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Eigentlich erwartet man gemäß dem Buchtitel "Unsere gute Lotte", daß das auf dem Titelbild abgebildete Pferd Lotte die Hauptrolle spielt, aber dem ist nicht so. Schon der Untertitel von Irmgard Hahns Erlebnissen während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg lautet "Nicht nur ein Pferdeschicksal".
Irmgard Hahn wurde 1933 in Zehden nahe Königsberg - allerdings nicht dem ostdeutschen, sondern dem neumärkischen - geboren. Ihre Beschreibungen des ländlichen Lebens und auch der Flucht sind denen aus anderen Vertreibungsgebieten sehr ähnlich. Am Beispiel des treuen, blinden Pferdes Lotte, dem die Familie die gelungene Flucht verdankt und das bei der Rückkehr in den Heimatort von Polen konfisziert und später geschlachtet wird, beschreibt die studierte Agrarwissenschaftlerin und Berufsschullehrerin das Leiden während des Krieges.
"Zur Heimat gehört mehr. Nicht nur Häuser und Städte. Zur Heimat gehören vor allem die Menschen, die man liebt", merkt die Autorin des Buches sehr weise an. Und so spielen auch die vielen Mitglieder ihrer Familie eine wichtige Rolle. Von dem tierlieben, fleißigen Onkel bis zu der von der Großmutter wegen ihrer Kinderlosigkeit tyrannisierten Tante Martchen werden jedem Familienmitglied ein paar Zeilen gewidmet.
Tradition, Kinderstreiche und Heimatverbundenheit bringt Irmgard Hahn sehr herzlich rüber. Es menschelt in ihrem Buch, und auch wenn ihre Geschichten einige sprachliche Unebenheiten aufweisen, so ist ihre Mischung aus Heimatgeschichte und Fluchterlebnissen stets kurzweilig. Fritz Hegelmann
Irmgard Hahn: "Unsere gute Lotte - Nicht nur ein Pferdeschicksal", Haag + Herchen, Frankfurt/Main 2003, Taschenbuch, 117 Seiten, 10,50 Euro |
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