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Erst Triumph - dann Katastrophe

 
     
 
Sie begann mit einem Triumph, und sie endete mit einer Katastrophe - die Geschichte der Columbia, die zugleich ein wichtiges Stück der Geschichte der bemannten Raumfahrt markiert. Vor 25 Jahren, am 12. April 1981, hat die erste Raumfähre von Cape Canaveral abgehoben und ein neues Kapitel der Technologie aufgeschlagen. Erstmals gelang es dem Menschen, ein Fahrzeug ins All zu schicken, nahezu vollständig zurückkehren zu lassen und - nach gründlicher Überholung - erneut auf die Millionen Kilometer lange Reise zu schicken.

Das mit der "gründlichen Überholung" geriet der US-amerikanischen Raumfahrtorganisation Nasa offenbar immer mehr aus dem Blick, trotz des schweren Unfalls am 28. Januar 1986, als die Challenger unmittelbar nach dem Start explodierte und sieben Astronauten in den Tod riß.

Columbia, die Nummer 2 der US-amerikanischen Raumfährenflotte (die Nr. 1, Enterprise, absolvierte nur Testflüge und war nicht weltraumtauglich), blieb der Star unter den Sternenfliegern. Das Schiff mit siebenköpfiger Besatzung verbrachte 300 Tage im All, umrundete dabei über 4800 Mal die Erde, legte 200 Millionen Kilometer zurück. An diese Bilanz kommen Discovery, Atlantis und Endeavour noch lange nicht heran.

Nahezu 22 Jahre lang flog Columbia vorne weg, bis zum 1. Februar 2003. Das Raumschiff mit sechs US-amerikanischen und einem israelischen Astronauten an Bord kehrte von seiner 28. Mission zurück zur Erde. Beim Eintritt in die oberen Atmosphärenschichten versagte der Hitzeschild, der beim Start beschädigt worden war. Das Raumschiff samt seiner Besatzung verglühte.

Kritiker forderten erneut - wie 16 Jahre zuvor nach dem Challenger-Unglück - die sofortige Einstellung des Space-Shuttle-Programms. Dem widersetzte sich die Nasa. Schließlich entschied Präsident Bush, die Flüge nach zweieinhalb Jahren wiederaufzunehmen, das Programm insgesamt aber zu verkürzen und bis 2010 ganz auslaufen zu lassen.

Dabei dürfte es auch eine wesentliche Rolle gespielt haben, daß die Raumfährenflotte - trotz der beiden schweren Unglücke - den ganzen Stolz der US-Amerikaner als die führende Weltraumnation verkörpert. Dieser Stolz stützt sich auf beeindruckende
Statistiken: Bei 114 Einsätzen haben die Raumgleiter nahezu 700 Millionen Kilometer zurückgelegt, über 700 Menschen in den Orbit getragen, über 16500mal die Erde umrundet, über 60 Satelliten ausgesetzt, 17mal an der Internationalen Raumstation angedockt. Imposant sind auch die technischen Maße: 37 Meter lang, 23 Meter breit, 17 Meter hoch, beim Start insgesamt 110 Tonnen schwer, Nutzlast maximal 25 Tonnen.

Der Leistungsbilanz der US-Space Shuttles steht bei der gesamten internationalen Konkurrenz eine Null gegenüber. Die Sowjets wollten zwar dagegenhalten, mit einer noch größeren Raumfähre; Buran (übersetzt Schneesturm) schaffte jedoch nur einen einzigen unbemannten Orbitalflug von knapp über drei Stunden.

Von Columbia bis Discovery - in diesen 25 Jahren sind wir Deutschen indirekt im Geiste immer mitgeflogen. Denn die Idee, statt mit einer Rakete, also einem "Wegwerf-Gerät", mit einer wiederverwendbaren Fähre ins All und zurück zu fliegen, stammt von Ernst Sänger. Der aus Böhmen stammende Ingenieur und Raumflug-Pionier hatte in den 20er Jahren eine Dissertation zum Thema Raketenflugtechnik verfaßt, die aber von der Wiener Universität abgelehnt wurde. Die hier bereits angedachten Vorstellungen von einer Raumfähre verfolgte Sänger in den 30er und 40er Jahren am Raketenversuchszentrum Trauen in der Lüneburger Heide weiter. Nach dem Krieg ging er zunächst nach Frankreich, dann als Professor nach Stuttgart und 1963 an die TU Berlin. In den 60er Jahren erarbeitete er für die Junkers-Werke das Konzept eines Raumgleiters, dessen wesentliche Komponenten sich später in den US-amerikanischen Space Shuttles wiederfanden. Aus Kostengründen wurde dieses Projekt eingestellt, wie in den 80er und 90er Jahren auch das von MBB erarbeitete Raumfähren-Projekt "Sänger II". Deutsche und Europäer hatten damit endgültig dieses zukunftsträchtige Feld der Hochtechnologie den US-Amerikanern überlassen, die sich natürlich gern auf unsere Vorarbeiten stützten.

Die Raumfähre "Columbia" vor ihrem Jungfernflug
 
     
     
 
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