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Vor rund einem Jahr überschlugen sich die Hiobsbotschaften über baldige Firmenverlagerungen deutscher Unternehmen in die durch die EU-Osterweiterung hinzugekommenen Staaten. Die Angst der Arbeitnehmer, ihren Job beispielsweise an einen günstigeren Arbeiter aus Polen zu verlieren, wurde durch zahlreiche Medienberichte und Umfragen verschiedener Institute im Unternehmerumfeld immer wieder angeheizt.
Inzwischen jedoch offenbart sich, daß weder die Euphorie auf Seiten auswanderung swilliger Unternehmer noch die Angst der Arbeitnehmer in diesem Maße begründet war. Erneute Umfragen des Instituts für Deutsche Wirtschaft (IW) und der BDO Deutsche Warentreuhand AG in Zusammenarbeit mit TNS Emnid zeigen nämlich, daß nur ein kleiner Teil der Arbeitgeber seine Aktivitäten wirklich in die neuen EU-Staaten verlegt hat. Auch die Zahl derer, die dieses in den nächsten drei Jahren zu tun beabsichtigen, liegt nur noch bei 18 Prozent.
Die günstigeren Löhne der Arbeitnehmer sind also keineswegs so anziehend, wie noch vor wenigen Monaten erwartet. Neben hohen Verlagerungskosten zählten Unternehmer die mangelhafte Infrastruktur und die instabile Steuer- und Rechtssicherheit zu den Risikofaktoren. Auch die Qualifikation der Mitarbeiter sei noch nicht auf dem deutschen Niveau.
Genausowenig wie sich die Ängste der Menschen bestätigt haben, wurden aber auch die prophezeiten Umsatzsteigerungen erreicht. Nur 5,3 Prozent der von IW befragten Unternehmen gaben ein Nachfrageplus aus den ehemaligen Ostblock-staaten an. Gerade im Hinblick auf die von EU-Seite als für das Wirtschaftswachstum so notwendig erachteten, ausstehenden Erweiterungen wirkt dieser Aspekt äußerst relativierend. Fritz Hegelmann |
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