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Helau Alaaf und Ahoi

 
     
 
Sie sind wieder da, die tollen Tage, die fünfte Jahreszeit oder besser Fastnacht, Fasching, Faslam und auch Karneval. Nach den ersten besinnlichen Wochen, die auch dieses Jahr wieder eingeleitet haben, soll es jetzt hoch hergehen. Bunte Plakate an den Litfaßsäulen laden ein zu traditionellem Ballgeflüster oder zu Mega-Giga-Partys für junge Leute. Das Fernsehen überträgt aus den unterschiedlichsten Landschaften Deutschlands Prunksitzungen der örtlichen Karnevalsvereine oder spaßig gemeinte Veranstalt
ungen. In Schaufenstern kann man Luftschlangen, furchterregende Masken oder auch kleine Lärvchen entdecken. Glitzernde Abendgarderobe für die Dame, etwas Gewagtes auch für den Herrn, lassen die Herzen von Modebewußten und Kaufrauschgeschädigten höher schlagen. Und natürlich das Konfetti – der Schrecken jeder Hausfrau ...

Apropos, Hausfrau. Die hat ja doch in diesen tollen Tagen, wenn man sie denn zu Hause feiern will, die meiste Arbeit. Gewiß, Vater steuert das nötige Kleingeld zu – und manchmal auch "großartige" Ideen. Sogar die Kinder helfen mit – sei es beim Einkaufen, sei es beim Schmücken der Räume. Schließlich und endlich aber liegt die Hauptlast auf den Schultern des "schwachen" Geschlechts, oder nicht?

Da hat man sich nun doch entschlossen, liebe Freunde und Nachbarn zu einer Faschingsparty einzuladen. – Man war ja wirklich mal dran! – Doch bereits mit der Einladung fängt die ganze Misere an: Soll man telefonisch oder "per Karte" oder ganz zeitgemäß per E-Mail...? Lustig oder seriös? Nun ja, das hängt schließlich von den Gästen ab. Selbstgemalte Einladungskarten allerdings haben noch oder gerade heute ihren ganz besonderen Reiz.

Auch das Schmücken der Räume ist kein ganz so großes Problem. Papierschlangen, bunte Luftballons und Tücher zaubern in einen sonst nüchternen Raum eine zünftige Atmosphäre. Am besten ist natürlich ein Party- oder Hobbykeller. Dort kann man getrost Konfetti oder Knallerbsen als Überraschungseffekt anbieten – das Saubermachen ist dann später viel einfacher. Und wenn man gar das Tanzbein schwingen will, ist dort auch meist ausreichend Platz, und Großmutters gute Vase gerät nicht so leicht in die "Schußlinie".

Na, und dann das leibliche Wohl der Gäste, das soll natürlich auch nicht zu kurz kommen. Aber was bietet man an? Langweilige Allerweltsgerichte, die man in jedem Restaurant bekommen kann, mag man an solch einem Tag auch nicht vorsetzen. Etwas besonderes müßte es schon sein ...

Na klar! Ostpreußisch soll es sein! Auch wenn die Gäste nicht aus Ostdeutschland stammen, es hat sich immer wieder herausgestellt, daß so manche kleine Köstlichkeit aus dem Land zwischen Weichsel und Memel auch den Menschen von der Förde, vom Rhein oder Bayerischen Wald gemundet hat.

Wer’s also deftig mag, der kann es einmal mit einem Fastnachtsgericht versuchen, das man besonders gern im ländlichen Teil des Memellandes aß: Schuppnis. Man braucht dazu: 500 g gelbe Erbsen, 4 Zwiebeln, 5 Gewürzkörner, Salz, 1 EL Majoran, 1 Schweinskopf geräuchert (oder 800 g Schweinefleisch geräuchert), 1 kg Kartoffeln, Pfeffer. - Die Erbsen waschen und über Nacht in 1 l Wasser einweichen. Die Erbsen im Einweichwasser mit den kleingeschnittenen Zwiebeln, den Gewürzkörnern, Salz, dem Majoran und dem Fleisch weichkochen. Die Kartoffeln garen, abgießen, dämpfen. Das Fleisch aus der Brühe nehmen, vom Knochen lösen, die Schwarte abschneiden; Fleisch in mundgerechte Stücke schneiden. Die Kartoffeln zu den Erbsen geben und beides zu Brei zerstampfen. Dann das Fleisch in den Brei geben und noch einmal mit Pfeffer und Salz abschmecken. Man kann auch Spirkel (Speck-Zwiebel-Stippe) über den Erbsbrei geben, zu dem auch Kumst serviert wird. Manche dicken den Schuppnis mit Gerstengrütze oder Haferflocken an, andere geben Schmand dazu.

Sehr erfrischend schmeckt auch immer wieder ein Heringssalat. Dafür braucht man 2 bis 3 saure Heringe, 200 g Kalbsbraten oder Suppenfleisch, 100 g saure, geschälte Gurken, 200 g Äpfel. 500 g gekochte Kartoffeln, Essig, 1 Prise Zucker, Salz, 1 kleine Zwiebel, 1 Teelöffel Mostrich, 2 EL Öl, nach Belieben rote Beete. Zutaten in kleine Würfel schneiden und durchmischen, abschmecken. Zur Verzierung eignen sich Eischeiben, Aspik, Sardellen, Kapern, Zitronen, Gurken oder (und) Tomaten. Man kann den Salat auch mit etwas saurer Sahne oder Mayonnaise mischen.

Als süße Krönung der Fastnacht gelten die leckeren Hefe-Purzel oder "Schmalzkailche". Dafür braucht man 500 g Mehl, 40 g Hefe, 4 Eier, 2 Eigelb, 100 g Zucker, 1 Prise Zimt, 1 Tasse Milch, 125 g Butter und Ausbackfett. Aus Mehl, Hefe und Milch wird ein Hefestück angesetzt. Alle Zutaten werden nach dem Aufgehen der Hefe mit dem Stück zu einem festen Teig verknetet, der noch einmal gehen muß. Dann sticht man mit einem Löffel kleine, ovale Stücke von dem Teig ab. Diese Stücke werden im Fettopf ausgebacken, entfettet und zum Schluß mit Puderzucker bestäubt.

Schließlich muß an den tollen Tagen auch die Kehle geölt werden. Bärenfang (Honiglikör) ist klar oder Pillkaller (klarer Schnaps mit einer Scheibe Leberwurst und Mostrich), für die Damen vielleicht ein Nikolaschka (Cognac mit einer gezuckerten Zitronenscheibe). Beliebt ist auch ein Eisbrecher (erhitzter Rotwein mit einem kräftigen Schuß Arrak) oder Teepunsch (schwarzer Tee mit Rum oder Rotwein). Na denn, Prost!

Nun kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Helau, Alaaf und Ahoi – wie man bei den Karnevalsneulingen im Norden sagt! Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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