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Felltierchen

 
     
 
Das Umschlagfoto auf diesem Roman erschreckt zunächst. Es zeigt ein Gemälde aus dem Kunsthistorischen Museum Wien ("Die Tochter des Haarmenschen") und ist eines von vier Bildern, die die Familie Gonzales darstellen. Eine weitere Abbildung im Buch zeigt ein haariges Mädchen, Antonietta Gonzales, 1583 gemalt von Lavinia Fontana. Die wundersame Geschichte der Gonzales ist durch historische Dokumente überliefert. Die Ursache ihrer ungewöhnlichen Gesichts- und Körperbehaarung war eine genetische Störung (Hypertrichosis), die später auch zu Werwolflegenden beigetragen hat. Noch bis ins 20. Jahrhundert wurden diese Bedauernswerten als "Affenfrauen" oder "Löwenmenschen" auf Jahrmärkten und im Zirkus
vorgeführt.

Die Hauptperson in dem Roman ist die elfjährige Tognina, die mit ihren Eltern in Antwerpen lebt. Sie ist sehr gebildet, kann schreiben, lesen und Latein, was für ein Mädchen in der Spätrenaissance sehr ungewöhnlich ist. Doch immer wenn Tognina in den Spiegel blickte, sah sie ein Tier mit einem breiten Kopf und einer kleinen, platten Nase und sie fragte sich: Was bin ich, eine Katze? Ein Hund?

Eines Tages erhielt sie eine Einladung an den Hof des Herzogs von Parma. Dort sollte sie einem berühmten Arzt vorgeführt werden und in einem Hörsaal der Anatomie untersucht werden. Sie reiste mit ihrer Mutter und ihrem Onkel, der sie ständig als "Felltierchen" verspottete, nach Italien. Am Hofe wurde sie als Wunderwesen und Monstrum bestaunt und begafft. Der labile, depressive Herzog, der überall Verschwörungen gegen sich witterte, bezeichnete das Mädchen als die Strafe Gottes. Erst als Tognina den jungen Leibarzt Lelio kennenlernte und die beiden sich ineinander verliebten, begann für sie eine kurze Zeit des Glücks. Doch der Hofprediger ließ Lelio als Ketzer in den Kerker werfen.

Tognina wurde schließlich gegen ihren Willen mit dem Comte Simonetta, der eine berühmte Wunderkammer mit vielen Kuriositäten besaß, verheiratet.

Auf den Festen an den italienischen Höfen präsentierte er seine seltsam aussehende Frau wie eine seiner gesammelten Absonderlichkeiten. Verzweifelt und gedemütigt dachte sie nur noch an Flucht.

Als der Comte von einer seiner Jagden zurückkehrte, war Tognina verschwunden. Zurück blieb ein rasender, in seinem männlichen Stolz verletzter Comte.

In dem Roman "Das haarige Mädchen" von Heidi von Plato geht es vordergründig um eine Frau, die sich wünscht, aus ihrem Fell (in diesem Fall, nicht aus ihrer Haut) herausfahren zu können, um so normal auszusehen wie andere Menschen. Hier gibt es allerdings keine zauberhafte Verwandlung, wie wir sie aus Märchen kennen. Es geht vor allem auch um Machtkämpfe zwischen der Kirche und der Politik des dekadenten italienischen Adels. Lesenswert. Barbara Mußfeldt

Heidi von Plato: "Das haarige Mädchen", Parthas Verlag, Berlin, geb. ,sw.
 
     
     
 
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