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Was tun Leute, wenn sie einer Sache bezichtigt werden, die sie nicht getan haben? Sie sagen, daß sie das nicht gemacht haben und Schluß. Aber wie reagieren die Ertappten, die, deren Tücke aufgeflogen ist? Die stoßen einen Schwall atemloser Dementis hevor wie "dummes Zeug", "völliger Quatsch", "absoluter Quatsch", "völliger Unsinn und aus der Luft gegriffen", "frei erfunden und völlig absurd", "entbehrt jeder Grundlage" oder: "Dagegen verwahren wir uns!" So geben sich Schuldige und Unschuldige dem klugen Detektiv zu erkennen.
Die Zitate stammen alle von den Unionsministerpräsidenten Koch, Oettinger, Stoiber, Müller und Wulff oder von ihren Sprechern. Damit wollen die Fünf den bösen Verdacht zerstreuen, sie hätten sich gegen Kanzlerin Merkel verschworen. Einige von ihnen überließen es vorsichtshalber ihren Sprechern, dieser Unterstellung mit heiliger Empörung entgegenzutreten - sicher ist sicher: Sonst entdeckt eine Kamera noch das diebische Schmunzeln in den Mundwinkeln des einen oder anderen schwarzen Landeschefs, während er seine unverbrüchliche Treue zur Kanzlerin in die Mikrofone donnert. Oder man sieht die kleinen roten Fleckchen auf seiner Wange.
Wie dem auch sei, dem Volk macht es nur noch wenig Mühe, hinter dem dünnen Rauchschleier von Treueschwüren die gleißende Feuerwalze zu entdecken, die aus allen Richtungen dem Kanzleramt entgegenzüngelt. Wer, der noch bei Trost ist, sucht da nicht lieber Schutz an einem möglichst merkelfernen Ort?
Viele treibt nun bereits die nächste Frage um: Wie das wohl weitergeht? Was, wenn "die mecklenburgische Pfarrerstochter" ihren untreuen Getreuen, schön gesamtdeutsch, ein bayerisches "Vergelt s Gott" für ihre lieben Dienste entrichtet und auf sächsisch was von "Dreck" und "alleene machen" hinterhernuschelt, um sich neue Aufgaben "abseits der Politik" zu suchen?
Dann könnte es recht bunt werden. Neuwahlen? Ja sicher, "die sauberste Lösung", da sind sich vor allem die Machthungerleider von FDP, Grünen und PDS sofort einig. Angesichts der laufenden Umfragewerte erscheint den Koalitionären die "saubere Lösung" allerdings wie die Empfehlung zum keimfreien Schnitt durch ihre Kehlen.
Also sollten die fünf Getreuen besser darauf bestehen, "daß wir den Wählerauftrag für vier Jahre ernstnehmen" und irgendwie weitermachen - aus Furcht vor dem Wählerwillen. Die historische Erfahrung spricht dafür, daß wir einem unterhaltsamen Diadochenkampf entgegensehen, vor dem das Regietheater-Blutbad in Hans Neuenfels "Idomeneo"-Inszenierung zum idyllischen Kasperletheater abfällt.
Allerdings wäre statt mit Stoiber eher mit Jürgen Rüttgers zu rechnen. Hat der nicht gerade mit Stoiber gekungelt? Warum wohl? Der Bayer könnte ihm nützlich sein. Einerseits hatte der sich vor einem Jahr beim Bäumchen-wechsel-dich-Spiel zwischen Berliner Risikobeteiligung und Münchner Rückversicherung selbst alle Federn ausgerupft und kommt als Anwärter auf den Häuptlingsposten seitdem kaum mehr in Frage. Andererseits ist er immer noch Ministerpräsident und CSU-Chef und kann alles, was er sagt, so wunderbar schwammig zerfaseln, daß man ihn gut als Konturen-Zerstoiber im hinterlistigen Rivalenzwist gebrauchen könnte, sobald die eigenen Ambitionen zu offensichtlich werden.
Soweit Rüttgers. Und die anderen? Oettinger zum Beispiel? Wirkt ein bißchen farblos. Blässe ist aber nicht immer von Nachteil. Oettingers Stunde könnte kommen, wenn er es schafft, sich als spröder Kompromißkandidat in den Vordergrund zu schwäbeln, sobald sich die anderen Rivalen hinreichend gegenseitig zerkocht oder durch den Fleischwulff gedreht haben. Freunde bleiben der Hesse und der Niedersachse nur bis zur Sekunde von Merkels Abgang, den beide sehnlichst herbeihoffen. Danach klirren die Waffen.
