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Grosses Theater um einen Störenfried im Theater

 
     
 
In der Theatergeschichte mangelt es nicht an Skandalen, und bei Uraufführungen sind "Buh-Rufe" keineswegs selten. Doch recht eigenartig mutet es an, wenn während einer Uraufführung seines Stückes ein Autor sich selbst als der Störenfried herausstellt und die Kunstgefühle einiger Theaterfreunde herausfordert. Also geschah es dem kleinen Städtchen Sprottau an der Sprotte ... Noch als junger Student verfaßte der in der niederschlesischen Stadt Sprottau an der Sprotte geborene und später führende Kopf im "Jungen Deutschland" Heinrich Laube eine Tragödie um den machtbesessenen großen Schwedenkönig Gustav Adolf, die auch noch dessen Namen trug. Allerdings ließ der später berühmt gewordene Dichter, Kritiker und Theaterleiter sein Bühnenwerk unter dem Pseudonym
Heinrich Campo aufführen, was allerdings gewisse literarische Kreise nicht daran hinderte, im Verfasser den Autor Heinrich Laube zu erkennen.

Am Abend der Premiere befand sich der junge Dichter im Parterre des Provinztheaters. Anfangs nahm das Stück um den schwedischen Herrscher noch einen guten Verlauf. Es schien dem Publikum zu gefallen, da es Ansätze eines liberalen und modernen Werkes zeigte. Doch bereits im zweiten Akt und dem nachfolgenden wuchs der Widerspruch gegen diese Tragödie derart, daß niemand mehr daran zweifelte, daß dieses Werk durchfallen würde. Um sich nun von dem Verdacht der Vaterschaft vor seinen bekannten und liberalen Freunden zu reinigen, geriet Laube auf den recht frivolen Einfall, sich plötzlich heftig an dem Zischen, den Buhrufen und dem schrillen Auspfeifen intensiv zu beteiligen, ja, es derart zu mimen, daß es selbst einigen Stadtvätern zu bunt wurde. Unter diesen Honoratioren befand sich eine stadtbekannte Persönlichkeit. Es war der angesehene Metzgermeister Wolf, ein stämmiger Mann, dem das Theaterstück um Gustav Adolf Wasa ausnehmend gefiel und der jedes Mal, wenn sich der Vorhang hob, laut applaudierte. Da er ausgerechnet in unmittelbarer Nähe des Verfassers seinen Sitzplatz innehatte, ohne diesen zu erkennen, stieß er ihn wütend in die Rippen und ermahnte ihn, mit seinem Auspfeifen des Stücks aufzuhören, sonst könne er was erleben ... Der junge, stürmische Autor ließ sich jedoch nicht von des Metzgermeisters Ermahnungen stören. Ganz im Gegenteil: Er erdreistete sich, noch lauter sein eigenes Werk auszubuhen und so ziemlich am Schluß starke Schmährufe auszustoßen. - Jetzt aber war des stämmigen Metzgermeisters Geduld erschöpft. Er packte Laube an Rock und Kragen, hob ihn wutentbrannt in die Höhe und warf ihn unter Gelächter des gesamten Theaterpublikums zum Saal hinaus. Wäre noch anzumerken, daß Heinrich Laube Jahre später Theaterleiter am Wiener Hofburgtheater war und dies eine wahre Blütezeit unter seiner Regie und Leitung erfuhr.
 
     
     
 
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