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Sie dienen der Information, der Unterhaltung und natürlich dem Anpreisen von Produkten. Plakate sind aus dem Bild einer Stadt schon lange nicht mehr wegzudenken. Daß sie auch Kunst sein können, zeigt eine Ausstellung, die am Sonnabend in Essen eröffnet wird. Das "Deutsche Plakat Museum" (DPM) Essen präsentiert für acht Wochen im "Museum Folkwang" die Ausstellung "Zeitzeiger - Plakate aus zwei Jahrhunderten". Sie wurde vollständig aus der rund 340000 Werke umfassenden Sammlung des "Deutschen Plakat Museums" zusammengestellt. 288 ausgewählte, zum Teil sehr seltene Objekte legen Zeugnis ab von der Entwicklung des deutschen Plakats und seiner Vorläufer in Europa zwischen 1721 und 1936. Einige der Werke werden erstmals öffentlich gezeigt.
Hartwig Fischer, Direktor des "Museum Folkwang", freut sich: "Das ,Deutsche Plakat Museum besitzt die größte Plakatsammlung in Europa und gehört in ihrer Breite und Qualität zu den wichtigsten in Deutschland. Wir sind glücklich, dem DPM unter dem Dach des ,Museum Folkwang endlich ein angemessenes Forum und eine gesicherte Zukunft geben zu können." Der Schwerpunkt der Präsentation liege nicht beim einzelnen Plakat, sondern in der Dokumentation der entscheidenden Entwicklungslinien des Genres im genannten Zeitraum, weist René Grohnert, Leiter des "Deutschen Plakat Museums", auf die Besonderheit der Präsentation hin. "Dem Publikum wird mit der Ausstellung ein umfassender Einblick in die dynamische Entwicklung des Plakats geboten."
Die Essener Ausstellung ist in fünf große Bereiche gegliedert. In dem Abschnitt "Vorläufer und frühe Plakate" wird in drei Bereichen die Frühzeit des Plakats dokumentiert. Gezeigt werden Vorläufer des Plakats (Flugblätter, Anschlagzettel), aber auch Grafiken wie Illustrationen und Karikaturen, die den Einsatz des neuen Mediums im Straßenbild deutlich machen. Erste großformatige und farbige Blätter (zumeist für den Einsatz in Innern) vervollständigen diesen Abschnitt.
Unter dem Motto "Erste Höhepunkte der Plakatentwicklung" sind Plakate aus Frankreich um 1900 von Jules Chéret, Henri de Toulouse-Lautrec und anderen zu sehen. Beispiele aus Großbritannien, den USA, Belgien, Italien und Deutschland belegen die enorme Ausstrahlung von Frankreich auf andere Länder. Beispiele aus der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert aus Dresden, Leipzig, Krefeld, Düsseldorf und Darmstadt geben einen Überblick auf die Entwicklung des Plakats in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Ab etwa 1905 entwickelte sich vor allem in München und besonders in Berlin eine eigenständige und innovative Plakatgestaltung. Diese Entwicklung strahlte wiederum auf Frankreich, besonders aber auf die USA, aus. Beispiele aus Deutschland, Österreich-Ungarn, Frankreich, England, Italien und den USA präsentieren im vierten Kapitel der Ausstellung einen Querschnitt der neuen Bildsprache, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in der Herausbildung des politischen Plakats fortsetzt. In expressiver Formensprache zeigt sich nach dem Ersten Weltkrieg das neue Genre des politischen Plakats. Die vom "Bauhaus" beeinflußte Gestaltung, die "Neue Typographie", der verstärkte Einsatz von Fotos und Fotomontagen sowie die Verbreitung neuer Druckverfahren (Offsetdruck) lassen einen neuen Typ von Plakaten entstehen. Sachlichkeit und Dekorativität sind fortan gefragt. Ein letzter Ausblick auf die folgende Epoche mit Plakaten aus dem Jahre 1932 weist bereits auf das Zeitalter der großen zeitgeschichtlichen Katastrophen in Europa hin.
Im Jahr 2010 wird das "Deutsche Plakat Museum" einen eigenen Ausstellungsbereich für die Sammlung im bis dahin fertiggestellten Neubau des "Museum Folkwang" erhalten. Die am Wochenende beginnende Ausstellung bildet den Auftakt einer zukunftsweisenden Neupräsentation der Sammlung an einem der bedeutendsten Orte im Ruhrgebiet.
Die Ausstellung "Zeitzeiger - Plakate aus zwei Jahrhunderten" im "Museum Folkwang", Goethestraße 41, 45128 Essen, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, freitags bis 24 Uhr geöffnet, Eintritt 5 / 3,50 Euro, bis 25. März.
Fotos(2): Mit Plakaten werben: Walter Schnackenberg entwarf 1919 das Motiv für das Münchner Variété "Deutsches Theater / Schwanthaler Passage", Friedrich W. Kleukens warb 1908 für die "Hessische Landesausstellung für freie und angewan |
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