|
Neues von der Gesundheitsfront: Nachdem die soeben reformierte Reform der Reform sich als dringend reformbedürftig erwiesen hat, soll nun alles ganz anders werden - wie, weiß die Gesundheitsministerin auch noch nicht so genau. Immerhin deutet sich an, daß Bundestagsabgeordnete nun doch ihren 20-Euro-Bonus bei der Praxisgebühr wieder einbüßen werden (was sich vielleicht durch eine Diätenerhöhung kompensieren ließe). Und da ja nun ein Großteil der an irgendetwas leidenden Bevölkerung murrend, aber letztlich doch widerstandslos die erste Vierteljahresrate entrichtet hat, entdecken immer mehr Krankenkassen, daß sie eigentlich - unter bestimmten Voraussetzungen - auf die Praxisgebühr verzichten könnten. Und prompt entdeckt Ulla Schmidt in Berlin, daß sie ihre Gesundheitsreform eigentlich von Anfang an so gemeint habe; leider nur hätten das Volk, die Ärzte, die Kassen und die Pharmazeuten sie bislang nicht richtig verstanden.
Wie wir aus ersten Reaktionen unserer Leser wissen, tun sich nach wie vor die meisten Bürger, vor allem die älteren, recht schwer, die "Segnungen" dieser Gesundheitsreform zu verstehen. Wer muß für welches Medikament wieviel zuzahlen? Wie schwer muß man gehbehindert sein, um weiterhin mit dem Taxi zum Arzt fahren zu dürfen? Wer muß bei welchem Arzt die zehn Euro Praxisgebühr zahlen? Wie kann man verhindern, daß man gleich mehrfach abkassiert wird? Und wer gilt nun eigentlich als chronisch krank?
Gerade am letzten Punkt zeigt sich beispielhaft, wie unausgegoren diese Reform in die Welt gesetzt wurde. Diabetiker standen zunächst nicht auf der Liste der chronisch Kranken. Dann wurde "nachgebessert". Dennoch bleiben die Vorteile - geringere Zuzahlung bei Medikamenten - vielen von ihnen versagt, während sie die Nachteile - zum Beispiel hohe Risikozuschläge bei durch die Gesundheitsreform erzwungenen Zusatzversicherungen - tragen müssen. Dies übrigens bei über sechs Millionen Zuckerkranken in Deutschland (allein in den letzten 15 Jahren Zunahme um 48 Prozent!). |
|