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Gemeinhin kennt man ihn als Maler, Bildhauer und großartigen Baumeister, den Capreser Michelangelo Buonarroti. Seine berühmten Bauten wie die Medici-Kapelle und die Biblioteca Laurenziana in Florenz, das Kapitol und vor allem der mächtige Petersdom in Rom gehören zu den größten Kulturschätzen Europas. Daß Michelangelo auch gedichtet hat, wissen vielleicht nur wenige. Selbst in seinem Heimatland Italien war diese Tatsache lange unbekannt. Drei Lieder des Italieners in der Vertonung von Hugo Wolf (1860-1903) sind nun auf einer neuen CD zu finden, die der in Schlesien geborene Opern-, Konzert- und Liedsänger Engelbert Kutschera aufgenommen hat: Hugo Wolf, Ausgewählte Lieder (EWS Klassik , etwa 72 Minuten; 16,40 Euro, zu beziehen über den Buchhandel). In der bewährten Begleitung des international bekannten Pianisten Graham Johnson interpretiert der Baß Kutschera neben den Michelangelo-Liedern auch solche von Eduard Mörike, Justinus Kerner und Joseph Victor von Scheffel. Den größten Teil aber nehmen Gedichte des Schlesiers Joseph Freiherr von Eichendorff ein, die Hugo Wolf vertont hat. Mit Rücksicht auf Robert Schumann, den Wolf nicht wiederholen, sondern ergänzen wollte, hatte er die Auswahl seiner Gedichte so getroffen, daß bei ihm im Gegenpart zu den von Schumann bevorzugten Nacht- und Waldstimmungen, Traum- und Sehnsuchtsliedern eher die kecken, lustigen und verwegenen Gesänge der Soldaten, Studenten und Musikanten den heiteren Kontrapunkt zu den Stimmen der romantischen Tiefe bilden. 20 Einspielungen mit Liedern von Eichendorff sind es nun geworden, die Engelbert Kutschera mit einer Stimme, die sich durch Fülle, Tiefe und Timbre auszeichnet, und mit großem Einfühlungsvermögen interpretiert, darunter auch das Gedicht "Heimweh", das der Eichendorffsche "Taugenichts" in der Fremde anstimmt und das eines der früh populär gewordenen und effektvollen Liedern Wolfs ist.
Aus dem Leben eines Taugenichts ist vielleicht eines der wichtigsten Werke der deutschen Romantik. Wenn auch erste Kritiken 1826 zunächst vernichtend waren, liebte man ihn später darum umso mehr. Selbst Theodor Fontane und Thomas Mann sahen in dem Eichendorffschen "Taugenichts" den Urtyp des deutschen musischen Wesens. Die Novelle um den jungen Müllersburschen, der vom Vater in die weite Welt geschickt wird und dort allerlei Abenteuer erlebt, schrieb Eichendorff in seiner Zeit als preußischer Beamter in Königsberg. Seine Leichtigkeit und Heiterkeit, seine Unbekümmertheit und Sehnsucht nach Ferne, aber auch sein Heimweh können noch heute Leser entzücken. Der Schauspieler Christian Brückner hat nun den ungekürzten "Taugenichts" auf CD eingespielt (Parlando Verlag, 199 Minuten, 24,90 Euro). Ein Vergnügen für jung und alt. Peter van Lohuizen
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