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Hauchzarte Luftgeister

 
     
 
Zu den in freier Natur schwirrenden Luftgeistern zählen Elfe oder Alben, Sylphiden, Dryaden, Druden. Wie immer sie benamt werden, alle zeichnet ein Eigenschaft aus: Sie sind schön, von hauchzarter Gestalt, blass wie das Elfenbein de Elefanten-Stoßzähne. Meist von Schleiern umhüllt, manchmal auch ohne, doch stets mi Blüten im Haar tummeln sie sich über und unter den Wolken. Sie bevölkern die Wälder Berge, sind in Klüften und an Flüssen daheim. Die Elbe ist ihr "Elfenstrom" die Raue Alb im Schwäbischen ihr Gebirge. Auch ausgehöhlte Steine besetzen sie, s genannte "Elfenmühlen", die schwedisch "alfquarnar", schottisc "elfmills" heißen. Ihre Lieblingstageszeit ist die Nacht, bevorzug Vollmondnächte. Womit wir mitten in Shakespeare
s "Sommernachtstraum" wären "Bei des Feuers matten Flimmern, Geister, Elfen stellt euch ein." Und si kommen. Sie nennen sich "Spinnweb", "Bohnenblüte", "Motte" "Senfsamen". Das Elfenkönigspaar Oberon und Titania sind Gebieter des Waldes in dem zwei Liebespaare und der mit Gesellen herumstreunende Handwerker Zettel in eine wüsten Traum verstrickt werden. Auch Titania fällt durch Zauber Oberons im Schlaf eine Erotikspektakel anheim: sie liebt Zettel, dem der Troll Puck einen Eselskopf verpaßte eine Szene mit Sodomietendenz. Doch im Morgengrauen löst sich der Traumhorror. Puc beruhigt die Verstörten: "Ihr alle schier, habet nur geschlummert hier. Und geschau in Nachtgesichten eures eigenen Hirnes Dichten."

In der Epoche der Romantik waren nicht wenige davon überzeugt: In aller Natur lebe Naturgeister. Leider weisen diese nie geschauten Gesichter Wesenszüge des Menschen auf sind gewaltätig, rachsüchtig, schmeichlerisch, treiben liebend gern Schabernack und sin exzessiven Eskapaden keineswegs abhold. Durch Meister Goethe wurden Erlkönigs Töchte weithin bekannt. "Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?" Nein, der Knabe wil nicht, und den Vater graust es. Auf fahlem Roß jagen sie durch das nächtliche Gelände verfolgt vom Nebelgeist Erlkönig und seinen bleicharmigen Begleiterinnen. Das Ende de Spukritts ist bekannt: "In Vaters Armen, das Kind war tot."

"Lur" bedeutet "Elfe", auch "Rauschen", un "lei" steht für Felsen. Die Lorelei ist die deutsche Circe. Wie ihr griechische Konkurrentin im fernen Äa ist sie zauberkundig, spielt die Leier und singt Die Lorelei auf ihrem Felsenhochsitz am Rhein verwandelte zwar nicht – wie Circ – ihre männlichen Opfer in Schweine, ließ sie aber nicht lebend entkommen. Die Schiffer verrenkten sich die Hälse in der Hoffnung, die singende Goldmähnige auf de Berg zu entdecken, kippten dabei aus dem Kahn und ertranken ausnahmslos in de Wasserstrudeln dieser noch heute heimtückischen Stromkurve unter der etwa 130 Meter hoc aufragenden Schieferwand.

Clemens von Brentano schuf 1802 die Ballade "Lore Lay", die in seinen Roma "Godwin" Eingang fand. Sein Geschöpf ist noch nicht männermordende, elfisch Zauberin, sondern eine Liebeskranke, die den Sprung vom Felsen der Abgeschiedenheit de Klosterlebens vorzieht. Unzählige Varianten fand die Geschichte. Joseph von Eichendorff Guillaume Apollinaire, Theodor Fontane ließen sich zu Dichtwerken hinreißen. Heinric Heines "Loreley" von 1823, nun zielgerichtete, tödliche Verführerin, erran Unsterblichkeit. "Die Luft ist kühl und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein; de Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein. Die schönste Jungfrau sitzet dort obe wunderbar …" 1838 von Friedrich Silcher vertont, rührte Lorelei fortan da internationale Seelenleben. Maler wie Philipp von Foltz (1850), Eduard von Steinle (1864 trugen dazu bei. Die Frau auf der schrägen Klippe ließ den Betrachtern Wonneschauer bi in die Fußspitzen rieseln.

