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Kasachstan ist in den vergangenen Wochen zu einer weltweiten Popularität gekommen. Zu verdanken hat das Land die unerwartete Aufmerksamkeit dem britischen Komödianten Sacha Baron Cohen, der im Kino zur Zeit als kasachischer Reporter Borat für Schlagzeilen sorgt und seine vorgebliche Heimat in einem schlechten Licht präsentiert. Borat trinkt zum Beispiel Wasser aus dem Pissoir und behandelt Frauen grundsätzlich wie Menschen zweiter Klasse. Die Realität in dem dünn besiedelten Staat in Zentralasien sieht allerdings ganz anders aus: "Kasachstan ist im Gegensatz zu vielen anderen Nachbarstaaten seit 14 Jahren wirtschaftlich ein sehr stabiles Land. Borat ist zur Zeit zwar in aller Munde - nur man muß ganz klar sagen, hier handelt es sich nicht um ein hinterwäldlerisches mongolisches Reitervolk. In der Hauptstadt Astana oder in der ehemaligen Hauptstadt Almaty kann man spüren, wie es wirtschaftlich bergauf geht und massiv westliches Know how eingekauft wird", so Tobias Janßen, Vorstandschef der Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft "Goldfish Holdings Inc." in Neuss.
Kasachstan sei eines der bodenschatzreichsten Länder der Welt. "Sie finden da alles. Von Gold, Silber oder Kupfer. Und es wird dort zum Teil noch im Tagebau abgebaut", weiß Janßen. Besonders aufgeschlossen zeige man sich beim Thema regenerative Energien. Beim Rapsanbau werde in Kasachstan mit modernster westlicher Technik gearbeitet. "Deutsche Agrarexperten haben Bodengutachten erstellt und kommen zu hervorragenden Werten. Die Erde ist schwarz und nicht wie in Deutschland braun oder hellbraun. Es muß nicht gedüngt und es müssen keine Pestizide gespritzt werden, wie es bei uns üblich ist. Die Landwirtschaft in Kasachstan ist biologisch und nachhaltig . Deshalb haben wir die KazGer Pflanzenöl GmbH gegründet, sind eine Kooperation mit einem der größten Weizenbauern des Landes eingegangen, haben eine ehemalige Kolchose übernommen, vier Rapsmühlen in Betrieb genommen und bauen im nächsten Jahr auf 15000 Hektar Raps an. Das wird dann sukzessive auf 60000 Hektar ausgeweitet", so Janßen.
Auf einem Testfeld mit 2000 Hektar habe man im August das erste Mal Raps abgeerntet und in den eigenen Ölmühlen gepreßt. Zudem kooperiere Goldfish mit kasachischen Landwirtschaftsbetrieben und laste schon jetzt die vier Ölmühlen aus. "Wir liefern jeden Monat 110 Tonnen Rapsöl in unser Logistikzentrum in Fulda und werden das ab 2007 dann im größeren Maßstab aufziehen", sagt Janßen. Die Vermarktungschancen für kasachisches Rapsöl wertet er als sehr positiv, besonders für den deutschen Markt. "In Deutschland gibt es nur eine begrenzte Anbaufläche für Raps. In diesem Jahr wurde die Pflanze auf insgesamt 1,4 Millionen Hektar angebaut. Das entspricht in etwa einer Fläche der Größe Schleswig-Holsteins. Das ist viel zu wenig, um die vorhandenen Biodieselanlagen auszulasten. Raps muß in großen Mengen importiert werden. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2005/6 stiegen die Rapseinfuhren nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (ZMP) um das Dreieinhalbfache auf 880000 Tonnen", führt Janßen aus.
Vor allem die gesetzliche Beimischungspflicht, die Anfang 2007 in Kraft tritt, werde sich als Konjunkturmotor für Biodiesel auswirken und die Absatzchancen für Raps weiter noch oben kurbeln: "Rapsöl spielt dabei eine wichtige Rolle, besonders im Schwerlastverkehr. Hier wird das Rapsöl dem fossilen Diesel mit einem Anteil von maximal 30 Prozent beigemischt. Unter Wirtschaftlichkeitsaspekten ist die Beimischung ein entscheidender Hebel für den Absatz des Ökotreibstoffes, weil man die bestehende Infrastruktur des Tankstellennetzes mitnutzen kann", betont Janßen.
Beim Bau der Biodiesel-Anlagen handele es sich um eine unverzichtbare Zukunftsinvestition. Entscheidend sei die Marktentwicklung in den nächsten 20 Jahren. "Man braucht heute doch nur noch sehr wenig Phantasie, um sich einen Ölpreis von 100 Dollar vorzustellen", resümiert der "Goldfish"-Vorstandschef. |
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