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Orientierungslos taumelt die Bundeswehrspitze, vom Minister bis zum letzten General, unter den Verdächtigungen der Linken, sie seien Militaristen, Faschisten, Nachfolger der Wehrmacht, durch die Zeitläufte und ist nach Kräften bemüht, sich dem Zeitgeist und der politischen Korrektheit anzupassen.
Vor über einem Jahr hatte der damalige Verteidigungsminister Struck angeordnet, den Namen eines der vorbildlichen und tapfersten Jagdflieger der Luftwaffe, Werner Mölders, in der Bundeswehr zu tilgen. Begründung: 1998 hatten 25 linke Bundestagsabgeordnete einen Beschluß durchgesetzt (die übrigen "Helden" des Bundestages waren an diesem Freitag-Nachmittag schon nach Hause gegangen), für Bundeswehreinrichtungen die Namen von Soldaten der Legion Condor - dem deutschen Kontingent im spanischen Bürgerkrieg - nicht mehr zu verwenden. Sechs Jahre später war es Minister Struck eingefallen, unter Berufung auf das Votum der 25 damit zu beginnen, den Beschluß umzusetzen. Und dieses Verfahren ist offenbar noch lange nicht abgeschlossen - der CDU-Nachfolger auf dem Ministersessel treibt es weiter.
Nachdem zuerst die Angehörigen des Jagdgeschwaders "Werner Mölders" in Neuburg / Donau ihre Ärmelstreifen ablegen mußten, war es offenbar der Kommandeur der 1. Luftwaffendivision und Standortälteste des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck, der anordnete, die Namen aller Straßen des Fliegerhorstes, die nach Fliegern des Ersten und Zweiten Weltkrieges benannt waren, abzuschaffen. Und so wanderten die Straßenschilder mit den Namen der Pour-le-Mérite-Träger Oswald Boelcke und Max Immelmann, beide Namensgeber auch für Geschwader der Bundesluftwaffe, ebenso in die Rumpelkammer wie die, mit denen an mit verschiedenen Stufen des Ritterkreuzes dekorierte Soldaten des Zweiten Weltkrieges erinnert wurde wie Wolf-Dietrich Lützow, Walter Oesau, Günter Schwarzkopff und Wolf-Dietrich Wilcke. Um das Maß der Peinlichkeiten voll zu machen, expedierte man auch das Straßenschild, das den Namen des französischen Schriftstellers Antoine des Saint-Exupérie trug, auf den Müll, obgleich er doch auf der "richtigen" Seite, nämlich jener der de-Gaulle-Franzosen, kämpfte und von einem Aufklärungsflug nicht zurückkehrte. Er hatte begeisternde Bücher über das Fliegen geschrieben, die schon vor 1945 in Deutschland viele Leser gefunden hatten, wie "Wind, Sand und Sterne" (deutsche Ausgabe 1943 bereits im 120. Tausend) und "Nachtflug", aber auch "Der kleine Prinz". Offenbar störte bei ihm das Soldatische.
Die politische Korrektheit spielt offenbar die allergrößte Rolle bei der Haltung der heutigen Bundeswehrgeneräle. So begründete der jetzige Standortälteste des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck, Generalmajor Thomas Gericke, in einem Interview mit der Zeitung "Junge Freiheit" die Demontage aller Straßen, die nach großen Soldaten benannt waren, damit, daß das heutige Traditionsverständnis der Bundeswehr "eine Fortentwicklung" sei in Richtung der "heutigen Political Correctness". Das sei "die Folge unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Daß wir als Parlamentsarmee dem Rechnung tragen, ist doch nur natürlich und sorgt dafür, daß die Bundeswehr den Anschluß an die Gesellschaft nicht verliert." Graf Stauffenberg, von dem die Bundeswehr immer noch vorgibt, er sei ihr Vorbild, dürfte sich im Grabe umgedreht haben.
In derselben Zeitung verurteilt der letzte Stabschef der Nato-Heeresgruppe Nord, Generalmajor a. D. Graf von Kielmannsegg, das Verhalten der jetzigen Bundeswehrspitze. Sie hätte offensichtlich "aus Bequemlichkeits- und Opportunitätsgründen" so gehandelt. Ihr Vorgehen habe dazu geführt, "daß die Bundeswehr mittlerweile die traditionsvergessenste Armee der Allianz geworden ist, was ihr nicht zur Ehre angerechnet wird."
Der Widerstand gegen diese Art der Erinnerungspolitik scheint sich zu verstärken. So hat sich der Fürstenfeldbrucker CDU-Kreisvorsitzende Reinhold Bocklet brieflich an seinen CDU-Freund, den Verteidigungsminister Jung, gewandt und ihm vorgeworfen, wer "mit der Geschichte so umgeht wie die Militärs in Fürstenfeldbruck, der zeigt nur, daß er nicht in der Lage ist, sich der Geschichte zu stellen."
In der "FAZ" vom 17. Mai 2005 fand man einen Leserbrief von Dr. Graf von Thun, der höhnisch vorschlug, wie man in der Bundeswehr die Lücke schließen könnte, die durch die Eliminierung der Namen aller Soldaten der Legion Condor entstanden sei. Da sie diffamiert werden, weil sie gegen den Kommunismus in Spanien gekämpft haben, sollte das Geschwader, statt den Namen "Mölders" zu tragen, nunmehr in "Geschwader Erich Mielke" umbenannt werden, hat der Stasi-Chef doch "sein Leben lang gegen den Faschismus gekämpft". Recht hat er, läge die Bundeswehr damit doch genau in der Linie der Political Correctness und würde keinem Verteidigungsminister und keinem General mehr Kopfschmerzen wegen seiner Karriere bereiten.
Kritischer Blick beim Großen Zapfenstreich für seinen Vorgänger Peter Struck: Bundesverteidigungsminsiter Franz Josef Jung |
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