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Der Enkel des letzten österreichischen Kaisers, der EU-Abgeordnete Karl von Habsburg-Lothringen, ist in einen Spendenskandal verwickelt, der seinen politischen Ambitionen ein jähes Ende bereiten könnte. Habsburgs christlich-konservative Paneuropa-Bewegung hat zugegeben, daß die Kinderhilfsorganisation World Vision Austria Wahlkampfkosten Habsburgs beglichen hat mit Geld, das eigentlich für notleidende Kinder in der Dritten Welt bestimmt war.
In Österreich haben SPÖ, Grüne und Freiheitliche bereits den Rücktritt des 37jährigen gefordert. Selbst die eigene Partei, die konservative Volkspartei (ÖVP), hat ihm nahegel egt, sein EU-Mandat vorübergehend ruhen zu lassen. Habsburg weist jedoch jede persönliche Verantwortung von sich. "Ich bin der Betrogene und nicht der Täter."
Der Skandal flog in der vergangenen Woche auf, als die Leiter der Hilfsorganisation World Vision Austria, Martina Krones-Taurex und ihr Ehemann Wolfgang Krones, festgenommen wurden. Die beiden engen Freunde Habsburgs sollen rund 15 Millionen Schilling an Spendengeldern in die eigene Tasche abgezweigt und damit ihr luxuriöses Leben finanziert haben.
Schon bald wurden Gerüchte laut, daß Spendengelder auch an Habsburgs Paneuropa-Bewegung geflossen sein könnten. Denn Wolfgang Krones war zugleich Generalsekretär der politischen Heimstatt der Familie Habsburg und Wahlkampfleiter des Kaiser-Sprosses. Die Paneuropa-Bewegung hat inzwischen die Finanzierung von Druckkosten im Gesamtwert von 200 000 Schilling (knapp 30 000 Mark) zugegeben. Die Ermittler vermuten jedoch, daß noch weitere Gelder illegal geflossen sind. Außerdem wollen sie Habsburgs Rolle als ehemaliges Vorstandsmitglied der Kinderhilfsorganisation unter die Lupe nehmen. Habsburg war bis zum vergangenen Juni für die Finanzen der World Vision Austria zuständig. Nach österreichischen Medienberichten soll er bereits im Frühjahr von der World Vision-Zentrale in den USA auf die finanziellen Ungereimtheiten bei der Österreich-Sektion des Hilfswerkes aufmerksam gemacht worden sein.
Für Habsburg, der vor zwei Jahren ins Europaparlament gewählt worden ist, ist es nicht die erste peinliche Affäre. Im Juli wurde er wegen Schmuggels zu einer Geldstrafe verurteilt. Er hatte vergessen, ein Diadem im Wert von fast 100 000 Mark bei der Einreise aus der Schweiz zu deklarieren. Das Urteil ist mittlerweile aufgehoben worden, das Verfahren soll demnächst neu aufgerollt werden.
Das Image des Kaiserenkels ist jedenfalls gehörig angekratzt. Seine Chancen, bei der Europawahl im kommenden Juni auf einem Spitzenplatz anzutreten, dürften eher gering sein. Er müsse sich schon selbst fragen, "ob er wirklich in der Politik am richtigen Platz ist", schrieb etwa die konservative Tageszeitung "Die Presse".
In Österreich glaubt trotz dieses Vorfalls kaum jemand, daß Karl von Habsburg ein "Gauner" ist; in Gazetten wird vielmehr polemisiert, daß "blaues Blut" eben ein Zeichen von Sauerstoffarmut mit all den damit verbundenen Folgen nicht zuletzt für das Gehirn sei.
Karl von Habsburg hat alle Rücktrittsforderungen zurückgewiesen. Sein Vater, Otto von Habsburg, spricht von einer Hetze, für die er in Deutschland, aber auch in Österreich "nur Verachtungsäußerungen über die Art und Weise" der Attacken gehört habe.
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