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Bewunderung zollen

 
     
 
Weltweit gibt es zur Zeit eine wahre Flut an Ausstellungen mit Werken von Peter Paul Rubens. Dabei gilt es in diesem Jahr gar nicht, einen runden Geburtstag zu feiern oder an einen runden Todestag zu denken. Geboren wurde Rubens am 28. Juni 1577 in Siegen, wohin seine Eltern aus Glaubensgründen geflohen waren. Als der Vater, ein Jurist, starb, ging die Mutter 1589 mit den Kindern nach Antwerpen zurück.

Nach einer gründlichen handwerklichen Ausbildung avancierte Rubens bald zum Hofmaler der Regenten der Niederlande. Sein Können hatte er auf Studienreisen
durch Italien mit einem Abstecher nach Spanien vervollkommnet. Er hielt sich in Genua, Venedig und Rom auf, wo er bald mit Aufträgen überhäuft wurde. Wer etwas auf sich hielt - und es auch noch bezahlen konnte -, der erwarb einen echten Rubens, schmückte seinen Palast oder Palazzo damit aus, wie etwa die Medicis. Auf diplomatischen Reisen hatte Rubens Kontakt zu den allerhöchsten Stellen, nicht unbedingt zum Nachteil für seine Geschäfte als Künstler. Doch bald erkannte er die dunklen Seiten seiner Zeit, zu denen er in seinen Gemälden auch Stellung bezog.

1611 begann er mit dem Bau eines großen Hauses in Antwerpen, an das sich eine Werkstatt anschloß. Die gute Auftragslage brachte es mit sich, daß der Meister selbst nicht alle Arbeiten bis ins letzte Detail ausführen konnte, so mußte er seine Werkstatt straff organisieren. Er fertigte Skizzen der Motive an, meist in Öl auf Holz, die Fachmaler wie Breughel d. Ä. oder Frans Snyders ausführten. Später legte der Meister selbst noch Hand an, um dem Werk den letzten Schwung zu geben. 1621 schrieb Rubens selbstbewußt an William Trumbull: "Mein Talent ist so geartet, daß keine Unternehmung, sei sie auch noch so groß und mannigfaltig im Gegenstand, mein Selbstvertrauen jemals überstiegen hätte."

Rubens starb am 30. Mai 1640 in Antwerpen. Er hinterließ ein großartiges Werk, das heute unglaubliche Spitzenpreise erzielt und in allen bedeutenden Museen der Welt zu finden ist. Seine spontane Pinselführung, die Frische und Transparenz, die seine Bilder ausstrahlen, begeistern noch heute die Kunstkenner allerorten, seien es nun religiöse oder mythologische Darstellungen, seien es Schlachtenbilder oder Stilleben. Schon Heinrich Heine bekannte 1830: "Ich kann an dem kleinsten Bilde des großen Meisters nicht vorübergehen, ohne den Zoll meiner Bewunderung zu entrichten."

Wer in diesem Jahr viel Zeit und das nötige Kleingeld hat, der kann in Europa und auch in Übersee eine Tour d horizon unternehmen und sich so einen umfassenden Überblick über das Schaffen des Meisters und seine Auswirkungen auf die Malerei der nachfolgenden Jahrhunderte verschaffen. Allen voran sind die beiden Kulturhauptstädte Europas, das italienische Genua und das französische Lille, zu nennen, die mit speziellen Ausstellungen glänzen. Im Palazzo Ducale in Genua sind unter dem Titel "Das Jahrhundert von Rubens" bis zum 11. Juli über 100 bedeutende Bilder aus Privatsammlungen zu sehen, darunter auch Werke von van Dyck, Tizian, Tintoretto und Caravaggio. Im Palais des Beaux Arts im französischen Lille begegnet man noch bis zum 14. Juni der gesamten Spannweite seines Wirkens. So sind dort 175 Gemälde, Ölskizzen und Zeichnungen zu sehen, aber auch Entwürfe für Wandteppiche. Bis zum 13. Juni werden im Musée des Beaux Arts im französischen Arras die Dis-kussionen zwischen französischen Malern nach 1670 beschrieben, ob man Rubens, dem Verfechter der Farbe, oder Nicolas Poussin, der die Zeichnung bevorzugte, nacheifere.

Auch Deutschland ist mit zwei wichtigen Rubens-Ausstellungen in dieser Reihe vertreten: Vom 1. August bis 10. Oktober zeigt das Braunschweiger Herzog-Anton-Ulrich-Museum zu seinem 250jährigen Bestehen die Ausstellung "Barocke Leidenschaften", während die Gemälde-

galerie Alte Meister in Kassel bis zum 13. Juni rund um ihre Neuerwerbung "Pan und Syrinx" Bilder und Zeichnungen des Meisters und seiner Zeitgenossen präsentiert. In New York und im US-amerikanischen Greenwich sind ebenso Ausstellungen geplant wie in Wien und natürlich in Antwerpen (Einzelheiten im Internet unter www.rubens2004.be ).

Erstaunlich: mehr als dreieinhalb Jahrhunderte nach seinem Tod begeistert Peter Paul Rubens die Kunstfreunde immer noch. Welcher lebende Künstler wird wagen, das von sich zu behaupten? Helga Steinberg

Peter Paul Rubens: Selbstbildnis. Dem Meister des Barock sind weltweit sehenswerte Ausstellungen gewidmet. /font>

 
     
     
 
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