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Recht seltsam muten die Methoden an, mit denen früher mehr oder minder gelehrte Menschen den Problemen der Umweltverschmutzung und Entsorgung ihr Augenmerk zuwandten. Im Mittelalter war man felsenfest davon überzeugt, daß schwere Krankheiten aller Art nur durch vergiftete Luft entstünden, womit man nicht ganz unrecht hatte. Es gab dafür die interessantesten Erklärungen, zu denen man vor allem verschiedene "Ausdünstungen der Gestirne" zählte.
Es war nicht nur der "Rote Mars" allein, dem man nachsagte, von ihm gingen gefährliche Dünste aus, eben eine tödliche Mischung der Luft. Viel schlimmer erschienen in späterer Zeit den Menschen Erdbeben, die, wie man glaubte, die Luft und Umwelt verdürben. Zu ihnen zählte das wohl schwerste Erdbeben jener Tage im östlichen Mittelmeerraum, mit einer geschätzten Zahl von mehr als einer Million Toten.
Zu den schreck-lichsten Pestzeiten, besonders während und nach dem 30jährigen Krieg, waren alle Bürger des Landes angehalten, miteinander nur "mit abgewendetem Gesicht" zu sprechen, damit sie sich durch ihren giftigen Atem nicht untereinander ansteckten. Man glaubte sogar bis ins 18. Jahrhundert hinein, daß bei jeder Sonnenfinsternis "Gift und schädliche Ausdünstungen" für Mensch und Vieh entstünden. Es war geboten, alle Brunnen in den Städten und Dörfern abzudecken, damit in sie keine "gifte Träne" falle. Während der Verfinsterung war angeordnet, mehrere Tage lang kein Vieh auf die Weide zu treiben, da der Tau auf den Wiesen ebenfalls als vergiftet angesehen wurde.
Ein Rekordjahr mit der höchsten Sonnenflecken-Relativzahl war das Jahr 1778, der Sonnenfleck war auf eine Extremlänge von 300.000 Kilometer und eine Breite von 146.000 Kilometer errechnet. Über lange Jahrhunderte war darüber hinaus der "Große Rote Jupiterfleck", einer der markantesten Punkte des Sonnensystems, ein unergründliches Geheimnis. Man sagt ihm bis heute nach, "er rolle wie ein entzündetes Auge" im Kosmos dahin. Diesen roten Fleck sahen und beobachteten bereits Astronomen des Mittelalters. Man dachte bei seinem Anblick an einen riesigen ovalen See aus geschmolzener Lava, einem Vulkan entströmend. Andere Wissenschaftler stellten später die Theorie auf, es handle sich bei dem "roten Jupiter-Fleck" um die Spitze einer Gassäule, vermutlich aus einem Krater aufsteigend. Es gab nicht wenige Wissenschaftler, die meinten, es sei ein neuer Mond.
Was Wunder, daß besonders die Menschen im Mittelalter von all diesen ihnen nicht erklärten Phänomenen beunruhigt waren. Zu ihnen gehörte ebenso der berühmt-berüchtigte "Halleysche Komet" oder "Strobelstern", einst so genannt und alle 78 Jahre wiederkehrend und der Erde sich nähernd. Selbst ihm sagte man "böse Dämpfe und giftige Ausdünstungen" nach, sie alle, diese "Strobelsterne", seien nichts anderes als die Zuchtruten Gottes, die er am Himmel erscheinen lasse, um den Menschen, den sündigen, Strafe anzukündigen.
In den Jahren von 1347 bis 1351 raffte "der schwarze Tod" (Lungenpest) ein Viertel der Bevölkerung Europas dahin. Alles Räucher- und Zauberwerk dagegen erwies sich als nutzlos. Dabei war der Pestarzt angehalten, ein besonderes Gewand von Wachstuch zu tragen, und eine Larve vor dem Gesicht sowie große Brillen, giftige Dünste vor seinem Patienten abzuwehren. Wozu auch eine Maske gehörte, ein langer Schnabel lief darunter von Horn, gefüllt mit Räucherwerk und anderen Mitteln von Pflanzen. Weisungen an den Patienten gab der Arzt nur mit einem weißen Stab.
Über lange Jahrhunderte danach verbesserte man besonders auf dem Lande verdorbene Luft in Haus und Stall mit kräftigen Räuchermitteln, anstatt die Fenster zu Wohnungen und Stallungen zu öffnen. Mit jenen damals sogenannten "himmlischen Gasangriffen" war die Menschheit über Jahrhunderte in Angst und Schrecken gehalten. Der Großteil der Menschheit unserer Zeit hat eher Grund zu Befürchtungen hinsichtlich Luftverschmutzung und Entsorgung atomaren Mülls: Mehr noch - es besteht die allergrößte Sorge, den natürlichen Lebensraum auf der Erde zu verlieren.
Pestarzt aus dem Mittelalter: Eine Larve gegen giftige Ausdünstungen |
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