Peter Müller, der es sich wie jeder saarländische Ministerpräsident gefallen lassen muß, als "Landrat" verspottet zu werden, weil man sein putziges Ländchen auf der Karte kaum findet, mag wie Oettinger auf das Gemetzel hoffen, um dann zum Zuge zu kommen.
In der Union ist über die kommenden Wochen bis zum Bundesparteitag im November demnach für reichlich Zerstreung gesorgt. Zumal die Kanzlerin aus alten Fehlern offensichtlich nichts gelernt hat und ausgerechnet jetzt einen der Ihren von der Leine läßt, um - wie weiland der Steuer-Kirchhof - mit irgendwelchen "Wahrheiten" die ohnedies angespannte Atmosphäre weiter zu verpesten.
Diesmal ist es ihr Generalsekretär Pofalla. Pofalla, der bislang nie in den belastenden Verdacht geriet, eine Meinung zu haben, hat öffentlich gesagt, was sonst nur alle sehen, aber nie in Worte fassen. Daß nämlich nicht alle Muslime Terroristen seien, doch aber so ziemlich alle Terroristen Muslime.
SPD-Kollege Hubertus Heil wies diese unerhörte Enthüllung scharf zurück. Der "Berliner Zeitung" teilte er mit, daß Pofallas Äußerungen "kein guter Beitrag zum Dialog der Kulturen" seien und "gemeinsame Anstrengungen" erschwerten.
Na ja, da übertreibt der Sozi. Wir sind mit den "gemeinsamen Anstrengungen zu mehr ..." schon viel weiter, als es der Normaldeutsche für möglich hält.
Der "Focus" dieser Woche bringt da gleich ein paar Beispiele für einige vorbildliche Maßnahmen, die unser Land täglich näher ans Ziel bringen. So ließ die Berliner Nürtingen-Grundschule eine Wand in ihre Schwimmhalle einziehen, damit Mädchen und Jungen getrennt schwimmen können - aus Rücksicht auf die muslimischen Kinder. An einer rheinischen Gesamtschule geht die Rücksichtnahme bereits so weit, daß man gar keine Rücksicht mehr zu nehmen braucht. Dort überstimmte die muslimische Mehrheit auf dem Elternabend die anderen Eltern, weshalb es nun in einigen Klassen gar keinen Schwimmunterricht mehr gibt - auch nicht für Nicht-Moslems.
Im Kölner "Genoveva-Bad" wurde sogar ein freitägliches "muslimisches Frauenschwimmen 15 bis 18 Uhr" eingeführt. Dazu werden die Fenster verhüllt, nur Bademeisterinnen haben Zutritt und Bikinis sind verboten. Die Leiterin der Kölner Begegnungs- und Fortbildungsstätte muslimischer Frauen meint, das Angebot müsse dringend erweitert werden. Wir sind da nach den bisherigen Erfahrungen sehr zuversichtlich, solange Pofalla und Konsorten nicht mit "überspitzten Formulierungen" (Heil) Ängste schüren vor einer Islamisierung Europas wie der Islamwissenschaftler Bassam Tibi.
Der will ja nun in die USA auswandern und setzte im "Spiegel" noch einmal eine Duftmarke mit seinen dialogschädigenden Einsichten. Im Islam bedeute "Toleranz, daß Christen und Juden unter der Herrschaft der Muslime als Schutzbefohlene leben dürfen, aber niemals als gleichberechtigte Bürger. Was die Muslime Toleranz nennen, ist nichts anderes als Diskriminierung", giftet Tibi.
Wir sind erleichtert, daß uns dieser Scharfmacher endlich verläßt. Diese ständigen Klarstellungen schaden letztlich sogar der Gemeinsamkeit der Demokraten. So beklagte die Grünen-Chefin von NRW, Daniela Schneckenburger, in der "Netzeitung", daß aus Schwarz-Grün schwerlich etwas werden könne, wenn die CDU auf lokaler Ebene weiter Widerstand gegen den Bau repräsentativer Moscheen unterstütze. Diese Unterstützung sei nämlich die Ursache "kontraproduktiver Debatten um die Rolle des Islam".
Was produktiv ist, erklärte uns der heutige SPD-Europa-Abgeordnete und Tourismus-Manager Vural Öger einst ganz genau: Im Jahre 2100 seien die Türken in der Mehrheit, dann würde vollendet, was 1529 vor Wien begonnen worden sei. Wer mag sich da noch um Schwimmunterricht streiten, wenn ohnenhin ganz Deutschland baden geht? |
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