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Wenn am 9. Dezember die Berliner Archäologische Gesellschaft zu ihrem traditionellen Winckelmannfest lädt, dann wird vor allem der deutschen Ausgrabungen in Pergamon vor 125 Jahren gedacht werden. An dem Prachtstück der Ausgrabungen aber, dem berühmten Pergamonaltar mit seinem über hundert Meter langen Großen Fries, den Kampf der Götter gegen die Giganten darstellend, nagt seit langem der Zahn der Zeit. Vieles was einst aus unzähligen Einzelstücken mühevoll wieder zusammengebaut worden war, droht heute auseinanderzufallen; Dübel rosten und sprengen das Kunstwerk von innen heraus; Klebmaterialien werden hart und brüchig ... Überhaupt ist das ganze Gebäude, das als Pergamonmuseum zu den jüngsten Schöpfungen auf der Berliner Museumsinsel gehört und drei Museen beherbergt (Antikensammlung, Vorderasiatisches Museum, Museum für islamische Kunst), ein Fall für Spezialisten. Baufälligkeit und Abnutzungsschäden sind allerorten in dem zum Unesco-Weltkulturerbe zählenden Gebäude zu entdecken, und so müssen die Wunderwerke aus 6.000 Jahren immer wieder einmal eingerüstet und restauriert werden. Im Jubiläumsjahr richten sich nun alle Augen auf Berlin, wenn aus dem berühmten Museum zwangsläufig eine Bauhütte wird. Mehrere Jahre, man schätzt bis 2010, werden die kostspieligen Maßnahmen in Anspruch nehmen. Der Betrieb aber geht weiter, und so erinnert eine Ausstellung "Wiedererstehendes Assur" noch bis zum 25. April 2004 an 100 Jahre deutsche Ausgrabungen in Assyrien.
Parallel zu einer ZDF-Dokumentation über das Pergamonmuseum (11. Januar 2004, 19 Uhr 20, Wiederholung) ist ein Buch von Carola Wedel erschienen, das die Geschichte des Hauses beleuchtet, aber auch die Männer vorstellt, deren Namen eng mit dem Museum verbunden sind (Das Pergamonmuseum. Menschen. Mythen. Meisterwerke. Nicolai Verlag, Berlin. 192 Seiten, 157 farbige Abb, 93 sw Abb., geb., 24,90 Euro). Allen voran Carl Humann, der durch einen Zufall den Pergamonaltar entdeckte und die Ausgrabungen in der heutigen Türkei vorantrieb. Carola Wedel ist es gelungen, was normal Sterblichen meist verwehrt wird. Sie drang bis in die unterirdischen Depots des Museums vor und kann so auch viele unbekannte Kunstschätze vorstellen. Entstanden ist eine faszinierende Dokumentation voller Geschichte und Geschichten, die den Blick öffnet für andere Kulturen. Kulturen, die ihren Ursprung haben in einem heute von Krisen und Kriegen geschüttelten Gebiet.
Pergamonaltar: Ein Meisterwerk, das vermutlich von 33 Bildhauern geschaffen wurde /p> Pergamon: Burgberg vom Asklepion (Aquarell von Christian Wilberg, 1879). "Das war also übrig geblieben von dem stolzen uneinnehmbaren Herrschersitz der Attaliden", schrieb 1864 der Vermessungsingenieur Carl Humann, der den Pergamonaltar entdeckte Foto: aus dem vorgestellten Buch |
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