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Raisdorf Drei Tage mit einem vollen Programm standen im Zeichen der Jubiläumsfeier zum 50jährigen Bestehen der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit und zum 45jährigen Bestehen der Patenschaften in Schleswig-Holstein. Die Festlichkeiten begannen mit einer Kreisausschußsitzung in der neuen "Heimatstube" der Kreisgemeinschaft in Preetz.
Ein Empfang deutscher und russischer Ehrengäste fand abends im Hotel "Rosenheim" in Raisdorf statt. Am folgenden Tag wurde dort auch die Sitzung des Kreistages durchgeführt. Der Nachmittag war den Kirchspieltreffen in den Patenorten vorbehalten. Die Teilnehmer der patenlosen Kirchspiele trafen sich im Hotel "Rosenheim". Der Sonntag wurde mit einer Kranzniederlegung an dem Denkmal "Mutter des Ostens" auf dem Friedhof in Flintbek eingeleitet. Die Worte zum Totengedenken sprachen der Vorsitzende der Kreisgemeinschaft, Albrecht Dyck, und Pastor Tretow.
Höhepunkt der Festtage war schließlich die Festveranstalt ung in der "Uttoxeterhalle" in Raisdorf. 630 Landsleute und Gäste nahmen daran teil, so daß die in der Halle vorhandenen Tische nicht ausreichten. Ein Transparent mit dem Wappen des Kreises Tilsit-Ragnit, daneben die Flaggen des Kreises Plön und des Kreises Tilsit-Ragnit wiesen auf die Bedeutung dieser Veranstaltung hin. Im Eingangsbereich boten ein kommerzieller Bücherstand sowie Informationsstände der Kreisgemeinschaft, des Kirchspiels Trappen und der Jungen Freundeskreis Ostdeutschland Bücher, Zeitungen und anderes an. Zahlreiche große Schautafeln stellten die frühere vorbildliche ostdeutsche Landwirtschaft sehr anschaulich dar. Die Veranstaltung wurde durch ein einstündiges Konzert der "Schwentinetal-Musikanten" aus Raisdorf eingeleitet. Nach einem sehr zu Herzen gehenden Heimatgedicht sowie Eröffnung, Begrüßung und Totenehrung durch den Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft, Albrecht Dyck, sangen alle Festteilnehmer gemeinsam das Ostdeutschlandlied "Land der dunklen Wälder". Als weitere musikalische Einlage brachten die Jagdhornbläser des Kreisjagdverbandes Plön einige Stücke aus ihrem Repertoire. Danach folgten die Grußworte der Gäste, eingeleitet durch den Hausherrn der Uttoxeterhalle, Bürgermeister Klaus Schade aus Raisdorf, der die Teilnehmer herzlich begrüßte und seine Gemeinde vorstellte. Für die Patenorte Plön, Preetz, Lütjenburg, Schönberg, Heikendorf und Flintbek, die nun schon seit 45 Jahren Patenschaften zu den Städten und Gemeinden des früheren Kreises Tilsit-Ragnit unterhalten, führte der Preetzer Bürgermeister Walter Riecken u. a. aus: "Heimat ist nicht mit Besitz oder Eigentum verbunden. Es ist ein Gefühl, das bewahrt und an die Kinder und Enkelkinder weitergegeben werden sollte."
Für das Land Schleswig-Holstein sprach Ministerialrat Dr. Sigurd Zillmann und machte deutlich, daß zur Trauer über die verlorene Heimat mittlerweile tatkräftige Hilfe für die heute russischen Bewohner des Kreises Tilsit-Ragnit gekommen ist. Für sein Engagement wurde er von Albrecht Dyck mit dem Ehrenzeichen in Silber der Freundeskreis Ostdeutschland ausgezeichnet. Ein Freundschaftsgeschenk hatte auch Sergej Ledenjow als Leiter der russischen Gastdelegation für Dr. Zillmann mitgebracht und bedankte sich für die "große Hilfe, die Sie uns leisten". Landrat Dr. Volkram Gebel erinnerte in seiner Festansprache an die 1950 unterzeichnete Charta der Heimatvertriebenen, in der auf jede Form der Gewalt zur Wiedererlangung der Heimat verzichtet wurde. Er bedauerte die 1988 vom Kreis Plön getroffene Entscheidung, die Patenschaft zu Tilsit-Ragnit zu beenden. Im "Miteinander der Völker Europas" seien Heimattreffen wie dieses auch in Zukunft notwendig, so der Landrat. Applaus erhielt auch Albrecht Dyck für seinen Appell, in der Völkerverständigung nicht nachzulassen. "Menschen, deren Väter sich tiefe Wunden zugefügt haben, müssen lernen, miteinander zu sprechen."
Weitere Grußworte folgten durch den Vorsitzenden der Landesgruppe Schleswig-Holstein, Günter Petersdorf, den Vorsitzenden der Deutsch-Russischen Freundschaftsgesellschaft im Kreis Plön, Herrn H.-D. Bechtold, und die Vorsitzende der Vereinigung Bernsteinland, Edith Dettmer. Zur weiteren Unterhaltung trugen der Landfrauenchor Schönberg, die Probsteier Tanz- und Trachtengruppe aus Probsteierhagen und eine russische Folkloregruppe aus Ragnit mit Gesang-, Musik- und Tanzdarbietungen bei. Nach dem Schlußwort, gesprochen von Hans Bender, sangen alle Teilnehmer die dritte Strophe des Deutschlandliedes.
Ein geselliges Beisammensein schloß sich an und ließ den Tag ausklingen. Ein großes Fest ging damit zu Ende. Neben zahlreichen Dankesworten für die gelungene Veranstaltung wurde der Wunsch geäußert, bald wieder nicht erst in fünf Jahren ein großes Kreistreffen in Raisdorf durchzuführen.
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