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Erbarmungslos eingeholt

 
     
 
Wir schreiben das Jahr 1997, als Kishor Babu, ein 72jähriger, wohlhabender Geschäftsmann, der in einem der reichsten Viertel Kalkuttas lebt, bei einem Unfall einen Schlag auf den Kopf erhält.

Von dem Moment an erfolgt eine grundlegende Veränderung im Verhalten des bis dato gestrengen Patriarchen, die seine gesamte Familie in helle Aufregung versetzt.

Als aufmerksamer Beobachter wandert er durch die Straßen Kalkuttas, beschäftigt sich mit den alten Tagebüchern seiner Verwandten, die er eigentlich längst hat wegwerfen wollen, und durchlebt in Gedanken noch einmal seine Kindheit und Jugend.

"Kishor Babus neue Angewohnheit, in den Straßen herumzubummeln, beunruhigte seine Frau und seine Kinder derart, daß sie sein Gehirn
durch neueste und kostspielige Methoden untersuchen ließen ..."

Weder die Frau Kishor Babus noch seine Kinder haben Verständnis dafür, daß das Familienoberhaupt plötzlich anfängt, die durch Armut und Entbehrungen gezeichnete Familiengeschichte hervorzuholen.

"Kishor Babus Familie hatte, um sich von den aus der Erinnerung an die Geschichte herrührenden Übeln zu befreien, sehr erfolgreiche Rezepte angewandt ... 1. alte Dinge vergessen, 2. neue Tatsachen schaffen, 3. eine neue Ausdrucksweise annehmen, 4. Porträts prunkvoll bekleideter Ahnen in prächtig vergoldeten Rahmen aufhängen ..., 5. alte Möbel, Schmuck und Standbilder kaufen."

Kapitel für Kapital dringt Alka Saraogi in die Vergangenheit Kishor Babus vor. Stück für Stück beginnt der Leser zu begreifen, wie der einst so sympathische junge Mann, dessen beste Freunde Amolak, ein Gandhi-Anhänger und Shantanu, ein revolutionärer Streiter, waren, zu einem solch geld- und ansehensbesessenen Menschen werden konnte.

Leider ist der Übergang der Kapitel so fließend, daß der Leser leicht das Gesamtbild der Handlung aus den Augen verliert. Der Roman wirkt zum Teil durch die Fülle der Geschichten und der Ereignisse etwas unübersichtlich.

Der Roman zeigt ein einerseits sehr farbenfrohes und andererseits sehr düsteres facettenreiches Kalkutta.

Alka Saraogi verwischt die Grenzen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart der Stadt und zeigt am Beispiel von Kishor Babu, wie die Vergangenheit einen Menschen, auch wenn er sie mit allen Mitteln zu verdrängen versucht, doch immer wieder einholt.

Alka Saraogi: "Umweg nach Kalkutta", Insel Verlag, Frankfurt am Main 2006, geb., 334 Seiten, 22
 
     
     
 
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