Die Baumnymphen, Dryaden, Druden sind ebenfalls elfischen Geschlechts. Ihr Dasein is an die Lebensdauer des von ihnen bewohnten Baumes geknüpft; stirbt der Baum, stirbt mi ihm die Nymphe. Johann Karl August Musäus (1735 bis 1787) schilderte ein solche legendäres Geschehnis in seiner Erzählung "Libussa": Tief in Böhmens Wälder wurden Bäume gefällt, um eine neue Siedlung zu schaffen. Der junge Knappe Krokus aus de Herzogs Gefolge lebte im Wald in der Nähe einer mächtigen Eiche. Eines Abends schimmert im Gezweig eine grauhelle Gestalt. Sie sprach zu Krokus: "Ich bin keine Truggestalt kein täuschender Schatten; ich bin die Elfe dieses Hains, die Bewohnerin der Eiche, unte deren dickbelaubten Ästen du oft gerastet hast." Sie bat ihn, die Eiche zu schützen, denn sie sei ihr Lebensbaum. Krokus verschlug es die Sprache, mehr noch, e ahnte, daß er diese fremdwesenhafte Frau ein Leben lang lieben würde.

Der Baum blieb vom Abholzen verschont, Krokus baute sich eine Hütte, alles was er tat gedieh auf wundersame Weise. Es war die Dankesgabe der Nymphe. Im Zwielicht eines jede Abends kam sie zu ihm. Sie verbanden sich, die Tochter Libussa, sagenhafte Gründerin vo Prag, Ahnherrin der Dynastie der Premysliden, Herzogin von Böhmen, wurde geboren. – Bleiben wir bei Krokus, seiner Nymphe und ihrem Schicksalsbaum. Eines Tages braute sic ein Gewitter zusammen. Schwarze Wolken fegten über den Himmel. In der Mittagsstund zersplitterte ein Blitz die Eiche. Krokus sah die Nymphe nie wieder …

Auch die Druden gelten als Baumsiedlerinnen. Sie nisteten im "Drudennest", in den Kugelballen der immergrünen Mistel hoch in Weiden, Fichten, Buchen. Gutes sagte ihne der Volksglaube nicht nach. Hexisch sollten sie sein, als Nachtmahre den Menschen in Schlaf plagend, jederzeit bereit, Unfug zu treiben, Unfrieden zu stiften. In de "Drudennacht" zum 1. Mai (Walpurgisnacht) versammeln sie sich an Kreuzwegen un fallen von dort in Städte und Dörfer ein. Mit Getöse und Trubel, Feuerwerk versucht ma sie abzuschrecken, weit verbreitetes altes Brauchtum. Von anderen nymphischen Wese unterscheiden sie sich durch ein besonderes Erkennungsmal, den "Drudenfuß". E ähnelt dem Gänse- oder Schwanenfuß. Als Pentagramm, ein Zeichen in Form eine Fünfecks, gewann der Drudenfuß, auch Drudenkreuz genannt, Bedeutung. Im Mittelalte befestigte man das Zauberzeichen zur Abwehr von Unheil an Häusern und Ställen Kirchenfenster, zum Beispiel in Rouen, wurden mit dem Hemmzeichen versehen. Die Antik wiederum sah im Pentagramm das Sinnbild der Vollkommenheit; den Druiden, Priestern de keltischen Völker, war es heilig, den Geheimbünden späterer Zeiten, vornehmlich de Bauhütten-Vereinigungen, bedeutete es Symbol der Verschwiegenheit und Geheimniswahrung Luftgeister – uralte Überlieferung bekundet, daß sie sterblich wie Menschen seien nur währt ihre Lebensdauer ungleich länger. Irgendwann lösen sie sich aus ihrem Dasein vergehen, einfach so. Diese Kunde muß uns genügen.

 
     
     
 
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