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Grundgesetz für die Menschheit

 
     
 
Von Goethe stammt das Wort, wenn er eine Seite im Kant lese, würde ihm zumute, als träte er in ein helles Zimmer. Bildhafter kann man das Ereignis, das Kants Philosophie im europäischen Denken darstellt, schwerlich fassen. Was damals aus Königsberg am östlichen Rand Deutschlands der Welt gegeben wurde, ist das Ergebnis eines Erkenntnisprozesses, den Kant selbst als Abenteuer der Vernunft bezeichnet hat. Die erzielten Durchbrüche gipfeln in zeitlosen Forderungen,  uns unseres Verstandes ohne Leitung durch andere zu bedienen und • dem Sittengesetz in uns zu folgen, das allein Freiheit und Würde verleiht. Im kategorischen Imperativ wird es zum Grundgesetz
für die Menschheit.

Das 200. Todesjahr von Immanuel Kant erfüllt uns mit Dankbarkeit und Stolz auf den bedeutendsten Philosophen unseres Volkes, der seine Gewißheiten nicht mehr in den Beobachtungen, sondern im Beobachter selbst und dessen Ordnungsverlangen fand. Die Erinnerung an Kant ist untrennbar aber auch mit der Erschütterung über die Auslöschung seiner Stadt verbunden, die heute den Namen eines Gefolgsmannes Stalins trägt.

In Erinnerung und Anlehnung an den großen Königsberger Philosophen erhebt sich für uns die Frage: Was dürfen wir heute hoffen? Unter den möglichen Antworten möchte ich drei hervorheben:

Erstens, daß wir uns jederzeit unseres Verstandes selbstbewußt, zuversichtlich und frei von fremder Bevormundung bedienen.

Zweitens, daß das historische Königsberg und Preußen insgesamt gerade auch als Hort der Toleranz, Philosophie und Kunst bereichernd in unsere Wahrnehmung zurückkehren.

Und drittens, daß Kaliningrad - wie vor ihm St. Petersburg - seinen historischen Namen zurückerhält, auch wenn die heutige Stadt mit der einstigen nicht mehr viel gemein hat.

Die Erinnerung an Kant soll in Königsberg wieder sichtbar werden, sein Geist dort gegenwärtig sein. Nachdem soeben ein deutsches Generalkonsulat in der Stadt am Pregel eröffnet wurde, wäre dies ein glücklicher Ausdruck russischer Ehrung für Immanuel Kant.

Foto: Ostdeutschland eng verbunden: Die bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Christa Stewens.
 
     
     
 
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