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Schon im April, rechtzeitig zum Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen, erreichte ein Rezensionsexemplar des Buches "Worum es heute geht" von Jürgen Rüttgers die Redaktion. Da wir jedoch nicht mit einer Rezension in den Landtagswahlkampf eingreifen wollten, kam Rüttgers Werk erstmal auf den großen Stapel. Daß nach der (Landtags-)Wahl vor der (Bundestags-)Wahl sein sollte, konnten wir damals noch nicht ahnen.
Nun aber zu Rüttgers neuem Buch: Auch wenn es manchen verwundern mag, aber der Politiker hat in "Worum es heute geht" wichtige Probleme der Gegenwart thematisiert und bringt sie schlüssig mit dem Verlust von Tradition und konservativen Werten in Zusammenhang. "Armut ist dabei nicht nur materiell zu verstehen. Es gibt auch geistig-kulturelle Armut. Diese verbreitet sich in der globalisierten Wissensgesellschaft."
"Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts machen nicht nur graduelle Anpassungen notwendig. Es reicht nicht, an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen. Es geht um eine grundlegende Neuorientierung. Das gilt nicht nur für die Arbeitsmärkte und Bildungssysteme, sondern auch für unsere Einstellungen zueinander und zum Leben. Was heißt das konkret für die Zukunft?" Jürgen Rüttgers skizziert für einen Politiker überraschend knapp, aber zugleich anschaulich die Gefahren und Chancen, die sich aus diesen Veränderungen und den notwendigen Reaktionen darauf ergeben.
Auch beruft sich der Politiker immer wieder auf Dichter und Denker wie Werner Heisenberg, Kant, Goethe, Wilhelm von Humboldt, Theodor Heuss und Herodot und zieht Rückschlüsse ihrer Lehren für die Gegenwart. "Es darf nicht dazu kommen, daß das neue Zeitalter verlorengeht. Daher muß für uns gelten: wider den Zeitgeist. Die Zukunft liegt erst vor uns. Wir müssen sie möglich machen." Inwieweit Jürgen Rüttgers dazu beiträgt, kann man jetzt in Nordrhein-Westfalen beobachten. Auf jeden Fall ist sein Buch besser als erwartet. Vielleicht ist es ja auch seine Regierungszeit? Fritz Hegelmann
Jürgen Rüttgers: "Worum es heute geht", Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2005, broschiert, 206 Seiten, 7,95 Euro |
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