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Es war der erste Besuch eines israelischen Staatsoberhauptes in Österreich und daher ein "historisches Ereignis", wie es in offiziellen Stellungnahmen und in den Medien hieß. Der dreitägige Staatsbesuch von Moshe Katzav war schon anläßlich der Jubiläumsfeiern für Theodor Herzl Ende Juni angesetzt gewesen, jedoch in letzter Minute verschoben worden und konnte erst in der vorigen Woche stattfinden.
Der Gast wurde mit militärischen Ehren von Bundespräsident Heinz Fischer begrüßt und von diesem auch bei einigen Aktivitäten begleitet. Auf dem Programm standen die üblichen Treffen mit Politikern, eine Feier am Holocaust-Mahnmal auf dem Wiener Judenplatz, eine Herzl-Gedenkfeier, ein Besuch im Sigmund-Freud-Museum und eine Zeremonie im ehemaligen KZ Mauthausen. Eine Kranzniederlegung am Grabmal des Unbekannten Soldaten gab es nicht.
Die Anteilnahme der Bevölkerung war zwangsläufig groß, denn Sicherheitsmaßnahmen bisher ungekannten Ausmaßes brachten in Wien weiträumige Absperrungen. Auch der Luftraum war zeitweise gesperrt, unter anderem als Katzav und Fischer per Hubschrauber - eskortiert von acht (österreichischen) Militärhubschraubern - nach Mauthausen flogen. Dabei war ein Sportflieger unbeabsichtigt in den gesperrten Luftraum geraten und hatte einen Alarmstart von Kampfflugzeugen ausgelöst, was ein teurer Spaß für den Unglücksraben werden dürfte. Die offiziellen Erklärungen folgten den bekannten Ritualen. Katzav fand lobende Worte für die von der ÖVP-FPÖ-Regierung bereitgestellten "endgültigen" Entschädigungszahlungen.
Darüber hinaus bezeichnete er den Iran als Israels größten Feind und Arafat als das größte Hindernis für den Frieden im Nahen Osten. Laut Katzav sei Europa vom iranischen Atompotential bedroht - die israelische Atomstreitmacht wurde nicht erwähnt. Katzav stammt übrigens aus dem Iran. Hervorgehoben wurde natürlich der "Kampf gegen den neuen Antisemitismus". Mit dieser weltweit ausgegebenen Parole soll jede Kritik an Israel und überhaupt an Personen jüdischer Herkunft kriminalisiert werden. (Wie sich an einer unnötigen Fernseh-Serie zeigte, ist sogar das Erzählen von Judenwitzen verboten. Immerhin bleiben Witze über Ostfriesen, Österreicher, Polen und andere erlaubt.)
Nicht uninteressant ist, was sich alles zeitgleich mit dem Katzav-Besuch zutrug. So etwa weilte Ex-Außenministerin Madeleine Albright in Wien. Und es meldete sich der Anwalt jener Dame in Kalifornien, die Anspruch erhebt auf Klimt-Gemälde im Wiener Belvedere.
Besonders aufschlußreich aber waren Äußerungen des Präsiden-ten der israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzicant in der Tageszeitung "Die Presse". Muzicant betonte, der Katzav-Besuch sei von ihm "eingefädelt" worden. Im Klartext: die österreichische Israel-Politik wird nicht am Ballhausplatz gemacht. Oder zum Thema Türkei: "Der Jüdische Weltkongreß und der europäische Kongreß sind sehr daran interessiert, daß die Türkei nicht vor den Kopf gestoßen wird." Weiter: "Die westlich-christlich-jüdische Welt muß verstehen, was im Terrorismus läuft." Und auf die Frage, ob Israel der EU beitreten solle: "Schön wäre es ja", nur ginge es derzeit nicht wegen der Palästinenser. Europa müsse "die Palästinenser zwingen, mit dem Terror aufzuhören."
Am Tag von Katzavs Abreise wurde außerdem ein Geheimpapier des israelischen Außenministeri-ums publik. Darin wird eine politische Stärkung der Europäer als Untergrabung der dominanten Stellung der USA und als "Gefährdung der israelischen Interessen" bezeichnet. Kann da noch irgend jemand Zweifel haben, welche Strategen die EU-Aufnahme der Türkei betreiben?
Große Geste?: Österreichs Bundespräsident Fischer (l.) empfängt Israels Präsident Moshe Katzav (m.)
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