|
Sie entführt den Betrachter ihrer Zeichnungen in eine wundersame Welt, eine Welt voller hintergründiger Hinweise, kleiner witziger Geschichten. Nanne Meyer, 1953 in Hamburg als Tochter einer aus dem ostdeutschen Tilsit stammenden Mutter geboren, ist mit ihren Zeichnungen und Collagen in aller Welt zu Hause. Stipendien führten sie nach London, in die Villa Massimo und nach Kalifornien. Sie lebt und arbeitet in Berlin, wo sie seit 1994 eine Professur an der Kunsthochschule Weißensee hat. Ihre Arbeiten aber sind in Museen in Nürnberg , München, Hamburg, Berlin, Bonn oder Winterthur zu sehen. Erst im Herbst vergangenen Jahres zeigte sie ihre Zeichnungen im US-amerikanischen Lewisburg. Noch bis zum 25. März sind nun schwerpunktmäßig 29 Blätter aus der Serie "Quer zur Faser" in der Freiburger Galerie pro arte, Schwabentorplatz 6, zu sehen (mittwochs bis freitags 11 bis 19 Uhr, sonnabends 11 bis 14 Uhr).
Neben Einzelblättern und Heften hat Nanne Meyer mittlerweile 17 Jahrbücher geschaffen, die oft mehrere 100 Seiten umfassen und sich meist einem Themenkomplex widmen. Gedanken, Erlebnisse und Assoziationen werden in einer Kombination von Zeichnungen und eingeklebten Papierschnipseln festgehalten. So hat sie Gegenstände aus einem alten Bastelbuch aus DDR-Zeiten ausgeschnitten, aber auch Teile von Landkarten und Architekturpläne wurden so verfremdet, daß neue Dinge entstanden. Hinzufügen, Weglassen, Wiederholen - mit diesen "Tricks" gelingt es der Künstlerin, "Dinge in der Luft zu verstecken", wie sie es nennt. "Das zeichnen, was man sieht, und das, was man nicht sehen kann. Alles ist da, man muß nur warten, bis es sich zeigt. Beim Zeichnen findet man."
Oftmals fühlt der Betrachter sich an Bilderrätsel erinnert, an Kinderzeichnungen voller Witz. Denn der versteckt sich auch in vielen Zeichnungen der Nanne Meyer. Zeichnen heißt für sie, das Ernste spielerisch darzustellen, das Zufällige ernstzunehmen und Konzentration mit Leichtigkeit zu kombinieren. "Der Zeichner sieht sich stets mit drei Realtitäten konfrontiert: mit der draußen in der Welt, mit der im eigenen Kopf und mit der auf dem Blatt Papier. Zeichnen ist so immer auch ein Prozeß der Kommunikation." Und: "Nichts ist so unwichtig, um nicht Grund für eine Zeichnung zu sein."
Mit Bleistift und Tusche, mit Tapetenkleister, Schultafellack und Goldbronze zaubert Nanne Meyer ihre Bilderwelt aufs Papier. Kleine Dinge des Alltags sind es, die da vor dem Auge des Betrachters auf einmal eine neue Bedeutung erlangen. In einer poetischen und oft auch humorvollen Bildersprache erzählt die Künstlerin Geschichten, die verzaubern, wenn man ganz genau hinsieht. Und das kann man jetzt in Freiburg.
Nanne Meyer: ohne Titel aus der Serie "Quer zur Faser" (2002, Bleistift, Buntstift, Collage, Papier) |
|