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Die Werke der Weimarer Klassik gerieten in Vergessenheit, klagt Uwe Hentschel, Autor von "Moderne Klassik - Klassik der Moderne? Ein wissenschaftlicher Essay über die Aktualität von Goethes und Schillers Werken". Selbst die Feiern zum 250. Geburtstag von Goethe 1999 und zum 200. Todestag von Schiller 2005 hätten nicht darüber hinwegtäuschen können, daß das Wissen über die beiden vielseitigen Genies verblasse. "Ob der Verkauf eines Goethe-Schnullers in Weimar eine gelungene Geschäftsidee darstellt, darf bezweifelt werden, zumindest zeigt sie, auf welchem kulturellen Niveau die Beschäftigung mit Goethe schon angelangt ist. Die Namen von Goethe und Schiller schmücken diverse Geschenkartikel, doch gelesen werden ihre Werke höchstens noch von wenigen Liebhabern reifer Semester."
Uwe Hentschel versucht anhand zahlreicher Beispiele aus den Biographien der beiden Literaten und aus ihrem Lebensumfeld zu belegen, warum ihre Klassik zu Unrecht als alt und verstaubt angesehen wird. Leider hat der Autor seine durchaus nachvollziehbaren Belege als einen wissenschaftlichen Essay verfaßt, der schon aufgrund seines Aufbaus und Stils kaum Verbreitung finden dürfte. Wer sich jedoch mit der nicht immer leicht zugänglichen wissenschaftlichen Lektüre auseinandersetzt, erfährt, daß gerade Schiller und Goethe in einer maßgebenden Zeit des Umbruchs lebten, der den Grundstein für unseren hektischen Alltag der Gegenwart legte. So steckte beispielsweise der Tourismus damals in seinen Kinderschuhen. Gerade Goethe machte von den neuen Möglichkeiten im Reiseverkehr Gebrauch. Dank der Postkutsche kamen die Menschen schneller von A nach B und auch die Verbreitung von Informationen wurde schneller. Auch Goethe und Schiller profitierten von dieser Entwicklung, die auch ihre Werke prägte. Bel
Uwe Hentschel: "Moderne Klassik - Klassik der Moderne? Ein wissenschaftlicher Essay über die Aktualität von Goethes und Schillers Werken", Königshausen und Neumann, Würzburg 2006, broschiert, 174 Seiten, 24,80 Euro. |
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