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Mit "Die Asche meiner Mutter" erzielte der pensionierte, irischstämmige US-Amerikaner Frank McCourt vor zehn Jahren einen literarischen Welterfolg. Die Geschichte seiner von Armut geprägten Kindheit in Irland wurde nicht nur ein Bucherfolg, sondern kam auch als Kinofilm auf die Leinwand. Auch ein "Rundherum tolles Land" (erschienen 1999) über seine ersten von Armut gekennzeichneten Jahre als Einwanderer in den USA wurde ein Bestseller. Mit "Tag und Nacht und auch im Sommer" hat McCourt nun den dritten Teil seiner Memoiren vorgel
egt, in denen er aus seinen 30 Berufsjahren als Lehrer berichtet. In den USA ist auch dieses Buch wieder ein Bestseller und wurde von der "Los Angeles Times" als "ein hinreißendes Werk autobiographischer Erzählkunst" gefeiert.

"Verstünde ich etwas von Sigmund Freud und Psychoanalyse, könnte ich all meine Sorgen und Nöte auf meine unglückliche Kindheit in Irland zurückführen ... Es ist ein Wunder, daß ich überhaupt Lehrer werden und Lehrer bleiben konnte, und ich muß mir die Bestnote dafür geben, daß ich die vielen Jahre in den Klassenzimmern von New York überlebt habe." McCourt fängt auch dieses Mal sehr launig und schwungvoll an, doch bedauerlicherweise flacht er ab. Wie so häufig bei Autoren, die mit einem Thema einen Erfolg gelandet haben, wird auch hier immer wieder auf die Quelle des Erfolges zurückgegriffen: die Kindheit in Irland. Schnell gewinnt man den Eindruck, daß das Klassenzimmer für den Iren eher eine Art Therapiezentrum war. Wie McCourt selber - ermüdend häufig - erwähnt, begann er immer, wenn ihm die Schüler zu entgleiten drohten, damit, Geschichten aus seiner Kindheit zu erzählen. "Du willst Lehrer werden, und das ist kein leichtes Leben. Ich weiß es. Ich habe es gemacht. Als Polizist wärst du besser dran. Da hättest du wenigstens eine Waffe oder einen Knüppel, um dich wehren zu können. Ein Lehrer hat nichts außer seinen Mund." Und so erzählt er. Fröhlich schildert McCourt sogar, wie ihn die Mutter eines Einwandererkindes beschimpft, weil er den Kindern etwas beibringen soll, statt immer nur von Irland zu erzählen. "Mein Sohn Paulie muß in die Welt hinaus, und was soll er machen, wenn er nicht richtig schreiben kann ...?" Dieser Einwand scheint den Junglehrer jedoch nicht beeindruckt zu haben, er bleibt bei seiner "Unterrichtsmethode". Obwohl er weiß, daß die Schüler Entschuldigungen fälschen, läßt er sie gewähren. Ärger von ihm gibt es selten, denn McCourt möchte ein beliebter Lehrer sein.

Und so werden nicht nur jene Leser, die sich wünschen, daß Kinder etwas in der Schule lernen, von "Tag und Nacht und auch im Sommer" enttäuscht sein. Die paar Anekdoten über Sorgen und Nöte von Schülern in den 50er, 60er und 70er Jahren in sozial schwachen Teilen von New York machen die Schwächen des Autors keineswegs wett. (Fritz Hegelmann)

Frank McCourt: "Tag und Nacht und auch im Sommer", Luchterhand, Köln 2006, geb., 331 Seiten, 19,90 Euro 5759
 
     
     
 
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