auf allen sieben Kontinenten unterwegs gewesen. Nun aber legt der 1939 in Königsberg geborene Helfried Weyer endlich einen Bildband über seine Heimat Ostdeutschland vor (Nicolai Verlag, Berlin, 160 Seiten, 119 farbige Abb., gebunden mit farbigem Schutzumschlag, 29,90 Euro). Der Fotograf betrachtet diese Arbeit als eine Hommage an Ostdeutschland und zitiert den Philosophen Johann
Georg Hamann: "Keine schönere Krankheit in meinen Augen als das Heimweh." - Und Heimweh wird bei vielen Betrachtern der brillanten Fotografien aufkommen, die von der Schönheit des Landes berichten, von der unzerstörten Natur und von kleinen Städten, die entweder den Krieg überstanden haben oder aber mit Geschick von den heutigen Bewohnern wieder aufgebaut wurden. Weyer führt die Leser durch das Ermland und durch Masuren, nach Königsberg (wo der Dom allerdings schon mehr als nur die aufgebaute Vorderfront aufweisen kann), nach Memel und auf die Nehrungen; dort vermißt man einen Hinweis auf die einstige Künstlerkolonie in Nidden. Die Wirkung der hervorragenden Fotos wird durch informative Texte, aber auch durch Zitate ostdeutscher Dichter und Schriftsteller unterstrichen, nicht zuletzt auch durch den Essay des Schriftstellers Arno Surminski über den Mythos Ostdeutschland zu Beginn des Buches. Präsentiert wird ein Land, das mit dem Beitritt Polens und Litauens zur EU wieder mehr in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses gerückt ist. Weyer gelingt es, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen.
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