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Mit der Enthüllung des restaurierten Königstores eröffneten die Russen am 1. Juli die dreitägigen Jubiläumsfeierlichkeiten. Tausende von Menschen füllten den Platz um das Königstor und die vom Königstor in die Stadt führende Königstraße, heute Frunse-Straße. Wer allerdings glaubte, daß die Enthüllung des restaurierten Königstores mit Pauken und Trompeten, Kanonendonner und einigen offiziellen Reden einhergehen würde, wurde angenehm überrascht. Denn zunächst gab es eine spielerische Einführung in die Geschichte der Stadt in Form eines künstlerisch hochwertigen Tanztheaters mit den entsprechenden Erklärungen in russischer Sprache.
Vor der Kulisse des noch verhüllten Mittelteiles des Königstores erschienen in wechselnden Szenen die Figuren, die - zumindest aus russischer Sicht - die Geschicke der Stadt mitgestaltet haben: darunter die Ureinwohner - die Pruzzen, König Ottokar II. und sein Ordensheer, Herzog Albrecht von Brandenburg und seine Gemahlin, der Große Kurfürst, Immanuel Kant, Napoleon, Königin Luise und Zar Alexander I. Ein emotionaler Höhepunkt waren die von Königin Luise deutsch gesprochenen Worte: "Wer nie sein Brot mit Tränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Da standen so manchem Besucher, der diese Worte, welche die Königin 1807 auf der Flucht vor Napoleon in die Scheibe eines Gasthofes auf der Kurischen Nehrung geritzt haben soll, verstanden hatte und die Geschichte Preußens und Königsbergs kannte, die Tränen in den Augen.
Weiter ging es mit dem in Königsberg 1776 geborenen Dichter E.T.A. Hoffmann, dessen Werke vielfach ins Russische übersetzt worden sind. Die lustigen Szenen aus der "Lebensgeschichte des Kater Murr ..." erfreuten besonders die Kinder. Nach dem großen Defilee und der Eröffnungsrede von Bürgermeister Juri Sawenko war es dann endlich so weit. Aber irgendwie hatte man die Rechnung ohne Friedrich I. gemacht. Als um 12.30 Uhr die frisch restaurierten Sandsteinfiguren feierlich enthüllt werden sollten, blieb die fallende Plane mit dem Aufdruck "Kaliningrad 750" am Zepter des Preußenkönigs hängen. Es dauerte noch eine geraume Zeit, bis es den Organisatoren gelang, die Plane zu lösen.
Die Besucher nahmen die Verzögerung mit Humor und applaudierten begeistert. Mit dem frisch sanierten Königstor hat die Stadt eine neue Sehenswürdigkeit bekommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wenn auch die Kosten für die Renovierung inzwischen fast auf das Doppelte, von 25 auf 49 Millionen Rubel gestiegen sind, was umgerechnet gut 1,4 Millionen Euro sind. M. N.
Zu Füßen des Königstores: Königsbergs Bürgermeister Jurij Sawenko hielt seine Festansprache in einem zum historischen Festumzug passenden Kostüm. Fotos (2): Neuman
Frisch restauriert: Das Königstor nach der Enthüllung |
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