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Gesundheits-Konferenz von ANC-Präsidenten-These verblüfft

 
     
 
Ohne Zweifel ist Südafrika nicht zuletzt wegen seiner enormen Bodenschätze, seine wunderbaren Natur ("Die ganze Welt in einem Land") und seiner vielfältige Flora und Fauna weltberühmt. Weniger bekannt ist, daß das Land am Kap dasjenige der Erd ist, in dem sich Aids am schnellsten verbreitet. Noch vor zwei Jahren ware "nur" 12,9 Prozent der Bevölkerung HIV-positiv. Heute sind es fast 20 Prozent Bei den Frauen zwischen 20 und 29 Jahren ist sogar die 25-Prozent-Marke bereits erreicht.

Es hatte also durchaus seinen guten Grund, daß die diesjährige Weltkonferenz übe Aids in Südafrika stattfand. Bezeichnenderweise war einem niederländische Pressephotographen jedoch vor Konferenzbeginn untersagt worden, im Konferenzgebäud Bilder von Aids-Opfern aus Zambia auszustellen.

Anläßlich dieser 13. International
en Aids-Konferenz in Durban hatte de südafrikanische Präsident Thabo Mbeki zur Überraschung der etwa 12 000 angereiste Kongreßteilnehmer bereits in seiner Eröffnungsrede die Wissenschaft vor den Kop gestoßen und die abenteuerliche Ansicht vertreten, daß Aids nicht durch den HI-Viru verursacht würde, sondern vielmehr sozial begründet sei.

Man würde es sich zu einfach machen, so die geradezu entwaffnende Ansicht Mbekis, die Schuld an der Seuche auf einen "einzigen Virus" zu schieben. Mbeki zitierte zu Untermalung seiner Auffassung einige 1995 von der Weltgesundheitsorganisatio herausgegebene Zahlen, die angeblich deutlich machten, daß Lebenserwartung vo Lebensqualität abhinge. Die reichen Gesunden lebten doppelt so lange wie die arme Kranken. Aufgrund der Armut habe Aids in den Entwicklungsländern die größte Dichte.

Es scheint dem Präsidenten entgangen zu sein, daß beispielsweise in Europa und de Vereinigten Staaten von Amerika die Aids-Rate – außer im Drogenmilieu – eher in besser situierten sozialen Umfeld und weniger in den klassischen Arbeiterviertel vertreten ist. Selbst in Zambia, gewiß kein Staat, dem man eine weiße Dominan unterstellen kann, ist Aids vor allem in den oberen und obersten Schichten massiv zu Tragen gekommen – und hat gerade in der Regierungsschicht reiche Ernte einfahre können.

Mbeki leugnete mit seiner unqualifizierten Äußerung nicht zuletzt die Tatsache, da gerade der in der schwarzen Bevölkerung praktizierte Lebenswandel nicht gerade als monogam und solide und die sexuellen Vorsichtsmaßnahmen als verantwortungsbewuß bezeichnet werden können. Wesentlich ist aber, daß er sich als Autoritätsperson übe längst gesicherte medizinische Erkenntnisse hinweggesetzt hat und anstelle des Auslöser von Aids eine eher soziologisch-demographische Erklärung verantwortlich macht. Dies Geisteshaltung ist nur aus seinem marxistischen Weltbild zu verstehen. Wenn überhaupt.

Ganz ähnlich empfand dies auch das Publikum. Von den Kongreßteilnehmern, zu dene weltweit führende Aids-Experten gehörten, erhielt der ANC-Präsident nur spärliche Beifall. Dafür kassierte er um so mehr Kritik. Der südafrikanische Richter Camero beispielsweise, der sich öffentlich als HIV-positiver Schwuler zu erkennen gab erklärte, Mbekis Äußerungen trügen zur Verunsicherung bei. In der Tat: Hatten doch vo Konferenzbeginn nicht weniger als 5000 Aids-Kenner eine Erklärung unterzeichnet, daß e bewiesen sei, Aids würde durch das HI-Virus verursacht. Mitunterzeichner war auch Willia Makgoba, Vorsitzender des Medizinischen Forschungsrats in Südafrika. Für Mbekis Spreche Parks Mankahlana hat dies alles keine Bedeutung: Die Deklaration – und damit auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse – gehörten seinen Worten zufolge in den Papierkor geworfen.

Im Zuge der Konferenz sah auch Winnie Mandela einmal mehr ihre Stunde gekommen. Vor de Eröffnung der Konferenz hatte die Hardliner-Marxistin, nebenbei Präsidentin de Frauenliga des ANC, eine Demonstration in der Innenstadt von Durban durchgeführt, auf de sie kundtat, eine wirkliche Mobilisierung und eine wirksame Aufklärung der Bevölkerun fänden nicht statt. Das Volk verlange billigere Medikamente gegen das HI-Virus.

Dieser vermeintliche Wunsch wurde offenbar von bundesdeutscher Seite in vorauseilende Gehorsam gehört: Das deutsche Unternehmen Boehringer teilte mit, daß es das Medikamen Viramune (Nevirapine), das die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des HI-Virus vo Schwangeren auf das Baby verringert, den Entwicklungsländern kostenlos zur Verfügun stellen werde. Doch Südafrikas Regierung zeigte diesem großzügigen Hilfsangebot die kalte Schulter. Das Medikament sei nicht in Südafrika zugelassen, außerdem gebe e Hinweise, daß bereits eine zunehmende Resistenz dagegen auftrete.

Inzwischen ist die Seuche nur wenig beeindruckt von den Erkenntnissen Mbekis, de jämmerlichen Versuchen des "Safer Sex" und der Tatsache, daß in Südafrika s gut wie alle Regierungs- und Parlamentsmitglieder des ANC und der Kommunistischen Parte auf ihren Revers das Rote Ribbon tragen – ebenso wie alle Nachrichtensprecher. Die Seuche hat sich in Afrika, und vor allem in Südafrika, zwischenzeitlich zur Epidemi ausgebreitet. Drastische Folgen für das gesamte wirtschaftliche, demographische und dami politische Spektrum werden unausweichlich sein.


 
     
     
 
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