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Kinder in die Welt zu setzen ist immer noch die schnellste Möglichkeit, sich finanziell zu ruinieren", so der Deutsche Kinderschutzbund. Was auf den ersten Blick zynisch und populistisch erscheint, ist bei näherer Betrachtung leider nicht soweit hergeholt.
Fakt ist:
• Laut dem Statistischen Bundesamt hat eine durchschnittliche Familie mit zwei Einkommen und zwei Kindern ein Haushaltsnettoeinkommen von rund 4000 Euro. In dieser Rechung sind Vergünstigungen wie geringere Steuerabzüge und Kindergeld schon enthalten.
• Nach dem Statistischen Bundesamt muß man in diesem Lande für jedes einzelne Kind durchschnittlich 550 Euro im Monat aufwenden.
• In den Jahren 1998 bis 2003 sind die Aufwendungen für Kinder um rund elf Prozent gestiegen. Die allgemeinen Lebenshaltungskosten sind in dem selben Zeitraum nur um sechs Prozent gestiegen.
• Paare mit Kindern verfügen nur über 63 Prozent des Einkommens, das vergleichbare Paare ohne Kinder haben, das heißt für wichtige Investitionen wie zum Beispiel die Altersversorgung bleibt somit nicht genügend übrig.
• Die Summe der Ausgaben für ein Kind belaufen sich in den ersten 18 Jahren auf rund 120000 Euro. Beschließt dieses, ein Studium anzufangen, kommen, nach Erhebungen der Sparkasse Hamm, weitere 30000 bis 40000 Euro hinzu - ohne Studiengebühren.
Anhand eines Beispiels lassen sich die Zahlen verdeutlichen: Eine Familie, bestehend aus zwei Erwerbstätigen und zwei Kindern, wendet im Monat rund 3000 Euro für ihre normalen Lebenshaltungskosten auf. Davon entfallen auf den Nachwuchs 1100 Euro, das sind rund 36 Prozent der monatlichen Fixkosten. Ein Paar ohne Kinder muß hingegen nur rund 2600 Euro, von seinem geringfügig niedrigerem Nettogehalt, für seinen monatlichen Unterhalt aufbringen. In dieser Rechnung sind Dinge wie zum Beispiel Versicherungen oder Kfz-Steuern noch nicht enthalten. Zieht man zum Vergleich ein Paar mit nur einem Gehalt heran, ergibt sich ein hochgerechneter Verdienstausfall von 266000 Euro bis zur Volljährigkeit des Kindes. Bei dieser Rechung wird davon ausgegangen, daß die Mutter einen theoretischen Nettoverdienst von 1232 Euro gehabt hätte - das halbe Durchschnittseinkommen eines Rentenversicherten 2005.
Soviel zum theoretischen Zahlenspiel, mit dem Politiker und Wirtschaftswissenschaftler so gerne um sich werfen. Praktisch bedeutete dieses für den Autoren dieser Zeilen, daß er allein für die Kinderbetreuung in einer staatlichen Kita (Kindertagesstätte) monatlich rund 550 Euro aufbringen mußte.
Dies entspricht in etwa einer zweiten Monatsmiete, ohne daß die weiteren Lebenshaltungskosten wie Lebensmittel, Bekleidung oder aber auch Freizeitgestaltung in diese Rechnung eingeflossen wären.
Na gut, bleiben von den für die Kinder aufgewendeten 1100 Euro noch 550 Euro übrig. Diese gehen drauf für Bekleidung, Nahrung, Bildung und viele andere Dinge, die man zum "Unterhalt" von Kindern benötigt. Jede Familie weiß, wieviel ein Wochenendeinkauf heutzutage kostet, und so ein Monat kann sehr lang sein. So sind in den letzten sechs Jahren beispielsweise die Kosten für Brötchen um 13,5 Prozent und für Schokolade um 21 Prozent gestiegen, aber auch ein einfacher Herrenhaarschnitt kostet inzwischen acht Prozent mehr. All das schmälert das Haushaltsbudget einer Familie, und spätestens wenn man bei der Hausbank um einen Kredit nachsucht, wird einem bewußtgemacht - Kinder machen einen nicht kreditwürdiger. Eine Tatsache, die durch den Wegfall der Eigenheimzulage, bei der sich Kindersegen mal positiv auswirkte, so manchen Häuslebauer besonders getroffen haben wird.
Kinder bedeuten in diesem Land vor allem, auf Geld zu verzichten, eine Leistung gegenüber der Gesellschaft zu erbringen, ohne daß diese finanziell gefördert oder aufgefangen wird. Kindergeld und Steuervergünstigungen werden schon lange durch den Kostenfaktor Kind aufgezehrt. Warum soll ein junges Paar sich entschließen, Nachwuchs in die Welt zu setzten? Nur damit es jeden Euro zweimal umdrehen muß?
Wenn Eltern ihre Kinder vernachlässigen, steht irgendwann das Jugendamt vor der Tür. Mit Rat und Tat, mahnenden Worten, aber auch mit Strafen sollen die Eltern zur Einsicht bewogen werden. Da kann man doch gespannt sein, wann bei Vater Staat endlich mal das Jugendamt anklopft und diesen an seine Pflichten erinnert.
Unter Private Konsumausgaben fallen folgende Ausgaben: Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren, Bekleidung und Schuhe, Wohnen, Energie, Wohnungsinstandhaltung, Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände, Gesundheitspflege, Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Freizeit, Unterhaltung und Kultur, Bildungswesen, Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen, andere Waren und Dienstleistungen. |
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