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Holz ist ein sehr schöne Material, aber bis es seine zärtliche Glätte erreicht hat, muß man sich und es durc alle Widerwärtigkeiten und Widerborstigkeiten quälen, da wird einem nichts geschenkt Wer es in eine Form zwingen will, muß trickreich sein und die Zähigkeit eine Löwenbändigers haben", schrieb Max Fürst in seinen Lebenserinnerunge "Gefilte Fisch". Und er muß es wissen, denn schließlich war er ausgebildete Tischler und hat mit dem Holz gerungen. Der Königsberger, der am 2. Juni vor 95 Jahre geboren wurde, emigrierte Mitte der dreißiger Jahre nach Jerusalem, lebte in Haifa un Kairo, kehrte jedoch 1950 nach Deutschland zurück. Fünf Jahre vor seinem Tod am 21. Jun 1978 in Stuttgart griff Max Fürst zur Feder und schrieb seine Erinnerungen an sein Jugend in Königsberg nieder.
"Der gefilte Fisch ist eigentlich ein jüdische s Nationalgericht" erläuterte Max Fürst einmal den Titel seiner Erinnerungen. "Man nimmt die Gräte heraus und füllt ihn dann mit lauter guten Sachen. Bei diesem ,Gefilten Fisch sin die Gräten leider drin geblieben. Die Probleme der Deutschen, der Juden, der deutsche Juden, der Schule, der Lehrzeit sind hineingepackt und zusammengebunden in der Erzählun von meiner Jugend, meiner Familie und meinen Freunden."
Es sind Erinnerungen an schwere Zeiten, an Verfolgung und Demütigung, aber auch a glückliche Jahre in der Heimat Ostdeutschland: "Heimat ist, wo man den Nachbarn kennt wo die Kinder an den Fingern die Bahnstationen aufzählen", so Fürst. Und "Heimat ist auch, wenn man auf viele Kilometer jeden Schritt genau kennt und gan ,wischig (kribbelig) ist, weil man nicht weiß, was man dem Fremden, dem Freund zuerst zeigen will. In der Lage bin ich jetzt auch; führe ich die Küstenlinie entlan oder erst in unser Haus oder ins Innere des Landes? Als Vorgeschmack sage ich die Name der Dörfer, lass sie auf der Zunge zergehen, spreche sie einzeln aus wie ei Gedicht: Palmnicken, Kraxtepellen, Groß-Hubnicken, Kreislacken, Marscheiten Groß-Dirschkeim mit der herrlichen Schlucht zum Meer, Brüsterort..." Erinnerungen an eine Heimat, die auch Max Fürst verlassen mußte, nur früher als die anderen. hm
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